Duisburg. Die Debatte über ein Handyverbot an Schulen ist neu entflammt. Was Duisburgs Lehrer und Schüler davon halten: Sie haben eine klare Meinung.

Es ist ein viel diskutiertes Thema: Sollten Handys an Schulen verboten werden? Besonders nach dem Leitfaden zur Nutzung von Smartphones an Schulen, den Großbritannien vor kurzem veröffentlicht hat, ist die Debatte neu entflammt. In diesem geht es darum, wie die Nutzung von Handys unterbunden werden kann. Ist so eine Bestimmung, die beispielsweise in Frankreich schon seit 2018 gilt, auch in Deutschland denkbar? Duisburgs Lehrerinnen und Lehrer haben dazu eine klare Meinung.

Von einem generellen Verbot hält Stan Orlovic, Schulleiter der Karl-Lehr-Realschule, nichts. Er könne nachvollziehen, dass Schülerinnen und Schüler ihr Handy für den Schulweg und Notfälle mitnehmen. Während der Schulzeit ist die Nutzung von Mobiltelefonen sowieso verboten. „Da alle unsere Schülerinnen und Schüler ein iPad haben, ist der Gebrauch auch nicht nötig“, sagt Orlovic.

Handyverbot an Duisburger Schulen: „Es ist wichtiger, Medienkompetenz zu vermitteln“

Auch Bernd Beckmann, Schulleiter der Gesamtschule Meiderich, und Dr. Wibke Harnischmacher, Schulleiterin des Mercator-Gymnasiums, sind von einem Verbot nicht überzeugt. „Die Schule ist ein Ort, wo Dinge beigebracht werden. Wenn ich den Eindruck habe, dass Schülerinnen und Schüler, die auf dem Weg zum Erwachsenwerden sind, damit nicht richtig umgehen können, ist die Lösung nicht, dass man es verbietet“, sagt Beckmann. „Es ist wichtiger, Medienkompetenz zu vermitteln“, ergänzt Harnischmacher.

Generell ist jede Schule selbst verantwortlich für die Gestaltung des Unterrichts, die Erziehung und das Schulleben. „Für den gezielten Einsatz von Mobiltelefonen im Unterricht gilt: Nach dem nordrhein-westfälischen Schulgesetz unterrichten, erziehen, beraten, beurteilen, beaufsichtigen und betreuen Lehrerinnen und Lehrer die Schülerinnen und Schüler in eigener Verantwortung“, heißt es vom Schulministerium. In einer digitalen Welt gehöre ein souveräner Umgang mit digitalen Medien zu den grundlegenden Kompetenzen. „Eine Verschärfung oder Lockerung wird in Nordrhein-Westfalen derzeit nicht diskutiert“, teilt das Schulministerium mit.

Handys an Duisburger Schulen: Nutzung wird stufenweise erlaubt

An Beckmanns Gesamtschule gebe es eine klare Regel: In der fünften und sechsten Klasse an der Gesamtschule ist die Handy-Nutzung untersagt. „Dass sie alle eins dabeihaben, wissen wir, weil die Eltern auch wollen, dass sie erreichbar sind. Aber auf dem Schulgelände und in dem Schulgebäude ist das nicht sichtbar.“ Diese zwei Jahre sollen genutzt werden, um den Einstieg in den Umgang mit sozialen Medien zu üben und zu lernen, erklärt Beckmann. Die Oberstufenschüler dürfen in bestimmten Bereichen ihre Smartphones nutzen.

Es seien vor allem die sozialen Netzwerke, die ein Problem darstellen, weniger die Handys an sich, meint Orlovic: „Neun von zehn Konflikten werden über die sozialen Medien aus der Freizeit in die Schule getragen. Da ist das Handy dann eventuell Übermittler, vor oder nach der Schule.“

iPads erlaubt: Entwicklung sei widersprüchlich

In der Diskussion gehe es aber generell um mobile Endgeräte, nicht nur um Handys. Die Gesamtschule ist, genau wie das Mercator-Gymnasium und die Karl-Lehr-Realschule, mit iPads ausgestattet. „Auf der einen Seite werden die Schüler im vollen Umfang dazu befähigt, mit mobilen Endgeräten sich im Internet zu bewegen und auf der anderen Seite wird überlegt, ihnen das zu verbieten“, meint Beckmann. Die Entwicklungen seien widersprüchlich.

Statt eines Verbots sei es wichtiger, eine gute Medienkompetenz zu vermitteln. „Viel wichtiger wäre die Prävention schon bei Grundschulkindern, um auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die mit der Handynutzung einhergehen“, sagt Orlovic. Aber nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern müssen geschult werden. „Damit diese auch lernen, Gefahren zu erkennen und damit bei den Kindern frühzeitig reagieren zu können“, sagt Orlovic.

Dem stimmt Wibke Harnischmacher zu. Am Mercator-Gymnasium werden die Eltern über die Mediennutzung aufgeklärt, wenn die Kinder neu an die Schule kommen. Auch auf Elternabenden werde das immer wieder thematisiert.

Florim Iseini, hier beim Bildungsprotest im März dieses Jahres, ist Duisburgs Bezirksschülersprecher.
Florim Iseini, hier beim Bildungsprotest im März dieses Jahres, ist Duisburgs Bezirksschülersprecher. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Schüler zum Handyverbot: „Würde Unmut und Unverständnis auslösen“

Florim Iseini, Bezirksschülersprecher in Duisburg, spricht sich klar gegen ein Handyverbot aus: Es würde Unmut und Unverständnis auslösen. „Wenn man Digitalisierung ernst nimmt, muss man auch versuchen, das Handy mit in den Unterricht zu integrieren und Schülerinnen und Schüler und auch Lehrern die Möglichkeit geben, sich medientechnisch fortzubilden“, sagt Iseini. So könne eine geeignete Medienkompetenz aufgebaut werden. „Am Ende des Tages“, sagt Florim Iseini, „sollten Schülerinnen und Schüler in die Schule gehen, um zu lernen und Lehrer, um den Schülern etwas beizubringen.“