Duisburg. Die Zahl der Kitaplätze ist in Duisburg trotz Neubauten gesunken. Wie die Stadt den Rechtsanspruch erfüllen will und wo es eng wird.

Die Betreuung ihrer Kinder wird auch in den kommenden Jahren noch viele Duisburger Eltern Nerven kosten. Zum Kindergartenjahr 2024/25 sinkt die Zahl der Kitaplätze von 19.814 auf 19.525, rechnet die Stadtverwaltung in einer Vorlage vor. Der Bedarf sinkt allerdings nicht. Der Jugendhilfeausschuss muss sich mit dem Notstand in fast allen Bezirken befassen.

In der aktuellen Vorlage steht deutlich, dass „die angebotenen Betreuungsplätze der zu erwartenden Nachfrage nicht völlig gerecht werden“. Da es gesetzlich zulässig ist, jede Gruppe mit bis zu zwei Kindern überzubelegen, hofft die Stadt auf weitere Angebote durch die fast 30 Träger. Entspannung könnte es vereinzelt durch neue Kitas geben, die im Laufe des nächsten Kindergartenjahres eröffnet werden, sowie durch Angebote für Zwischenlösungen.

Kindertagesstätten in Duisburg: Es fehlen immer noch hunderte Plätze

Dennoch plant die Stadt zunächst mit 764 Überbelegungsplätzen im Ü3-Bereich und 115 im U3-Bereich. Nur durch das Ausreizen der Gruppengrößen kann verhindert werden, dass in Duisburg eigentlich über 1500 Plätze fehlen. Im letzten Jahr war die Zahl noch dramatischer, damals fehlten der Stadt rund 2100 Betreuungsplätze.

Positiv wirkt sich in diesem Zusammenhang die Bevölkerungsstatistik aus – denn insgesamt sinkt die Zahl der Kinder, die in Duisburg zwischen 0 und 6 Jahre alt sind, Stand Dezember 2023 von 30.785 auf 30.603. Theoretisch werden also weniger Eltern ihren Betreuungsbedarf anmelden als im Vorjahr.

14.312 Kita-Plätze für Kinder über drei Jahre

Für das Kita-Jahr ab August geht die Stadt davon aus, dass sie 14.526 Ü3-Plätze braucht, es stehen aber nur 14.232 Plätze zur Verfügung plus 80 Plätze in heilpädagogischen Gruppen. Insgesamt komme man so aber auf das vom Rat beschlossene Angebot für 95 Prozent der Kinder von 3 bis 6.

Bei den Unter-Dreijährigen liegt die Versorgungsquote, die sich die Stadt gesetzt hat, bei 32 Prozent. Für 14.164 Kinder wären das 4532 U3-Plätze. Tatsächlich stehen aber lediglich 2619 Kita-Plätze und 1577 Plätze in Kindertagespflegen zur Verfügung, also zusammen 4196. Das entspricht einer Quote von 30 Prozent. Um die 32 Prozent zu erreichen, fehlen 336 Plätze.

Im Süden fordern mehr Eltern einen Ü3-Platz als erwartet

Wenn mehr als die erwarteten 32 Prozent aller Familien eine Betreuung für ihre Jüngsten beanspruchen, würde das Loch umso größer. Das war im vergangenen Jahr in einigen Süd-Bezirken der Fall, wo deshalb aktuell von einer höheren Versorgungsquote ausgegangen wird, erklärt die Stadtverwaltung.

Sie setzt zur Versorgung auch auf Tagespflegekräfte. Hier ist die Zahl allerdings von 432 auf 344 Anbieter gesunken. Deshalb soll die Satzung für die Kindertagespflege geändert werden. Die Stadt will die Qualifizierung neuer Tagespflegepersonen komplett finanzieren, die Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte und Kinderpflegerinnen zumindest anteilig übernehmen. Urlaubs- und Krankentage sowie Geldleistungen sollen angehoben werden, um den Beruf attraktiver zu machen.

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So viele Betreuungsplätze fehlen in den sieben Stadtbezirken

Die meisten Kinder leben im Bezirk Mitte. Für Ü3-Kinder liegt die Betreuungsquote bei 102 Prozent, für Jüngere bei 33 Prozent. Statistisch ist hier also alles gut, die Stadt hat allerdings Lücken in Hochfeld und Wanheimerort ausgemacht.

Der Duisburger Süden ist neben Mitte der Bezirk mit der besten Versorgungsquote. 101 Prozent bei Ü3, 40 Prozent bei U3. Dennoch ist die Zahl der Überbelegungsplätze hoch, weshalb weitere Standorte geprüft werden.

Im Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl werden die selbstgesetzten Quoten der Stadt erreicht. Es hapert eher an der Verteilung: Während in Baerl 58 Plätze für Über-Dreijährige fehlen, gibt es in Ruhrort (plus 12) und Hochheide (plus 23) zu viele.

In Walsum fehlen laut Stadt 110 Betreuungsplätze, um die Versorgungsquoten zu erfüllen. Vor allem Wehofen und Aldenrade seien schlecht versorgt, weshalb die Stadt hier für weitere Kitas nach Grundstücken sucht und Standorte prüft.

Auch im Bezirk Hamborn fehlen Betreuungsplätze: Obwohl die Zahl der unter Dreijährigen gesunken ist, fehlen 249 Betreuungsplätze (Quote: 22%), für Ü3-Kinder fehlen 134 Plätze.

80 Plätze fehlen im Bezirk Meiderich/Beeck für U3-Kinder, bei den über Dreijährigen wird die Quote von 95 Prozent geschafft.

In Rheinhausen fehlen 177 Betreuungsplätze für Ü3, 67 Plätze für die jüngeren Kinder.

Für Kinder mit besonderem Förderbedarf gibt es 495 Plätze in inklusiven Einrichtungen plus 80 Plätze in heilpädagogischen Gruppen. Hinzu kommen 18 I-Plätze in Regelgruppen. Das Landesprojekt FlüKids bietet im kommenden Kindergartenjahr 944 Plätze für zugewanderte und geflüchtete Kinder.

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>> U3-PLÄTZE AUCH FÜR ÄLTERE KINDER NUTZEN

  • Der Rat der Stadt Duisburg muss erneut einen Grundsatzentscheid fällen, damit U3-Plätze auch mit älteren Kindern belegt werden können.
  • Grundsätzlich gibt es eine Zweckbindung, wenn der Ausbau von U3-Plätzen investiv gefördert wurde. Nach dem Ratsbeschluss wäre die Zweckbindung auch erfüllt, wenn ein U3-Platz nicht für ein Kleinkind gebraucht wird und deshalb ein älteres Kind diesen Platz belegt.
  • Solche Entscheidungen müssen allerdings immer im Einzelfall getroffen werden und gelten nur jeweils für ein Kindergartenjahr.

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