Duisburg. Eine Duisburgerin will Alia A. gedenken, die vor ihrer Garage getötet wurde. Sie bekommt Ärger mit dem Vermieter. Dann die überraschende Wende.
Der Gewaltexzess eines verlassenen Ehemanns hat im Oktober 2023 viele Duisburger entsetzt: Skender A. (25) fährt seine Frau Alia A. (19) und den gemeinsamen Sohn (17 Monate) absichtlich mit seinem Mercedes an. Dann steigt er aus und prügelt auf Alia A. ein. Die junge Frau stirbt einen Tag später im Krankenhaus, wahrscheinlich an den brutalen Tritten und Schlägen. Um das Leben des Säuglings kämpfen die Ärzte tagelang. Der Kleine überlebt.
Passiert ist diese brutale Attacke in der Oswald-Straße in Vierlinden, direkt vor einer Garage, die eine Duisburgerin von Vivawest angemietet hat. Um an das Opfer zu erinnern, hat sie eine Lampe an der Garage angebracht – und Ärger mit ihrem Vermieter bekommen. Entsetzt über dessen Verhalten hat sie einen anonymen, aber offenen Brief an Vivawest geschrieben, der auf der Facebook-Seite der Duisburger Nachrichten veröffentlicht wurde.
Vivawest verlangte von Duisburgerin, die Lampe zum Gedenken an das Mordopfer zu entfernen
„Brutal wurde eine junge Frau durch einen sinnlosen Femizid aus dem Leben gerissen. Zum Gedenken an das Opfer sowie an diese schreckliche Tat haben wir mit nur einem Bohrloch eine Laterne an dieser Garage angebracht. Damit dort immer ein Licht für sie brennt (natürlich eine LED-Kerze/Brandschutz)“, schildert sie in dem Brief.
Kurz vor Weihnachten habe sie einen Brief von ihrem Vermieter bekommen: Sie solle die Lampe wieder abmontieren. „Ansonsten würde diese entfernt und die entstandenen Kosten mir in Rechnung gestellt. Ich rief direkt bei euch an, denn ihr wart darüber informiert, warum diese Laterne angebracht wurde. Ich erinnere mich genau an eure Begründung. Die Laterne passt nicht ins Wohnbild“, schreibt die Frau weiter.
Vermieter beautragt eine Firma, die Laterne abzumontieren
Die Duisburgerin weigert sich, Vivawest beauftragt eine Firma mit der Entfernung der Lampe. „Selbst der Beauftragte fuhr unverrichteter Dinge davon, nachdem er von dem Sinn der Laterne erfuhr. Am darauffolgenden Tag blieb ihm jedoch nichts anderes übrig, als unsere Laterne zu entfernen, weil ihr darauf bestanden habt“, so die Mieterin.
„Jetzt werde ich euch den Rücken zukehren und meinen Mietvertrag kündigen, denn dieses Verhalten ist für mich inakzeptabel und herzlos“, lautet ihre Konsequenz. Mehr als 20 Jahre sei sie Mieterin bei Vivawest gewesen. Ihr offener Brief bewegt die Menschen bei Facebook: In nur 24 Stunden wurde der Beitrag mehr als 350 Mal geteilt, fast 400 User schreiben Kommentare. Diese beiden stehen stellvertretend für den Tenor der allermeisten: „Unmöglich von Vivawest. Von euch eine wundervolle Geste“ und „Mir fehlen die Worte ... einfach herzlos ... ich hoffe, es kommt doch noch zu einem schönen Ende.“
Nach einem offenem Brief auf Facebook lenkt Vivawest ein
Danach sieht es momentan tatsächlich aus. Auf eine Anfrage dieser Zeitung schreibt Vivawest-Sprecher Jens Rospek: „Zunächst möchten wir uns bei unserer Mieterin und Verfasserin des offenen Briefes sowie allen weiteren Menschen, die direkt oder indirekt von dem Mordfall betroffen waren oder sind, für unser Vorgehen und unsere Kommunikation entschuldigen – beides war im Zusammenhang dieses Vorfalls nicht angemessen und wird nun intern aufgearbeitet.“
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Damit nicht genug, der Wohnungskonzern geht noch einen Schritt weiter: „Die Kolleginnen und Kollegen unseres Kundencenters sind mit der Mieterin der Garage im persönlichen Austausch. Unser Ziel ist es, gemeinsam eine Lösung zu finden, um dem Opfer ein würdevolles Andenken zu bewahren. Die Kosten für die Entfernung der Laterne stellen wir unserer Mieterin selbstverständlich nicht in Rechnung.“
In Vierlinden könnte es also schon bald einen Ort des Gedenkens an die getötete junge Frau geben. Ihr Mann Skender A. wurde noch am Tatort verhaftet, weil Passanten ihn festgehalten haben. Er sitzt in Untersuchungshaft und schweigt bis heute über das Geschehen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem inzwischen 26-Jährigen vollendeten und versuchten Mord vor. Ihm droht eine lebenslange Freiheitsstrafe. Das Duisburger Landgericht muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden.