Duisburg. Die Stadt gewährt der Gebag einen Kredit über 50 Millionen Euro. Warum das nichts mit finanzieller Schieflage der Baugesellschaft zu tun hat.
Die Stadt Duisburg gewährt der Gebag einen Kredit über 50 Millionen Euro für die Entwicklung der Großprojekte Wedau-Nord und Duisburger Dünen. Das habe nichts mit finanziellen Problemen der städtischen Baugesellschaft zu tun, sondern spare hohe Bankzinsen, erklären Kämmerer Martin Murrack und Gebag-Chef Bernd Wortmeyer.
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Anlass für das mittelfristige Darlehen, dem der Stadtrat am 27. November in nicht öffentlicher Sitzung zustimmte, sind die Kosten für die Entwicklung der Flächen des ehemaligen DB-Waggonwerks in Wedau und des ehemaligen Güterbahnhofs. Die Entwicklung der Areale betreibt die städtische Baugesellschaft über ihre Tochtergesellschaft Gebag FE, die Grunderwerbs- und Planungskosten wurden bislang über Gesellschafterdarlehen der Gebag finanziert, aktuell über am Kapitalmarkt beschaffte Schuldschein-Darlehen.
Noch kein Bebauungsplan für Duisburger Großprojekte
Das bisherige Finanzierungsvolumen ist zum Ende des Jahres ausgeschöpft, um die Planung weiter voranzutreiben, müsste die Gebag weitere Kredite aufnehmen. Beim gegenwärtigen Stand des Verfahrens - für beide Flächen läuft bis voraussichtlich Anfang 2026 die Aufstellung eines Bebauungsplans - verlangten die Banken dafür aber hohe Zinsen, erläutern Murrack und Wortmeyer: „Solange es noch keinen rechtsverbindlichen Bebauungsplan gibt, sind die Flächen für die Banken noch nichts wert.“
Zur weiteren Finanzierung der Projekte springe die Stadt ein, weil sie erstens Kommunal-Kredite zu relativ günstigen Konditionen abschließen und sie mit einer Verzinsung von 5,8 Prozent (effektiv) zu besseren Konditionen an die Gebag weiterreichen könnte, als diese selbst für weitere Darlehen bezahlen müsste, erläutert der Kämmerer.
Bestandssanierung: Gebag steht vor großen Herausforderungen
Die Gebag werde durch diesen Weg in ihrer finanziellen Beinfreiheit auch weniger eingeschränkt, erklärt Geschäftsführer Wortmeyer. Die Baugesellschaft stehe zwar nach einer existenzbedrohenden Krise durch das Küppersmühle-Desaster wieder auf stabilen Füßen, habe aber mit aktuell zwölf Prozent eine vergleichsweise niedrige Eigenkapital-Quote: „Normal sind bei kommunalen Unternehmen 20 Prozent.“
Wichtig ist die Quote nicht zuletzt mit Blick auf die enormen finanziellen Herausforderungen bei der energetischen Sanierung des eigenen Wohnungsbestandes. „Ein Dekaden-Projekt“ nennt es Bernd Wortmeyer, „das in Duisburg nicht über Mieterhöhungen zu finanzieren ist“.
Duisburger Dünen: Keine Einnahmen durch Flächenverkauf vor 2026
Die Großprojekte über die Gebag selbst steuern zu können, ist zwar ein großer Vorteil für die Stadt, allerdings muss zunächst viel Geld investiert werden, bevor es durch Flächenverkäufe wieder hereinkommt. Für die Duisburger Dünen sind das gut 38,2 Millionen Euro, für das Universitäts- und Technologiequartier Wedau-Nord fast 21 Millionen Euro bis Ende 2026. Zusammen mit den Rückzahlungen der Darlehen an die Gebag FE beläuft sich das Gesamtvolumen auf rund 70,3 Millionen Euro.
Erste Zuflüsse von Kapital in Höhe von 20 Millionen Euro aus Grundstücksverkäufen auf den Duisburger Dünen sowie Förderungen aus dem Fünf-Standorte-Programm erwarten Stadt und Gebag bis Ende 2026. Bleibt unter dem Strich ein Finanzbedarf von rund 50 Millionen Euro, der nun über den städtischen Kredit finanziert wird.
6-SEEN-WEDAU: GEBAG-CHEF TROTZ BAUKRISE OPTIMISTISCH
- Für die Vermarktung und den Bau des neuen Quartiers 6-Seen-Wedau bleibt Bernd Wortmeyer trotz Baukrise optimistisch. Auch hier gab es hohe Vorlaufkosten, die nun durch den Verkauf der Flächen erlöst werden müssen. „Bisher haben wir noch jedes Grundstück zu einem Preis verkauft, der über unserer Kalkulation liegt“, betont der Gebag-Chef.
- Die nächsten Flächen gehen 2024 an den Markt. „Wir sehen ein nachlassendes Interesse, aber es gibt weiter Wettbewerb.“ Spannend auch die Frage, ob die Investoren ihre Baugenehmigungen - mit den ersten wird im Frühjahr 2024 gerechnet - auch umsetzen.
- Für die städtische Baugesellschaft werde die Entwicklung des einstigen Rangierbahnhofs nicht zu einem Verlustgeschäft, betont Wortmeyer: „Die schwarze Null für 6-Seen-Wedau ist nicht in Gefahr.“