Duisburg. Ein XXL-Weihnachtsbaum leuchtet auf der alten A40-Rheinbrücke – aber jetzt will die Stadt dem Weihnachtsgeschenk das Licht ausknipsen. Der Grund.
Es sollte ein Werbegag sein und den Duisburgern eine Freude bereiten. Aber jetzt bereitet die XXL-Weihnachtsbaum-Beleuchtung auf der alten A40-Rheinbrücke den Niederländern mächtig Ärger: Sie bekamen Post von der Stadt Duisburg.
Die Idee sei ja schön, aber die Beleuchtung berge „aus Sicht des Artenschutzes große Probleme“, schreibt Dr. Randolph Kricke vom Umweltamt der Stadt Duisburg dem Unternehmen DDM Demontage BV, das mit dem Abriss der Brücke beauftragt ist. Er könne das nicht dulden, weil der Rhein Wanderkorridor für zahlreiche Vogelarten sei.
Nächtliche Beleuchtung der A40-Rheinbrücke „beeinträchtigt das Zuggeschehen“
„In den Wiesen entlang des Rheins rasten Zugvögel, der Niederrhein ist allgemein ein Drehkreuz des Vogelzuges im westlichen Mitteleuropa“, heißt es in dem Brief weiter. „Wie zahlreiche Studien erwiesen haben, beeinträchtigt nächtliche Beleuchtung z.B. von Gebäuden (insbesondere starke und großflächige) das Zuggeschehen. Vögel werden von dem Licht angezogen und kollidieren mit Bauwerksteilen, so dass sie sich verletzen oder sogar zu Tode kommen.“
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Das Planfeststellungsverfahren für die neue Rheinbrücke halte explizit fest, dass eine intensive Beleuchtung hier nicht zulässig sei. „Die von Ihnen vorgenommene Illumination der alten Brücke birgt – wenn auch nur temporär – das große Risiko, dass sich Vögel am beleuchteten Pylonen und den beleuchteten Seilen verletzen oder zu Tode kommen. Dieses Risiko ist umso größer, je schlechter die Sicht ist.“ Nebel und Regen würden dazu beitragen, dass die Beleuchtung Vögel anzieht bzw. ihre Orientierung behindert.
Immerhin sei die Beleuchtung „aus ästhetischen Gründen“ schön, weshalb Kricke einen Kompromiss vorschlägt: Eine Beleuchtung ab 15 Uhr zu Beginn der Dämmerung bis 20 Uhr, um das Kollisionsrisiko für Zugvögel in der Nacht zu reduzieren.
Niederländer wollen keinen Streit – und nehmen den Kompromissvorschlag an
Das Verbot der durchgehend leuchtenden Installation wird mit Hinweis auf den gesetzlich vorgeschriebenen Artenschutz begründet. Außerdem sei „Deutschland Vertragsstaat der Bonner Konvention (Convention on Migratory Species), und so verpflichtet, Gefahrenquellen für wandernde Arten (hier Zugvögel) zu vermeiden“.
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In den Niederlanden herrscht angesichts der Stadtpost Betroffenheit. Nach Beratungen am Montag entschloss sich die Firma DDM Demontage, einem Streit aus dem Weg zu gehen und den Kompromissvorschlag der Stadt anzunehmen. Um 20 Uhr wird der „Weihnachtsbaum“ fortan ausgeknipst. Die Verkürzung der Leuchtzeit sei gleichwohl „schade“, „insbesondere für die Anwohner“, meinte Projektleiter Jan van Dam.
Ein Stück des 1,5 Kilometer langen Lichtbandes ist indes bereits kaputt. Die Firma will dieses trotz des Ärgers mit den deutschen Behörden in den nächsten Tagen reparieren. Bislang sei es dafür zu jedoch windig und darum zu gefährlich gewesen.
>> Stellungnahme der Stadt Duisburg vom Montag
- Die Stadt Duisburg erklärte am Montag zu ihrem Eingreifen: Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) sei für die Einhaltung und Umsetzung der Regelungen des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) und der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) verantwortlich. Diese schützten insbesondere Vögel. Gefährdungen durch Bauwerke und beleuchtete Gebäude seien zu verhindern.
- Eine Stadtsprecherin erläuterte am Montag weiter, die Rheinbrücke „ist – wie jedes Brückenbauwerk – auch ohne Beleuchtung eine Barriere für fliegende Vögel. Auch unbeleuchtet kommt es sicherlich zu Kollisionen. Allerdings sind Vögel, die im Dunkeln fliegen, hinreichend „nacht-sichtig“, dass sie solchen Hindernissen (zumindest bei entsprechender Witterung) ausweichen können. Eine starke Beleuchtung von Bauwerken blendet jedoch Vögel so stark, dass sie einzelne Gebäudeteile nicht mehr wahrnehmen können. Hinzukommt, dass Licht eine anziehende Wirkung auf Vögel hat, sodass sie also in die Blendfalle regelrecht hineingezogen werden.“
>> Wildgänse überwintern am Niederrhein
- Laut Nabu überwintern bis zu 180.000 arktische Wildgänse jedes Jahr zwischen Duisburg dem niederländischen Nimwegen. Sie kommen ab November aus den sibirischen Brutgebieten und bleiben bis Mitte Februar.
- Der untere Niederrhein gilt als größtes Rastgebiet Westeuropas.