Duisburg-Neudorf. Bei Google wird der Indoor-Spielplatz „Pippolino“ kritisiert. Wie spielt es sich dort wirklich? Wir haben mit Kindern den Test gemacht.

Das „Pippolino“ in Duisburg gibt es bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten. Es ist eine Institution. Doch in letzter Zeit hat der Indoor-Spielplatz bundesweit negative Schlagzeilen gemacht: Anfang Dezember ging ein Video viral, das im „Pippolino“ aufgenommen wurde. Die 33 Sekunden lange Sequenz zeigt, wie sich mehrere Familien prügeln und „Pippolino“-Mitarbeiter dazwischengehen.

Duisburger Indoor-Spielplatz „Pippolino“: Eltern beschweren sich bei Google

Wer bei Google nach dem Spielpark sucht, findet aber nicht nur das Prügel-Video. Sondern – neben einzelnen positiven Bewertungen – auch viele Beschwerden. „Es war dreckig und alles kaputt. Metallstangen lagen offen da. Total überfüllt. Also, ich war nach zehn Jahren das erste Mal wieder dort und muss sagen, es war auch das letzte Mal“, schreibt zum Beispiel eine Frau. An ihren Beitrag hat sie mehrere Bilder angehängt. Sie zeigen unter anderem Plastikmüll in einem der Sicherungsnetze und ein aufgeplatztes Polster. Andere Nutzer haben Fotos von angeblichen Sicherheitsmängeln hochgeladen. Mängel gibt es laut Meinung der User vor allem in den Punkten Hygiene und Sicherheit. Insgesamt kommt der Spielpark auf 3,5 von fünf Google-Sternen.

Die beiden neunjährigen Mädchen Matilda und Mila (von links) möchten lieber nicht noch einmal wiederkommen – im „Pippolino“ finden sie es „irgendwie ein bisschen eklig“.
Die beiden neunjährigen Mädchen Matilda und Mila (von links) möchten lieber nicht noch einmal wiederkommen – im „Pippolino“ finden sie es „irgendwie ein bisschen eklig“. © Tina Halberschmidt

Die „Pippolino“-Betreiber hingegen werben mit zahlreichen Attraktionen wie Kinder-Autoscooter, Flugsimulator und Aladin-Karussell, leckerem Essen sowie einer „voll klimatisierten Hallenfläche“. Wie spielt es sich tatsächlich im „Pippolino“? Wir waren vor Ort und haben mit Kindern den Test gemacht.

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Auffallend ist zuerst das Gedrängel am Eingang, das an diesem Sonntag im „Pippolino“ herrscht. Im Innenbereich verteilen sich die Besucher auf der riesigen, insgesamt 6000 Quadratmeter großen Fläche. Um hineinzukommen, muss man aber erstmal durch einen eher dunklen Kassenbereich – und da kann es schon mal eng werden.

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Die neunjährige Matilda jedenfalls ist nicht begeistert. Sie mag keine Menschenmengen. Die drei anderen Kinder – Mila, ebenfalls neun Jahre alt, sowie die beiden fünfjährigen Jungs Moritz und Edgar – hingegen warten tapfer, bis sie an der Reihe sind.

In puncto Angebotsvielfalt ganz weit vorn

Endlich drinnen, sind alle erstmal wie erschlagen von den Dimensionen des Indoor-Spielplatzes, den nach eigenen Angaben größten Indoor-Spielpark Deutschlands. In zwei riesengroßen Hallen stehen jede Menge Spielgeräte. Neben dem üblichen Kletterbereich gibt es einen Auto-Scooter und Karussells sowie ein Bungee-Trampolin, das man sonst eher von Jahrmärkten und anderen Outdoor-Events kennt. In puncto Angebotsvielfalt liegt das „Pippolino“ auf jeden Fall ganz weit vorn.

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Leider bleibt dabei die Übersichtlichkeit auf der Strecke. Wer sein Kind konsequent im Auge behalten möchte, muss dem Nachwuchs wohl oder übel durch die beiden Hallen folgen.

Seit 20 Jahren gibt es den Indoor-Spielplatz „Pippolino“ in Duisburg-Neudorf.
Seit 20 Jahren gibt es den Indoor-Spielplatz „Pippolino“ in Duisburg-Neudorf. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die meisten Tische sind an diesem Sonntag belegt. Im „Pippolino“ finden auffallend viele Kindergeburtstage statt. Für die eignen sich die quietschenden Bierbank-Sets, die überall aufgebaut sind. Eltern, die es etwas behaglicher mögen, haben das Nachsehen: Bequeme Sitzgelegenheiten sind nicht vorhanden. Die Wände in den ehemaligen Tennishallen sind größtenteils kindgerecht bemalt, aber an einigen Stellen auch verdreckt. Insgesamt gibt es für die Atmosphäre deswegen keine Punkte. Daran ändert auch der neue, bunte PVC-Boden, der vor kurzem im gesamten „Pippolino“ verlegt wurde, nichts.

Immerhin: Um für ein wenig Entspannung zu sorgen, haben die Betreiber Massagesessel aufgestellt, die gegen Gebühr benutzt werden können. Leider wirken die Sessel aber alles anderes als modern und sind auch keine echte Option.

