Duisburg. Eine Projektgesellschaft soll den Bau des Technologiezentrums Wedau-Nord voranbringen. Was Duisburg Start-ups dort ab 2027 anbieten möchte.

Noch erfordert es Phantasie, sich ein Technologiequartier unter dem Dach der alten Richthalle des einstigen DB-Waggonwerks in Wedau vorzustellen. Doch Stadt, Wirtschaftsförderung, Gebag und Universität Duisburg-Essen (UDE) sind zuversichtlich, dass schon bis zum Jahr 2027 unter der filigranen Stahlkonstruktion ein Zentrum für junge Technologie-Unternehmen entsteht.

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Gemeinsam haben die vier Partner eine Projektgesellschaft gegründet, um die Entwicklung voranzubringen. Sie wird zunächst von Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher geführt und soll nach dem Ratsbeschluss im November im Januar ihre Arbeit aufnehmen. Eine bereits gemeinsam beauftragte Machbarkeitsstudie habe schon erste Erkenntnisse geliefert zum Betriebs- und Geschäftsmodell, zur wirtschaftlichen Tragfähigkeit und den Kompetenzfeldern.

In Duisburg-Wedau: Flächen für Ausgründungen aus der Universität

„Green Industry“ und „Smart Engeneering“, also die Entwicklung von nachhaltigen, intelligenten und vernetzten Produkten sollen Schwerpunkte der Start-ups sein. Sie sollen, etwa als Ausgründungen aus der Universität, in Wedau-Nord wachsen. „Wir dürfen nicht nur ein Gebäude hinstellen, sondern müssen uns ein Profil geben, um uns von den Mitbewerbern abzugrenzen“, so Rüscher.

Darauf legt auch Dr. Michael Henze, Abteilungsleiter im NRW-Wirtschaftsministerium, Wert. Er übergab am Mittwoch einen „Tranformationsbooster“ – mit rund 175.000 Euro wird eine Konzeptstudie zur Umwandlung der älteren Hälfte der Richthalle zu rund 18.000 Quadratmetern Büro- und Gewerbeflächen erstellt. Für die weitere Förderung der Entwicklung brauche es „harte Kriterien für den Erfolg“, so Henze. Er erinnerte an Gründerzentren aus den 1990er Jahren, in denen Leerstände mit Behörden gefüllt wurden.

Machen gemeinsame Sache in der Projektgesellschaft Technologiezentrum Wedau-Nord: Rasmus C. Beck (DBI), Dr. Michael Henze (Ministerium für Wirtschaft NRW), Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher, OB Sören Link, Bernd Wortmeyer (Gebag) und Prof. Dr. Barbara Albert (Rektorin Uni Duisburg-Essen, v.l.n.r.).
Machen gemeinsame Sache in der Projektgesellschaft Technologiezentrum Wedau-Nord: Rasmus C. Beck (DBI), Dr. Michael Henze (Ministerium für Wirtschaft NRW), Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher, OB Sören Link, Bernd Wortmeyer (Gebag) und Prof. Dr. Barbara Albert (Rektorin Uni Duisburg-Essen, v.l.n.r.). © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Hoffnung auf Finanzierung für den neuen Ingenieur-Campus der UDE

„Die Nähe zu einer technisch orientierten Hochschule ist die halbe Miete“, sagt nicht nur Henze, sondern auch Rasmus C. Beck. „Es gibt keine Erfolgsgeschichte, bei der nicht eine Universität eine wichtige Rolle gespielt hätte“, so der Chef der Wirtschaftsförderung. Der „Cafeteria-Effekt“ sei wichtig, damit der Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft gelinge: „Man muss sich kennen und vertrauen.“

Die Nähe soll entstehen durch den Bau eines Ingenieurcampus, den die Uni plant. Neue Fakultäten für rund 12.000 Studierende und Wissenschaftler sind der große Wurf, auf den zwar alle Beteiligten hoffen, über dessen Finanzierung die Gespräche mit den beteiligten Ministerien aber gerade erst anlaufen.

So gab sich auch Prof. Dr. Barbara Albert am Mittwoch noch bedeckt. Der neue Campus Wedau-Nord sei „in der Prüfung“, so die Uni-Rektorin, „eine größtmögliche Nähe wäre schön“. Die Entscheidung darüber liege beim Wissenschaftsministerium, darauf weist auch OB Sören Link hin: „Es müssen nun viele Fäden zusammenlaufen.“

Der neuere Teil der ehemaligen Richthalle des DB-Waggonwerks (links) soll abgerissen, die ältere Hälfte (18.000 Quadratmeter) saniert werden.
Der neuere Teil der ehemaligen Richthalle des DB-Waggonwerks (links) soll abgerissen, die ältere Hälfte (18.000 Quadratmeter) saniert werden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Technologiezentrum: Duisburg beantragt Förderung aus 5-Standorte-Programm

Obwohl der Aufbau eines Technologiezentrums an dieser Stelle nur in Verbindung mit dem neuen Uni-Campus Sinn macht, gebe es aber keinen direkten Zusammenhang mit der Förderung der Richthallen-Studie durch das Wirtschaftsministerium, versicherte Michael Henze. „Bei der weiteren Förderung müssen mehrere Ministerien zusammenarbeiten, aber dem kann ich nicht vorgreifen.“

Bundesmittel aus dem 5-Standorte-Programm sollen in die Sanierung der alten Richthalle und den Bau eines neuen Gebäudes fließen, das auf der Abrissfläche des neueren Teils der Halle gebaut werden soll. Teilanträge zum a) Teilabriss der Halle, zur b) Altlastensanierung und Aufbereitung der Fläche sowie c) dem Bau eines Technologiezentrums sollen Anfang 2024 beim Fördergeber eingereicht werden.

>>GRÖSSTES STADTENTWICKLUNGSPROJEKT IN NRW

  • Das 30 Hektar große einstige DB-Areal Wedau-Nord sei kein Insel-Vorhaben am Stadtrand, sondern Teil des aktuell landesweit größten und bundesweit zweitgrößten Stadtentwicklungsprojekts, betont Gebag-Chef Bernd Wortmeyer. Duisburg wolle dort „neue Urbanität entwickeln.“
  • Insgesamt entwickelt die Gebag als Eigentümer die auch räumlich aneinander angrenzenden Flächen, die vom Hauptbahnhof in der Stadtmitte bis zum Entenfang in Bissingheim hinziehen.
  • Insgesamt 120 Hektar verteilen sich auf das alte Güterbahnhofsgelände („Duisburger Dünen“/Wohnen und Büroflächen), ehemaliges DB-Waggonwerk (Universität und Tech-Zentrum/Wissenschaft und Arbeit) sowie den alten Rangierbahnhof (6-Seen-Wedau/Wohnen).