Duisburg. Seit dem Ausbruch des Krieges sitzt eine Duisburger Familie im Gaza-Streifen an der Grenze zu Ägypten fest. Nun gibt es gute Nachrichten.

Eine glückliche Wendung gibt es für die Duisburger Familie Shorafa, die seit dem Ausbruch des Krieges im Gaza-Streifen festsaß (wir berichteten). Die zehnköpfige Familie konnte am Dienstagabend über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten ausreisen und befindet sich nun auf dem Weg nach Kairo zur deutschen Botschaft.

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Für große Erleichterung sorgte die Nachricht auch am Mercator- und am Landfermann-Gymnasium. Nur-Eddin (18) und Ahmad S. (15.), zwei der Söhne, gehen dort zur Schule. Abdel Mohaymen, ein weiterer Sohn, ist ebenfalls Absolvent des Mercator-Gymnasiums, er studiert nun an der Universität Duisburg-Essen.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Lamya Kaddor setzte sich für die Ausreise ein

„Gute Nachrichten von Familie Shorafa: Sie sind heraus aus Rafah!“, teilte Schulleiter Christof Haering mit. Die erlösende Nachricht erreichte Mercator-Schulleiterin Dr. Wibke Harnischmacher am Dienstagabend um 19.54 Uhr. „Wir sind seit 9 Uhr über zehn Stunden an der Grenze gewesen. Jetzt sind wir endlich in Ägypten. Morgen fahren wir nach Kairo zur deutschen Botschaft“, hatte ihr Schüler Nur-Eddin mitgeteilt. Er steht vor dem Abitur.

„Auf diese erlösende Nachricht haben wir so lange gewartet. Danke für alles Mithoffen und Mithelfen, damit unser Abiturient und seine Familie in Sicherheit kommen“, sagt Harnischmacher, die in den vergangenen Wochen versucht hatte, den Kontakt zur Familie zu halten. Nur sporadisch war die Kommunikation möglich, weil die Internet-Verbindung in Gaza immer wieder unterbrochen war.

Erlösende Nachricht: Dr. Wibke Harnischmacher, Schulleiterin des Mercator-Gymnasiums, hatte sich gemeinsam mit Christof Haering (Landfermann-Gymnasium) für die Ausreise der Familie eingesetzt. Die Söhne besuchen die beiden Duisburger Gymnasien.
Erlösende Nachricht: Dr. Wibke Harnischmacher, Schulleiterin des Mercator-Gymnasiums, hatte sich gemeinsam mit Christof Haering (Landfermann-Gymnasium) für die Ausreise der Familie eingesetzt. Die Söhne besuchen die beiden Duisburger Gymnasien. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Familie wurde nach Hochzeitsfeier vom Ausbruch des Krieges überrascht

Über die Duisburger Bundestagsabgeordneten Lamya Kaddor (Grüne), vormals Lehrerin am Landfermann-Gymnasium, hatten sich die Schulleiter für die Ausreise ihrer Schüler und deren Familie eingesetzt. Auch Bärbel Bas (SPD) hatte sich für sie stark gemacht. „Es freut mich, dass ich auch einen kleinen Beitrag leisten konnten, die Duisburgerinnen und Duisburger nach Hause zu bringen“, schrieb die Bundestagspräsidentin am Mittwoch an die Schulleiter.

Weil die Familienmitglieder deutsche Pässe haben, hatte sich das Auswärtige Amt für sie und andere deutsche Staatsbürger bei der ägyptischen Regierung darum gebeten, die Ausreise über den Übergang Rafah im Süden des Gaza-Streifens zu ermöglichen . Erste ausländische Staatsbürger konnten das Kriegsgebiet in der vergangenen Woche verlassen.

Die Duisburger mit palästinensischen Wurzeln waren in den Herbstferien zu einer Hochzeitsfeier nach Gaza-Stadt gereist und vom Kriegsausbruch überrascht worden. Sie hatten sich zwar sofort auf den Weg in Richtung Süden gemacht, als sie den Übergang Rafah erreichten, hatte Ägypten die Grenze aber kurz zuvor geschlossen. In der Folge hatten sich tausende ausländischer Staatsbürger dort versammelt, in der Hoffnung, über Ägypten ausreisen zu können.

Seither hatte die Familie in der Nähe des Übergangs unter prekären Bedingungen ausgeharrt. „Wir leben in zwei Räumen mit 22 Menschen, haben nur 18 Liter Wasser am Tag, für das wir Kilometer weit laufen müssen. Ich habe nicht mehr viel Hoffnung, dass wir hier bald rauskommen“, hatte Abdel Mohaymen Shorafa am 25. Oktober in einem Beitrag des ARD-Morgenmagazins berichtet.