Duisburg. Nach der Pleite von „’N bisschen Frieden“ erlebte das Theater am Marientor einen Neuanfang. Warum das TaM nun von Bremen aus verwaltet wird.

Das Theater am Marientor hat einen Neuanfang hinter sich, mal wieder. Nach dem gefloppten Ralph-Siegel-Musical „’N bisschen Frieden“ meldete Wolfgang DeMarco nicht nur Insolvenz für die Produktionsgesellschaft an, sondern verkündete auch seinen Rücktritt als Direktor des TaM. Wie kommt das Haus nach all den Krisen endlich in ruhiges Fahrwasser? Auf diese Frage glaubt die neue Leitung um Direktor Andree Jeschka und Geschäftsführer Jörn Meyer Antworten gefunden zu haben.

So richtig neu ist Jeschka an der Plessingstraße allerdings nicht. Die Leitung des Theaterbetriebs hat er bereits zum Jahreswechsel 22/23 übernommen und auch vorher als Techniker dort gearbeitet. Jörn Meyer verwaltet weitere Musical-Theater in Bremen und Berlin. Den Posten des Geschäftsführers hat er von Marc Schäfer übernommen, der gemeinsam mit seinem Bruder aber weiterhin Eigentümer des TaM ist.

Theater am Marientor: Netzwerk zwischen Duisburg, Bremen und Berlin

Eine Übergangszeit von knapp drei Monaten habe es gegeben, sagt Andree Jeschka, in der er den Betrieb samt aller Mitarbeiter und Abläufe kennenlernen konnte: „Die reichen zwar längst nicht aus, aber Wolfgang DeMarco konnte mir noch wertvolle Tipps geben.“ Seit dem Frühjahr organisiert der 45-Jährige das, was täglich im Theater passiert, allein: Betreuung der Produktionen und Casts, Personal und Marketing sind nur ein paar seiner Aufgaben. Ursprünglich kommt Jeschka aus der Werbebranche, führt auch eine Agentur.

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Um die wirtschaftlichen Belange kümmert sich – von Bremen aus – Jörn Meyer, dessen Netzwerk bei Verhandlungen hilfreich sei: „Die Theater in Duisburg, Bremen und Berlin kommen sich nicht in die Quere“, erklärt Jeschka, „und weil die örtlichen Bedingungen ähnlich sind, können wir jeweils Shows an allen drei Standorten in Aussicht stellen“. Für die Produktionsfirmen sei das freilich von Vorteil: „Wir kriegen ganz tolle Sachen angeboten.“

Beim Programm setzt die neue TaM-Führung auf „eine schöne Mischung aus Musicals, Comedy und kleineren Musikveranstaltungen“. In den kommenden Wochen gastieren neben dem erfolgreichen Rolf-Zuckowski-Musical „Die Weihnachtsbäckerei“ die Produktionen „Flashdance“ und „Fack Ju Göhte“ in Duisburg, für Comedy und Kabarett sorgen zum Beispiel Ralf Schmitz und Till Reiners.

Neuer TaM-Direktor steht vor seiner ersten Hauptsaison

Wichtig für eine rentable Nutzung des Theaters sind zudem regelmäßige Vermietungen, etwa für TV-Aufzeichnungen. Für 2024 sei das TaM schon jetzt mehrere Wochen lang dafür gebucht. Um welche Formate es sich handelt, dürfe er nicht verraten, sagt Jeschka, der aus Moers stammt und seit fast 25 Jahren in Duisburg lebt.

Mit den Monaten seit Amtsantritt sei er zufrieden: „Wir verkaufen im Schnitt 1000 bis 1200 Tickets pro Show, oft ist der Saal auch ausverkauft.“ Das TaM fasst 1570 Zuschauer. Auch die Entwicklung der Vorverkaufszahlen stimme ihn hoffnungsvoll: „Die Leute planen wieder früher, das sehen wir aktuell am Vorverkauf für Januar, Februar und März.“

Mit viel Enthusiasmus hatte sich Wolfgang DeMarco in das Projekt „’N bisschen Frieden“ gestürzt. Nach dem Scheitern des Musicals trat er auch als Direktor des TaM zurück.
Mit viel Enthusiasmus hatte sich Wolfgang DeMarco in das Projekt „’N bisschen Frieden“ gestürzt. Nach dem Scheitern des Musicals trat er auch als Direktor des TaM zurück. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

So geht der TaM-Direktor zuversichtlich in seine erste Hauptsaison. Diese Zeit begann im Vorjahr denkbar ungünstig: Nach der Premiere von „’N bisschen Frieden“ waren im Oktober, November und Dezember mehr als 30 weitere Shows geplant. Die meisten davon wurden nach schwachem Start abgesagt – in der für die Kultur- und Unterhaltungsbranche so wichtigen Weihnachtszeit brach auch für das TaM ein Großteil der Einnahmen weg.

Das hässliche Nachspiel des Musical-Flops ist noch nicht beendet: Wolfgang DeMarco hat nach mehreren Darstellern mittlerweile auch seinen damaligen Geschäftspartner Ralph Siegel wegen Verleumdung und Beleidigung angezeigt. Die Ermittlungen gegen ihn selbst, wegen des Verdachts auf Betrug und Unterschlagung, wurden bereits im Mai eingestellt.

>> DAS PROGRAMM IM THEATER AM MARIENTOR

Geschäftsführer Jörn Meyer verwaltet neben dem TaM in Duisburg außerdem das Metropol Theater in Bremen und das Theater am Potsdamer Platz in Berlin.

Das Programm im Theater am Marientor, unter anderem mit dem Erfolgsmusical „Die Weihnachtsbäckerei“, ist online unter www.tam.theater zu finden.