Duisburg-Marxloh. Die Brautmodenmeile in Marxloh wird umgebaut. Ein Parkhaus ist dafür wichtig. Doch will die Stadt Duisburg es überhaupt? Daran gibt es Zweifel.
Will die Stadt Duisburg die Menschen in Marxloh hinters Licht führen? Diesen Eindruck hatte jetzt der örtliche CDU-Vorsitzende Deniz Güner, als er in die städtischen Unterlagen für den Umbau des Stadtteils schaute, der jetzt von der Politik beschlossen werden soll.
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Lange hatte die Stadt Duisburg mit den Anwohnern und Geschäftsleuten darüber gestritten, wie der Autoverkehr auf dem August-Bebel-Platz und auf der Weseler Straße mit Fördermillionen verringert werden könne. Der größte Zankapfel war bislang das Vorhaben, den Marktplatz autofrei zu machen und auch entlang der Brautmodenmeile Parkplätze zu entfernen zugunsten einer Flaniermeile und Außengastronomie. Mit dem Förderprogramm „Stark im Norden“ sollte Marxloh auch dadurch attraktiver werden und mehr Aufenthaltsqualität gewinnen. Gewinnen konnte die Stadt die Kaufleute mit dem Vorhaben, ein neues Parkhaus zu bauen.
Marxloh-Umbau: Erkauft sich die Stadt Duisburg die Zustimmung mit einer List?
Doch genau dahinter vermutet Deniz Güner jetzt eine List. Mit einer Beschlussvorlage zu dem Umbauprojekt, die zunächst in der Bezirksvertretung Hamborn (15. Februar, 16 Uhr) und dann im Rat (19. Februar, 15 Uhr) abschließend beraten wird, werden die Fachleute im Rathaus unter anderem „mit der Errichtung eines Parkhauses und den erforderlichen Schritten zur Machbarkeit und Umsetzung beauftragt“.
Zusätzlich beschließen die beiden Gremien, eine neue Verkehrsplanung für die Weseler Straße und den August-Bebel-Platz. Darin ist der Wegfall von Parkplätzen ebenso verankert wie ein Tempolimit von 20 Stundenkilometern, auch die Fahrradwege fallen weg. Außerdem geht es um ein Parkleitsystem für Marxloh und um die Bewirtschaftung von Parkplätzen, also um Parkscheiben oder -scheine.
„In der Beschlussvorlage steht nicht drin, was besprochen und vereinbart wurde“, erläutert Deniz Güner seine Verärgerung. Denn der Marxloher CDU-Chef interpretiert den dort formulierten Auftrag an die Stadtverwaltung so, dass sie das Parkhaus nicht zweifelsfrei ermöglichen, sondern lediglich „ergebnisoffen“ prüfen solle.
Da die Stadt über das Parkhaus nicht separat abstimmen möchte, sondern es zusammen mit anderen Maßnahmen verknüpft, hegt der Christdemokrat die Befürchtung, dass das Parkhaus gar nicht ernsthaft gebaut werden soll und dass die Fachleute ohnehin zu dem Schluss kommen werden, es sei eben nicht machbar. Dennoch wäre dann bereits beschlossen, dass keine Autos mehr auf dem August-Bebel-Platz stehen dürfen und dass die Parkbuchten an der Weseler Straße wegfallen und teilweise durch Kurzparkplätze ersetzt werden.
Werbering Marxloh gibt der Stadtverwaltung einen Vertrauensvorschuss
Dagegen glaubt der Werbering Marxloh nicht daran, dass sich in der Beschlussvorlage eine List verbirgt. „Wir vertrauen der Stadt, dass es ernsthafte Bemühungen gibt, das Parkhaus zu bauen. Die Umsetzungsabsichten sind da, und für uns sind sie viel wert“, betont der Vorsitzende Selgün Çalisir. Dass ein Bauvorhaben letztlich scheitern könne, wisse natürlich jeder Geschäftsmann. Aber die Stadtverwaltung genieße einen Vertrauensvorschuss.
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Gelassen sieht auch der Marxloher Bezirksvertreter Claus Lindner (SPD) die städtische Vorlage. Zumal er sie völlig anders liest als der Christdemokrat Güner. Für Lindner versteckt sich darin nicht etwa eine ergebnisoffene Machbarkeitsprüfung zwischen den Zeilen; vielmehr soll der Parkhaus-Neubau machbar gemacht werden. „Dafür muss der Bebauungsplan geändert werden“, erläutert Lindner, „Das dauert gut anderthalb bis zwei Jahre.“ Doch der August-Bebel-Platz werde ebenfalls nicht sofort autofrei, derzeit gehe man von 2026 aus.
„Ohne das Parkhaus machen wir in Marxloh gar nichts“, bekräftigt der SPD-Ratsherr Dieter Stradmann. Zwar hatte Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne bereits im Januar klargestellt, dass der Umbau im Stadtteil beginnen müsse, bevor das Parkhaus gebaut sei – zumal auch die Standortfrage nicht abschließend geklärt ist. Sollte das Parkhaus jedoch scheitern und auf dem August-Bebel-Platz und an der Weseler Straße seien die Parkplätze bereits verschwunden, so Stradmann, „dann kann sich Martin Linne in Marxloh nie mehr sehen lassen – und wir auch nicht.“
>> Beschluss setzt Rahmenbedingungen für Wettbewerb fest
- Die Bezirksvertretung Hamborn und der Stadtrat stimmen mit der Verkehrsleitlinie für Marxloh über die Grundlage und die Rahmenbedingen für den Wettbewerb zur Umgestaltung vom August-Bebel-Platz und der Weseler Straße ab.
- Ebenso geht es um den Hamborner Altmarkt, der nach einem Wettbewerb umgestaltet werden soll.