Duisburg-Altstadt. Das Plastique war in den 90ern eine angesagte Disco in Duisburg. DJ Akki erinnert sich an wilde Nächte und feiert am Samstag eine Revival-Party.

Diskothek, schon das Wort klingt angestaubt. Heute gehen junge Leute in den Club oder treffen sich online. Doch damals, in den 1990ern, war das anders. Gemeinsam machte man die Nacht zum Tag, tanzte bis in die Morgenstunden – zum Beispiel im Plastique.

Hier, in der angesagten Diskothek hinter dem damaligen Kaufhof, gab DJ Akki den Takt an. „Auf der Tanzfläche, das war Ekstase“, schwärmt der heute 53-Jährige. Mit seinen Mitte 20 war er damals nicht viel älter als sein Stammpublikum, das den Laden jedes Wochenende stürmte.

Plastique Duisburg: Disco für alle, die auf House und Techno standen

Ekstase auf der Tanzfläche: Im Plastique war es samstags proppevoll.
Ekstase auf der Tanzfläche: Im Plastique war es samstags proppevoll. © Agentur Weyand

„Samstags war Plastique“, beschreibt Akki. „Es gab keine Motto-Partys oder so, es war einfach Disco.“ Und alle kamen: Die einen, die Alternativeren, die Rock und Härteres hören wollten, gingen ins Old Daddy. Und die anderen, die mehr auf House und Techno standen, eben ins Plastique.

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Zum „Vorglühen“ traf man sich im Desperados an der Kasinostraße, wo es die Getränke im Pitcher gab, einem großen Krug, der auf den Tisch gestellt wurde. Danach zog man weiter, versammelte sich auf der Tanzfläche im Plastique. „Und wenn morgens um 5 Uhr die Lichter angingen, war der Laden immer noch halbvoll.“ DJ Akki lacht. „Damals, da hatten wir die Energie.“

Vor dem Tanzen ins Desperados, danach ins Why Not

Energie, die bis in den nächsten Tag hineinreichte. Denn nach dem Plastique zogen die Nachtschwärmer oft noch weiter, zum Beispiel ins „Why Not“ auf der Kasinostraße. Dort gab es auch bei Sonnenaufgang noch Pizza fürs Feiervolk. Und dringend benötigte Elektrolyte. Schließlich lud das Plastique regelmäßig zu Freibier-Partys oder verkaufte das Bier für eine Mark – da blieb so mancher nicht nüchtern.

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Mittendrin war stets Akki, der seine Gäste vom DJ-Pult aus dirigierte und die jeweils passenden Beats zur richtigen Zeit servierte. „Aufzulegen, das ist mehr, als nur eine Playlist abzuspielen und ab und zu mal einen Knopf zu drücken“, sagt der Musik-Fanatiker, der mit bürgerlichem Namen Axel Weyand heißt und seinen Job von der Pike auf gelernt hat, zu der Zeit noch mit Vinyl und Plattenspieler. Heute gibt es andere Technik(en). Aber immer noch gilt: „Du musst mit dem Publikum arbeiten.“

„Es war kontinuierlich gut“

Und „mit dem Publikum arbeiten“, das verstand Akki offenbar schon in den 90ern. An die eine besondere Partynacht im Plastique kann er sich jedenfalls nicht erinnern. „Es war kontinuierlich gut“, sagt der 53-Jährige nicht ohne Stolz.

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Für die richtige Stimmung sorgte er auch mit Aktionen wie die „Die Verrückte Halbe Stunde“, bei der er 30 Minuten lang Nena und andere Partysongs zum Mitsingen spielte. „Darauf haben sich immer alle gefreut.“ Bis heute hat der DJ viele Bekannte, die früher seine Party-Stammgäste waren. „Sie erzählen immer noch davon, wie sie damals so richtig abgefeiert haben, alle zusammen.“ In der Disco hätten sich Freunde fürs Leben gefunden und mancher sogar die große Liebe. „Wir hatten auch öfter Heiratsanträge.“

Ein Relikt aus den 90ern, das DJ Akki in seiner Sammlung gefunden hat: die Plastique-Clubcard.
Ein Relikt aus den 90ern, das DJ Akki in seiner Sammlung gefunden hat: die Plastique-Clubcard. © Agentur Weyand

Im Jahr 2000 war dann aber Schluss mit lustig. „Es gab einen Betreiberwechsel, und als eine der ersten Aktionen des neuen Chefs sollte meine Gage gekürzt werden“, erinnert sich Akki. Der erfahrene Discjockey spielte nicht mit – und wenig später schloss das Plastique. Für immer. Inzwischen befindet sich in dem Gebäude ein Wettbüro. Doch unvergessen bleiben die wilden Partynächte, die hier gefeiert wurden. Bis heute.

>>> Die Geschichte der Disco Plastique

  • Die Techno-Disco Plastique an der Heuserstraße erlebte ihre Glanzzeiten von 1989 bis 2000, erzählt DJ Akki, der hier von 1993 bis 2000 arbeitete.
  • Akki erinnert sich: „Samstags war es immer voll, da kamen gut 800 Leute.“ Damals habe es ja noch richtige Diskotheken gegeben, die jedes Wochenende geöffnet hatten. Heute habe sich das Ausgehverhalten der Jugend verändert. „Die sind nicht mehr so viel unterwegs, höchstens mal auf Festivals.“
  • Schon bevor das Plastique eröffnete, befand sich in dem Gebäude eine Disco. „Das war das Tatü, und nochmal vorher war es das Bierdorf.“
DJ Akki bei einer seiner Plastique-Revival-Partys im früheren Old Daddy/Kultkeller. Die Partys veranstaltet Akki bereits seit mehreren Jahren.
DJ Akki bei einer seiner Plastique-Revival-Partys im früheren Old Daddy/Kultkeller. Die Partys veranstaltet Akki bereits seit mehreren Jahren. © Agentur Weyand

>>> Plastique-Revival-Party wird im Club viersieben gefeiert

  • Seit fünf Jahren veranstaltet DJ Akki zweimal pro Jahr Plastique-Revival-Partys, zunächst lange im Old Daddy bzw. Kultkeller, jetzt im Nachfolge-Club viersieben.
  • Auch am Samstag, 18. November, soll das Party-Gefühl längst vergangener Zeiten wieder aufleben: Ab 21 Uhr werden an der Steinschen Gasse original Plastique-Musik der 90er Jahre, Eurodance, RnB, Old School House und Partyclassics aufgelegt – natürlich von Akki höchstpersönlich. Als besonderer Gast wird DJ Kosmonova erwartet.
  • Zu den Revivals kämen viele Stammgäste von früher, aber inzwischen auch die Söhne und Töchter des früheren Publikums, freut sich Akki.
  • Tickets kosten 15 Euro und können über www.djakki.de erworben werden. Resttickets gibt es an der Abendkasse.