Duisburg. Inflation, Krieg, Personalengpass: 2023 war nicht einfach für Lokale in Duisburg. Dieser beliebte Gastronom musste sogar Insolvenz anmelden.
2023 war kein einfaches Jahr für die Gastronomen in Duisburg. Viele Restaurantbesitzer hatten gehofft, dass sich nach der Pandemie das Geschäft wieder normalisiert und die Leute wieder unbeschwert ausgehen.
Doch dann begann der Ukraine-Krieg, Energie verteuerte sich, die Inflation stieg. Und nun schlagen Vertreter der Branche Alarm, weil der reduzierte Mehrwertsteuersatz ausläuft und wieder 19 Prozent auf Speisen fällig werden. „Krisen ohne Ende“, fasst Frank Schwarz, Chef der gleichnamigen Gastro-Group und neuer Vorsitzender des Duisburger Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) denn auch das Jahr 2023 knapp zusammen.
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Schwarz weiß: „Der gestiegene Kostendruck in den Betrieben macht allen zu schaffen, nach wie vor ist die Nachfrage der Gäste noch unter dem Niveau von 2019.“ T
rotz der gestiegenen Umsätze gegenüber der Pandemie-Jahre seien bei einigen seiner Kollegen die Margen weiter gesunken. Schwarz zählt auf: „Energiekosten, Lebensmittelpreise, gestiegene Lohnkosten, Abgaben und Steuerlast sowie der Arbeitskräfte-Mangel sind die Hauptprobleme der Betriebe.“ Viele hätten Sorge, was passiert, wenn die Preise wegen der erhöhten Mehrwertsteuer angepasst werden müssten.
Duisburger Gastronomen werden Steuererhöhung ab 2024 wohl oder übel an Gäste weiter geben
Walter Portner vom „Wilden Wiener“ rechnet vor: Aktuell steht das Wiener Schnitzel mit Erdäpfel-Vogerlsalat bei ihm für 27,90 Euro auf der Karte – im kommenden Jahr werden es mehr als 30 Euro sein. „Das tut weh und wird bei den Gästen für Aufregung sorgen. Aber es bleibt uns nichts anderes übrig als die Steuererhöhung weiterzugeben.“
Für Portner war 2023 ohnehin ein Jahr der schlechten Nachrichten: Im März 2022 eröffnete er beim TC Grunewald im Duisburger Süden den „Wilden Kaiser“. Doch erst habe ihn das Personal im Stich gelassen, dann entwickelten sich die Geschäfte nicht so wie erwartet. „In diesem Jahr musste ich Insolvenz anmelden“, erklärt Portner. Streng genommen ist das Lokal deshalb eine Wilde Wienerin: Sandra Meusel führt das Geschäft, Walter Portner steht in der Küche und zaubert den Gästen Essen aus seiner Heimat.
Das Personalproblem gibt’s ebenfalls noch: „Es will ja kaum noch jemand in der Gastronomie arbeiten, wenn man auch Geld vom Amt bekommen kann. Neulich war eine Dame für ein Bewerbungsgespräch hier, die wollte aber nur den Stempel fürs Jobcenter haben“, spricht Portner Klartext. Gemeinsam mit Sandra Meusel und einem Auszubildenden schmeißt er deshalb den Laden und reduziert die Zahl der Reservierungen so, dass er den Betrieb stemmen kann. Deshalb sind Montag und Dienstag auch Ruhetage.
Keine Probleme: Sterne-Restaurant „Mod“ lockt Gäste von weit her an
Ganz im Westen von Duisburg merkt Sternekoch Sven Nöthel hingegen nichts von einem Schwächeln der Wirtschaft und einem Nachfrage-Einbruch. Sein Fine-Dining-Lokal „Mod“ lockt Gäste von weit her nach Baerl. Vier Gänge mit Fisch und Fleisch gibt’s für 95 Euro, acht Gänge schlagen mit 149 Euro zu Buche. Und auch das daneben liegende „Freya“, früher „Renzis“, kommt beim Publikum gut an.
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„Wir hatten ein supertolles Jahr. Wir haben viel investieren können, viel umgebaut und uns stetig weiterentwickelt. Wir konnten auch neue Mitarbeiter einstellen“, blickt Sven Nöthel zurück. Auch für 2024 sehe es gut aus – so sei das Freya als Hochzeitslocation an sämtlichen Wochenenden bereits ausgebucht. Nur einige Freitage seien noch frei. „Ich mach mir nicht so viel Sorgen. Auf der anderen Seite sind die die 19 Prozent ein herber Verlust. Das Geld fehlt, um weiter zu investieren oder um die Löhne der Mitarbeiter zu erhöhen.“ Aus diesem Grund sei er doch ein bisschen skeptisch.
Der Dehoga-Vorsitzende Schwarz ahnt: „Sehr günstig und sehr teuer funktionieren, aber die Gastronomie in der Mitte der Gesellschaft ist sehr betroffen. Die Gäste reagieren, trotz Verständnis, sehr sensibel auf Preissteigerungen.“ Er vermutet, dass die meisten auf günstige Pizza-Lieferdienste und andere Take-Away-Anbieter umsteigen. „Gegessen wird immer, nur nicht mehr so viel in Restaurants, Gaststätten und Hotels.“