Duisburg. Das Casino Duisburg befindet sich im massiven Umbruch. Für Spieler gibt es Änderungen. Wie die Spielbank profitiert – und die Stadt Duisburg.
Vom Edelambiente früherer Tage ist nicht viel geblieben im Casino Duisburg: Elegante Abendkleidung und klassisches Spiel weichen Jogginghose und Daddelei am Automaten – die Vor- und die Nachteile.
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Früher war mehr Chic. Noch 2015 schrieb die Kleiderordnung ein „Oberhemd mit durchgehender Knopfleiste“ sowie „geschlossenes Schuhwerk“ vor. Wer zu leger kam, „durfte“ sich am Jackett-Verleih ausstaffieren. Der gehört ebenso der Vergangenheit an wie das hochklassige Restaurant Inside, das bis zur Schließung 2017 zur Spitzen-Gastronomie in Duisburg zählte.
Kleiderordnung im Casino Duisburg: Badelatschen und Muskelshirts sind verboten
Heute bittet das Casino nur noch darum, auf Badelatschen, Sporthosen und Muskelshirts zu verzichten. Allzu streng ist die Kontrolle offensichtlich nicht: Wo einst der Anzug bei vielen dazugehörte wie das „Rien ne va plus“, versuchen Spieler heute auch in der Jogginghose ihr Glück. Laut Hausordnung gilt: „Mit gepflegter Freizeitkleidung sind Sie herzlich willkommen.“
Das hat längst zum Abstieg der ersten Etage geführt. Die Tische für Roulette, Black Jack und Ultimate Texas Hold‘em werden immer weniger; stattdessen führt der Weg von der Rolltreppe Richtung klassisches Spiel unmittelbar vorbei an blinkenden Slot-Maschinen, wie sie früher aufs Erdgeschoss beschränkt waren.
Zwar betont der Sprecher der Merkur Spielbanken NRW, Torben Adelhardt: Bereits zur Eröffnung des Duisburger Casinos hätten im klassischen Spiel neben den Tischen auch Automaten zum Spiel eingeladen. Damals „wurden 25 Multi-Roulette-Automaten mit inkludierten Slotspielen aufgestellt“, sagt Adelhardt – Automaten also, bei denen sich die Spieler den Gang an den Kessel sparen und trotzdem an Tisch 3 auf die schwarze 18 setzen können.
Casino verdreifacht Zahl der Automaten in der Etage fürs klassische Spiel
Diese Automaten hielten sich damals allerdings dezent im Hintergrund. Inzwischen erobern sie das Casino auch oben. Das bestätigen Zahlen, die Adelhardt nennt: 2020 habe man „die Anzahl der Automaten im klassischen Spiel auf 85 erhöht“; im Vergleich zu Eröffnung wurde ihre Zahl also mehr als verdreifacht.
400 Stück warten inzwischen im gesamten Haus aufs Geld der Spieler. Dieser Menge an einarmigen Banditen stehen weitaus weniger Tische gegenüber, an denen Croupiers über die Einsätze wachen: 26 Stück sind es nach Adelhardts Angaben, wobei zwei davon für klassisches Poker reserviert sind und somit nur freitags- und samstagabends aufs All-in warten, und das nur nach Voranmeldung. Zum Vergleich: 2015 wurde dem klassischen Spiel noch auf 32 Tischen der, wenn auch nicht rote, Filz ausgerollt.
Automatenspiel öffnet acht Stunden länger als klassisches Spiel
Dazu passt: Während das klassische Spiel erst abends um 18 Uhr öffnet und es um 3 Uhr heißt „Rien ne va plus“, blinken die Automaten von 11 Uhr morgens bis 4 Uhr nachts, pro Tag also acht Stunden länger. Entsprechend schrumpft die Zahl der Mitarbeiter im klassischen Spiel: 2015 waren es noch 110, heute sind es 88.
Manchem Anhänger des gepflegten Spiels verdirbt diese Entwicklung die Atmosphäre. Der Casino-Sprecher betrachtet die Entwicklung anders: „Die Verzahnung von klassischem Spiel, Automatenspiel und spielbezogenem Live-Entertainment gehört zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren des Merkur Casino Duisburg.“
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Die Zahlen geben ihm recht. Von der Corona-Delle, als der jährliche Bruttospielertrag von zuvor 54,6 Millionen Euro (2019) auf 37,4 bzw. 38 Millionen Euro (2020/2021) einbrach, hat sich das Casino im Citypalais mehr als erholt: 2022 verzeichnete es den Rekord-Bruttospielertrag von 89,4 Millionen Euro. Im Vergleich zum Jahr vor der Pandemie entspricht das einer Steigerung um knapp 39 Prozent.
Wie viel Geld verdient das Casino? Merkur will Zahlen geheim halten
Zahlen, die das Casino gerne geheim halten würde. Die Merkur Spielbanken veröffentlichten „grundsätzlich keine wirtschaftlichen Kennzahlen“, erteilt Torben Adelhardt der Frage nach den Erträgen eine Absage. Öffentlich ist allerdings der Haushalt der Stadt Duisburg – und für die ist der Gewinn des Casinos ein Glücksgriff.
Grund dafür ist die Spielbankabgabe. Aus dieser bekommt Duisburg jedes Jahr einen Teil dessen, was im Casino an Jetons über die Tische geht. Zwölf Prozent schreibt das Spielbankgesetz vor. Das bedeutet: Wenn die Bank gewinnt, gewinnt auch Duisburg – 2022 waren es 10,7 Millionen Euro.
Casino Duisburg erwirtschaftet fast drei Viertel seines Geldes mit Automaten
Einnahmen, die der Stadt hauptsächlich das Automatenspiel beschert; Zockerei also, wie sie auch in jeder Spielhalle möglich ist. Das zeigt ein Blick in die Finanzen des Landes NRW vor der Privatisierung der Westspiel-Casinos, wie sie bis zum Verkauf an die Gauselmann-Gruppe 2021 hießen. Von den 54,6 Millionen Bruttospielerträgen, die das Casino 2019 einspielte, entfielen demnach 14,7 Millionen Euro auf Roulette und Co. – gegenüber 39,9 Millionen Euro, die Spieler an den Automaten verzockten; mehr als 73 Prozent also.
Mit immer mehr Automaten füllt das Casino eine Lücke, die sich an anderer Stelle in Duisburg auftut: Seit 2013 ist die Anzahl an Spielhallen in der Stadt auf 108 im Jahr 2023 gesunken. Auch die Zahl der Spielautomaten in den Hallen ist heute entsprechend niedriger: Waren es 2013 noch 1427, lag die Zahl 2022 bei 996.
Dennoch: Das klassische Spiel wird dem Casino Duisburg langfristig erhalten bleiben. Das gibt schon das Spielbankgesetz NRW vor, das für jeden Casino-Standort beide Spielarten vorschreibt. Die Entwicklung hin zu mehr Automaten aber dürfte weitergehen. Je nach Spielvorlieben mag das einen Verlust bedeuten – für die Stadt Duisburg könnte es sich weiter auszahlen.
>> CASINOS IN NRW: NEUE SPIELBANK ERÖFFNET 2024
383.474 Besucher spielten im Jahr 2019 im Casino Duisburg. Aktuelle Zahlen sind nicht veröffentlicht. Die Merkur Spielbanken bezeichnen es als „das mit Abstand besucherstärkste Casino im Land“.
Noch 2024 will Betreiber Merkur Spielbanken NRW ein sechstes Casino in NRW eröffnen: in Siegburg.
Damit wird die erlaubte Zahl von sechs Casinos in NRW ausgeschöpft sein: Es gibt neben Duisburg Spielbanken in Aachen, Bad Oeynhausen, Dortmund-Hohensyburg und Monheim.