Duisburg. Die Zahl der schweren Gewalttaten auf Duisburgs Straßen steigt. Ein Bericht nennt Hintergründe zu den Straftätern. Was dabei auffällt.
Die Zahl der Straftaten ist im Jahr 2023 auch in Duisburg weiter angestiegen. Das geht aus dem aktuellen Kriminalitätsbericht des Duisburger Präsidiums hervor. Auffällig: Vor allem bei Raub, Diebstahl und gefährlicher Körperverletzung beobachten die Ermittler einen erheblichen Anstieg der Fallzahlen.
Die wichtigsten Werte auf einen Blick: Die Gesamtzahl der Straftaten ist im Vergleich zum Jahr 2022 um 3,32 Prozent auf 47.911 Fälle gestiegen. Es sind damit so viele Straftaten registriert worden, wie seit 2017 nicht mehr (siehe Grafik).
Aber: „Im Vergleich mit den anderen Großstädten NRWs, welche sämtlich Anstiege über zehn Prozent zu verzeichnen hatten, ist dies ein bemerkenswert niedriger Wert“, ordnet es die Direktion Kriminalität in ihrem Bericht ein.
Ein Vergleichswert: In der Nachbarstadt Düsseldorf stieg die Gesamtzahl der Straftaten um 11,52 Prozent auf 79.372.
Mehr Straßenkriminalität in Duisburg, weniger Wohnungseinbrüche
Vor allem in einigen Bereichen der Straßenkriminalität gab es in Duisburg einen deutlichen Zuwachs. Hier zwei markante Beispiele:
- Diebstähle 2023: 18.928 (2022: 16.770)
- Gefährliche Körperverletzungen 2023: 688 (2022: 563)
Die Anzahl der Taschendiebstähle ist mit 1367 Taten weiterhin auf einem hohen Niveau. Und: Die Polizei vermutet hier zudem eine hohe Dunkelziffer. Auffällig: In Duisburg gab es im vergangenen Jahr besonders viele Autodiebstähle.
Um fast ein Viertel stieg zudem die Zahl der bekannt gewordenen gefährlichen Körperverletzungen auf Straßen, Wegen und Plätzen im Stadtgebiet.
Eine ganz andere Entwicklung zeichnet sich bei Wohnungseinbrüchen ab. Die Polizei beschreibt einen Rückgang um 13,92 % auf 1135 Einbrüche. In fast der Hälfte der Fälle blieb es beim Versuch. Besonders häufig schlugen die Einbrecher laut Statistik im Stadtteil Marxloh zu. Und: Die Täter nahmen immer häufiger Geschäfte, Büros und Lagerräume ins Visier.
Kripo kann mehr als die Hälfte der Taten aufklären
Wie viele Straftaten konnten die Ermittler der Kripo aufklären? Die Aufklärungsquote lag insgesamt bei 52,18 Prozent. „Ich bin stolz auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, da diese hervorragende Polizeiarbeit leisten. Der Ermittlungsdruck wird größer, die technischen Möglichkeiten anspruchsvoller und die weltweite politische Situation zunehmend angespannter“, erklärt Polizeipräsident Alexander Dierselhuis in diesem Zusammenhang.
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Was immer deutlicher wird: Die Belastung in den Kommissariaten ist enorm. Ein trauriger Fakt, der das untermauert: In 21 Tötungsdelikten ermittelte die Kripo, das waren sechs mehr als noch im Jahr 2022. Dabei ist zu beachten: Die Beamtinnen und Beamten der Polizei Duisburg sind dabei auch für Kapitaldelikte im Kreis Wesel zuständig. Beachtlich: Bei Straftaten gegen das Leben kann die Kripo eine Aufklärungsquote von 95,24 Prozent aufweisen.
Auch beim wohl prominentesten Verbrechen im Jahr 2023 konnte der Verantwortliche gefasst werden: Am 18. April stach Maan D. im John-Reed-Fitnesscenter an der Schwanenstraße auf vier Männer ein und flüchtete. Mit Hochdruck fahndete eine Mordkommission nach ihm und konnte den Syrer wenige Tage später in seiner Wohnung an der Münzstraße festnehmen. Schnell stellte sich heraus, dass der 27-Jährige in einem weiteren Fall der Täter ist: Am Osterwochenende schlachtete er einen 35-Jährigen mit 28 Messerstichen in der Altstadt regelrecht ab.
Seine Opfer wählte der Asylbewerber willkürlich aus. Das Motiv des bekennenden IS-Anhängers: Er wollte nach eigenen Aussagen „möglichst viele Ungläubige töten“. Im Dezember verurteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf Maan D. zu lebenslanger Haft samt anschließender Sicherungsverwahrung. Außerdem wurde eine besondere Schwere der Schuld festgestellt.
Über 40 Prozent der Täter sind Ausländer
Was ist generell über die Täter aus dem Jahr 2023 bekannt? 18.847 hat die Kripo ermittelt. 8245 von ihnen (also 43,75 Prozent) bezeichnet die Polizei als „nichtdeutsche Tatverdächtige“. Dabei handelt es sich also um Menschen, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Der größte Anteil unter diesen Tatverdächtigen sind Rumänen (13,48 Prozent). Zur Einordnung: 10.074 Menschen mit rumänischer Staatsangehörigkeit sind derzeit in Duisburg gemeldet.
Tatverdächtige mit der deutschen und einer weiteren Staatsangehörigkeit werden in der Kriminalstatistik als deutsche Tatverdächtige erfasst.
„Es kann konstatiert werden, dass auch in Duisburg der Anteil der nichtdeutschen
Tatverdächtigen, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil, überproportional hoch ist“, ordnet es die Polizei ein. Eine ähnliche Entwicklung beschreibt Innenminister Herbert Reul (CDU) auch für ganz Nordrhein-Westfalen.
Polizeipräsident Dierselhuis sagt zu den Zahlen: „Zur Bekämpfung von Straftaten bedarf es einer tiefgehenden Analyse der Ursachen, um daraus Handlungskonzepte herzuleiten. Wir als Polizei Duisburg müssen das Problem daher klar benennen und mit unseren Partnern zusammen anpacken. Wir sind es gerade den gut integrierten Migranten in unserer Stadt schuldig, die Gruppe derer klar zu benennen, die unseren Rechtsstaat nicht akzeptieren.“
Jugendliche werden immer gewaltbereiter
„Ins Grübeln“ bringt Dierselhuis nach eigenen Angaben die Entwicklung im Bereich der Jugendkriminalität. „Jugendliche Täterinnen, Täter, teilweise in Banden organisiert, sind zunehmend gewaltbereiter und die Anzahl der begangenen Straftaten bewegt sich nach wie vor auf einem hohen Niveau“, beschreibt er.
Die Zahlen dazu: Im Jahr 2023 waren in Duisburg 21,63 Prozent aller ermittelten Tatverdächtigen unter 21 Jahre alt. Bei Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Raubdelikten ist die Zahl der jungen Tatverdächtigen noch höher. Bei Raubüberfällen auf Straßen, Wegen und Plätzen waren in 67,32 Prozent aller Fälle Jugendliche die Täter. Negativschlagzeilen machte im vergangenen Jahr unter anderem die Zerstörungswut in Hochfeld in der Halloween-Nacht.
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Hoffnung setzt die Polizei hier auf das geplante „Haus des Jugendrechts“. Bei der Strafverfolgung und der Prävention soll der Zusammenschluss von Polizei, Stadt und Staatsanwaltschaft für effektivere Maßnahmen sorgen. Das gemeinsame Büro soll noch im Jahr 2024 eröffnen.