Duisburg. Trotz der heftigen Krawalle beim Jahreswechsel 2022/23 wird es nun an Silvester keine Böllerverbotszonen in Duisburg geben – die Gründe.

Explosionen, brennende Barrikaden, Angriffe mit Feuerwerkskörpern auf Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungskräfte, Passanten, Autos und Straßenbahnen: Nach den heftigen Ausschreitungen beim Jahreswechsel 2022/2023 vor allem in Hochheide und Hochfeld wurde mancherorts der Ruf nach Böllerverbotszonen wieder laut. Doch diese wird es in ein paar Wochen an Silvester in Duisburg nicht geben. Dies teilt die Stadt auf Nachfrage der Redaktion mit – und nennt den Grund.

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Die angesprochenen Attacken 2022/2023 habe es in ganz Duisburg gegeben. Zwischen Bürger- und Ordnungsamt, Polizei und Feuerwehr sei nun zwar über Feuerwerksverbotszonen diskutiert worden. Diese seien aber als „nicht zielführend“ betrachtet worden. „Ausschreitungen würden so lediglich an andere Orte verlagert, nicht aber verhindert“, erklärt Stadtsprecher Malte Werning.

Keine Böllerverbotszonen an Silvester in Duisburg

Polizeisprecher Stefan Hausch kann dem nur beipflichten. Er hatte bereits vor einigen Tagen betont, dass es „an solchen Großkampftagen“ nie die eine Örtlichkeit gebe, „wo wir mit Präsenz und Repression Stärke zeigen müssen“. In der vergangenen Silvesternacht hatte es mit 470 Einsätzen der Polizei Duisburg einen neuen Höchstwert gegeben, betrachtet man die Jahre seit 2019.

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„Es bringt nichts, an acht oder neun Stellen im Stadtgebiet Böllerverbotszonen einzurichten“, legt Hausch nun nach. „Das ist aus einsatztaktischen Gründen nicht sinnvoll. Außerdem müssen solche Zonen auch überwacht werden.“

Der Plan: Mehr Einsatzkräfte bei Polizei und Stadt

Wie die Stadt zudem weiter mitteilt, sei ein generelles Feuerwerksverbot in ganz Duisburg für alle Bürgerinnen und Bürger aus rechtlichen Gründen derzeit nicht zulässig. Stattdessen sei als Konsequenz aus den Vorkommnissen beim Jahreswechsel 2022/23 geplant, die Einsatzkräfte bei Polizei und Stadt nun an Silvester zu verstärken.

Stadtsprecher Malte Werning erklärt, warum es an Silvester keine Böllerverbotszonen in Duisburg geben wird.
Stadtsprecher Malte Werning erklärt, warum es an Silvester keine Böllerverbotszonen in Duisburg geben wird. © Stadt Duisburg

Man darf gespannt sein, wie sehr diese Entscheidung von Erfolg gekrönt sein wird. Auch die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) wird die Lage an Silvester wieder genau im Auge behalten. Im Vorjahr und zuletzt auch wieder an Halloween waren Bahnen massiv attackiert worden – zum Beispiel in Hochfeld, so dass die DVG irgendwann entschied, nicht mehr durch den Stadtteil zu fahren.

Zuletzt wurden in der Halloween-Nacht in Hochfeld Bahnen attackiert und Haltestellen massiv beschädigt.
Zuletzt wurden in der Halloween-Nacht in Hochfeld Bahnen attackiert und Haltestellen massiv beschädigt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Wir können nicht beurteilen, ob Böllerverbotszonen sinnvoller sind oder nicht“, sagt DVG-Sprecher Ingo Blazejewski auf Nachfrage. „Das steht uns auch gar nicht zu. Wir begrüßen aber grundsätzlich alle Maßnahmen, die zu einem sicheren Fahrbetrieb führen.“

Bochum hat sich für eine Sperrzone entschieden

Die Stadt Bochum hat sich mit Blick auf den nahenden Jahreswechsel hingegen dazu entschieden, eine Sperrzone einzurichten, in der weder Böller gezündet noch Raketen abgefeuert werden dürfen. So ist im Bermudadreieck auf der Brüderstraße von 20 bis 4 Uhr das Abbrennen von Pyrotechnik verboten. Dort war im Vorjahr die Polizei von einer Gruppe mit bis zu 300 Menschen bedrängt und mit Feuerwerkskörpern attackiert worden.

Bochum spricht von einem Modellversuch, der jetzt gestartet werde. Zur Sperrzone werde dabei nicht allein die Brüderstraße, sondern auch kleine Bereiche weiterer Straßen. Die Zugänge sollen abgesperrt werden. Ordnungsdienst und Polizei würden sowohl kontrollieren als auch informieren. Pyrotechnik werde eingezogen und vernichtet.

Übrigens: Auch die Stadt Duisburg entschied sich zu den Jahreswechseln 2020/2021 und 2021/2022 mit Feuerwerksverbotszonen zu arbeiten, unter anderem an der Pauluskirche in Hochfeld, dem Hamborner Altmarkt und dem Angerpark mit der Landmarke „Tiger & Turtle“. So wollte sie in der Corona-Pandemie Menschenansammlungen an diesen Orten vermeiden. Die rechtliche Grundlage für die Einrichtung dieser Zonen hatte sich nach Angaben der Stadt damals aus dem Infektionsschutzgesetz ergeben. (mit noe)