Schwarze Socken – liegt es am Talkum?

Auch viele der Spielgeräte und vor allem die Dekorationen in den Hallen sind in die Jahre gekommen. Die Stofftiere, die in der Mitte des Karussellzugs sitzen, sind angestaubt und teils verblichen. Es scheint, als wäre manches irgendwie schmierig. Laut Betreiber liegt das an dem Talkum, mit dem die Fahrbahn des Autoscooters regelmäßig eingerieben wird, um ein besseres Gleiten der einzelnen Fahrzeuge zu ermöglichen. Nach dem Besuch sind die Socken der Kinder jedenfalls tiefschwarz.

Dreckige Socken nach dem Toben im „Pippolino“ – aut Angaben der Betreiber ist daran Talkum schuld, ein Puder, mit dem der Boden des Autoscooters regelmäßig eingerieben wird und der an den Strümpfen haften bleibt.
Dreckige Socken nach dem Toben im „Pippolino“ – aut Angaben der Betreiber ist daran Talkum schuld, ein Puder, mit dem der Boden des Autoscooters regelmäßig eingerieben wird und der an den Strümpfen haften bleibt. © rr | Tina Halberschmidt

Ob schmutzige Socken oder nicht – den fünfjährigen Jungs ist das egal. Sie toben sich auf dem riesigen Hüpfkissen aus, rennen erst zum Autoscooter und dann zum Flugsimulator. Die neunjährigen Mädchen sind allerdings kritischer. Ohne es richtig benennen zu können, fühlen sie sich nicht so wohl im „Pippolino“. „Irgendwie ist alles ein bisschen eklig“, sagen sie und beschließen, „auf Fehlersuche“ zu gehen.

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Tatsächlich kommen sie kurz darauf wieder, um zu melden, dass es einen Riss in einer der Hängebrücken im Kletterbereich gebe. „Da passt glatt ein Fuß durch!“ beschwert sich Mila. In puncto Sicherheit haben auch viele Erwachsenen kein gutes Gefühl. Zwar stehen an den einzelnen Attraktionen Mitarbeiter, die sich um einen reibungslosen Ablauf kümmern. Das ist durchaus nicht in jedem Indoor-Spielplatz üblich. Doch es gibt mehrere Stellen, die zumindest Zweifel aufkommen lassen. So hängen zum Beispiel in einer der Hallen große Steckdosen und Kabel von der Decke herab – und das in einem Bereich, zu dem die Kinder problemlos Zutritt haben.

Weitere Test-Kriterien in der Übersicht:

Essen/Trinken: Speisen und Getränke (außer Pizza und Alkohol) dürfen selbst mitgebracht werden. Das ist praktisch, weil der Besuch des Spielparks damit günstiger wird. Das Angebot nutzen viele Familien deswegen auch rigoros aus – teilweise entsteht der Eindruck, als würden ganze Kühlschrankladungen von zu Hause mitgenommen. Wer vor Ort essen möchte, kann diverse Gerichte an einer Theke in der „Pizzeria Pippolino“ bestellen, deren Einrichtung ebenfalls aus der Zeit gefallen wirkt. Am Tag unseres Besuchs waren die Speisen (Pizza) etwas salzig, grundsätzlich aber in Ordnung. Das Angebot ist vielfältig, von Pizza (ab acht Euro) über Pasta (ab 8,50 Euro) bis hin zu Salat (ab neun Euro) steht alles auf der Karte.

Sanitäre Einrichtungen: Es riecht nach Urin, in den Kabinen stehen funktionstüchtige, aber verrostete Mülleimer, im Wickelraum eine an der Ecke abgeschabte Pritsche, die an die Liege in einer Arztpraxis erinnert – wer im „Pippolino“ mal „muss“, sollte gute Nerven haben. Auch wenn die Toiletten zum Zeitpunkt unseres Besuchs immer wieder gereinigt werden: Matilda möchte hier nicht aufs Klo und wartet lieber, bis sie wieder zu Hause ist.

Preise: Kinder zahlen neun Euro Eintritt, Erwachsene fünf. Einzelne Attraktionen kosten extra, so zum Beispiel der Autoscooter, an dem nur die erste Fahrt im Eintrittspreis enthalten ist. Ab der zweiten Fahrt werden zwei Euro zusätzlich fällig. Am Eingang ist keine Kartenzahlung möglich.

Öffnungszeiten: In den Ferien von 10 bis 19 Uhr, ansonsten ab 14 Uhr.

Fazit: Die Jungs hatten einen tollen Tag im „Pippolino“. Sie haben ausgiebig getobt und gespielt und würden am liebsten noch ein wenig bleiben. „Das nächste Mal gehe ich sofort auf das orangene Hüpfkissen“, sagt Moritz. Sein Freund Edgar fügt hinzu: „Das war das Beste, weil da sind wir immer so runtergerutscht. Wie ein Wackelpudding.“ Die älteren Mädchen sind nicht so begeistert. „Ich möchte nicht wiederkommen“, sagt Matilda. „Beim Klettern war da so eine Lücke. Da bin ich zwischengekommen und hab mir wehgetan“, so die Neunjährige.