Duisburg. Während des RRX-Ausbaus in Duisburg fahren Züge jahrelang über Ratingen. Und die S1? Warum der Bürgerverein Großenbaum/Rahm nun Alarm schlägt.

Der Rhein-Ruhr-Express (RRX) verspricht Bahn-Kunden in NRW eine bessere Zukunft: In dieser sollen RRX-Linien im 15-Minuten-Takt zwischen Köln und Dortmund verkehren – auf einem eigenen Gleis. Dem Bürgerverein Duisburg-Großenbaum/-Rahm bereitet das Megaprojekt schon jetzt aber vor allem Sorgen: Er befürchtet, der Duisburger Süden könnte während der jahrelangen Bauarbeiten zwischen Düsseldorf und Duisburg vom S-Bahn-Verkehr abgeschnitten werden.

In einem Rundbrief an „Interessenvertreter und Betroffene“ des Bauvorhabens schlägt der Verein darum nun Alarm und fordert: „Es darf nicht passieren, dass der Duisburger Süden nicht mehr per Bahn erreichbar ist.“ Es möge „zwar für DB Netze einfacher sein, eine Großbaustelle zu managen, die auf Vollsperrungen setzt“. Doch für den dichtbevölkerten Stadtsüden sei „die getaktet verkehrende S-Bahn alternativlos“.

RRX-Ausbau Düsseldorf–Duisburg: Nachteile für Fahrgäste von 7 S-Bahn-Stationen abzusehen

Was den Verein und dessen mehr als 300 Mitglieder beunruhigt: Für den RRX muss zwischen Düsseldorfer Flughafen und Duisburg Hauptbahnhof ein fünftes, teils sechstes Gleis gebaut werden. Während dieses Mammutprojektes will die Bahn Regionalzüge zwischen Düsseldorf-Derendorf und Duisburger Hauptbahnhof einen Bogen um die Baustelle fahren lassen – über die noch zu reaktivierende Ratinger Weststrecke einige Kilometer östlich der Hauptstrecke (wir berichteten).

„In bestimmten Bauphasen werden nur noch Fernzüge auf der Hauptstrecke verkehren“, erklärte Michael Kolle, RRX-Projektleiter der DB Netze Ende 2022, als er den „fast revolutionären“ Planungskniff erläuterte: die Reaktivierung der Weststrecke für den Personenverkehr und deren Anschluss ans Streckennetz. Die Umleitung der Regionalzüge (RE) bringt für Tausende Fahrgäste und den Bauherrn eine Menge Vorteile – aber eben sehr wahrscheinlich gravierende Nachteile für S-Bahn-Passagiere der S1.

Besonders betroffen dürften all jene sein, die heute auf der Hauptstrecke zwischen Düsseldorf-Derendorf und Duisburg Hbf an einer der sieben S-Bahn-Stationen in die S1 ein- und aussteigen:

  • D-Unterrath
  • D-Flughafen (auch RE- und ICE-Halt)
  • D-Angermund
  • DU-Rahm
  • DU-Großenbaum
  • DU-Buchholz
  • DU-Schlenk.

Für die S1, so Kolle Ende 2022, werde während des RRX-Ausbaus voraussichtlich Schienenersatzverkehr eingerichtet werden müssen.

S-Bahn-Anbindung „durchgängig erhalten“

Das aber lehnt der Bürgerverein ab. Dieser fordert, dass „während der Bauarbeiten auf eine Vollsperrung der auszubauenden Strecke verzichtet wird und die S-Bahn als Minimalangebot auch dann mit Halt in Duisburg-Großenbaum verkehrt, wenn tage- oder wochenweise umfangreiche Teilsperrungen nötig sind“.

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Mit dem Rundbrief wendet sich der Bürgerverein Duisburg-Großenbaum/Rahm auch an Duisburger Parteien und Politiker sowie an andere „Betroffene des Vorhabens“, etwa den Flughafen: „Aufgrund der Bedeutung der S-Bahn-Anbindung für den gesamten Duisburg Süden bitten wir Sie, sich ebenfalls mit Nachdruck zu engagieren, dass diese auch im Rahmen der Bauarbeiten durchgängig erhalten bleibt.“

Warnung vor Schienenersatzverkehr und Verkehrsbelastung

Die S1 sei die „mit Abstand wichtigste ÖPNV-Verbindung“ für Tausende Berufspendler im Stadtsüden, die in Düsseldorf, Duisburg oder im Ruhrgebiet arbeiten, verdeutlicht Vorstandsmitglied Thomas Guesnet. Ebenso seien „sehr, sehr viele“ Kinder und Jugendliche auf dem Schulweg und Bürger im Alltag auf die S1 angewiesen. „Die Bahnen sind morgens und nachmittags voll.“ Die gute S-Bahn-Anbindung „war und ist für viele Menschen sogar ein Grund, hierherzuziehen“, so Guesnet.

Die S-Bahn-Linie S1 verbindet den Duisburger Süden mit Düsseldorf, Duisburger Hauptbahnhof und Ruhrgebiet. Die Linie führt von Solingen über Düsseldorf und Essen bis Dortmund.
Die S-Bahn-Linie S1 verbindet den Duisburger Süden mit Düsseldorf, Duisburger Hauptbahnhof und Ruhrgebiet. Die Linie führt von Solingen über Düsseldorf und Essen bis Dortmund. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Schienenersatzverkehr sei „keine Lösung“, mahnt er: „Nicht zuverlässig genug. Und in eine S-Bahn passen so viele Menschen wie in zehn Busse.“ Die Leute würden aufs Auto und die Schüler ins Elterntaxi umsteigen, im Stadtverkehr drohte Verstopfung. Es gebe nur eine Lösung, findet Guesnet: „Man muss die Baustelle von vornherein so planen, dass die S-Bahn fährt – selbst wenn es aufwendiger ist.“

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Zwei entscheidende Frage des Bürgervereins an die Deutsche Bahn AG: „Gibt es schon Pläne für Sperrungen während der Bauarbeiten?“ „Ist gewährleistet, dass die Bahnhöfe im Duisburger Süden durchgängig von der S-Bahn angefahren werden und mindestens der – betrieblich als Bahnhof ausgelegte – S-Bahn-Halt in Großenbaum durchgängig mit einem Taktverkehr bedient wird?“

Die Antworten der Bahn auf Anfragen unserer Redaktion zum Thema dürften die Bürgerinnen und Bürger in Rahm, Buchholz, Großenbaum und Wanheimerort nicht zufriedenstellen – eher sogar beunruhigen. >>zum Artikel: Stoppt der RRX-Ausbau die S1? Die Antwort der Deutschen Bahn

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