Duisburg. Der Duisburg-Schriftzug vor dem Hauptbahnhof ist im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler gelandet. So scharf kritisiert dies Duisburg Kontor.

Der XL-Schriftzug #Duisburg – mit dem Zusatz „IST ECHT“ als Foto- und Selfie-Spot ist im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler gelandet. Darin listet dieser Fälle auf, bei denen aus seiner Sicht Steuergelder verschwendet worden sind.

Die fast 20 Meter lange Schriftskulptur, die aktuell vor dem Duisburger Hauptbahnhof steht, gibt es seit September 2021 auf Initiative der kommunalen Stadtmarketing-Tochter „Duisburg Kontor“ und hat seinerzeit 100.082 Euro netto für Konzept, Statik, Bau, Beleuchtung und Transporte gekostet.

Bund der Steuerzahler: Duisburg-Schriftzug landet im Schwarzbuch

Dazu kommen 11.280 Euro netto für mobile Powerstationen zur netzunabhängigen Beleuchtung. Außerdem sind pro Jahr etwa 3000 Euro an Instandhaltungskosten aufzuwenden und rund 3500 Euro für jeden Standortwechsel, von denen es zwei bis vier pro Jahr gibt.

Es sind Zahlen, die „Duisburg Kontor“ bereits Ende Juni 2023 dem Bund der Steuerzahler nach einer entsprechenden Anfrage zur Verfügung gestellt hat – und nicht nur das. Wie Sprecher Alexander Klomparend gegenüber der Redaktion mitteilt, seien in der schriftlichen Stellungnahme auch die relevanten Effekte des Schriftzugs als Werbeobjekt deutlich gemacht worden.

Duisburg Kontor: Tausende Selfies vom Foto-Spot in sozialen Medien

Die Marke „Duisburg ist echt“ werde so über die digitalen Medien und Printmedien hinaus plastisch und positiv im öffentlichen Raum erfahrbar. Dies komme vor allem bei jungen Menschen sehr gut an. Demnach kursieren inzwischen einige Tausend Selfies mit der Schriftskulptur in verschiedenen sozialen Netzwerken. „Duisburg Kontor“ führt dies auf „eine extrem hohe Anzahl an Kontakten“ zurück, die die Werbeanlage pro Jahr habe. Die Rede ist von einigen Tausend pro Tag allein am Hauptbahnhof als Hauptstandort.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Die kommunale Stadtmarketing-Tochter bringt dabei den sogenannten Tausenderkontaktpreis (TKP) ins Spiel. Dieser Wert gibt an, wie viel ein Unternehmen zahlen muss, um mit einem Werbemittel 1000 Menschen zu erreichen, etwa in Printmedien oder bei Fernsehwerbungen. Duisburg Kontor macht deshalb folgende fiktive Rechnung auf: „Bei einem angenommenen Tausenderkontaktpreis von 10 Euro und etwa 40.000 Kontakten täglich – der Hauptbahnhof hat rund 150.000 Reisende pro Tag – erreicht die Schriftskulptur bereits nach 250 Tagen an diesem Standort eine rechnerische Amortisation des Anschaffungspreises“, so die hypothetische Annahme, die Duisburg Kontor auch dem Bund der Steuerzahler darzulegen versuchte – wohl erfolglos.

Alexander Klomparend, Sprecher von „Duisburg Kontor“, kritisiert den Bund der Steuerzahler scharf für den Eintrag des XL-Schriftzugs ins Schwarzbuch.
Alexander Klomparend, Sprecher von „Duisburg Kontor“, kritisiert den Bund der Steuerzahler scharf für den Eintrag des XL-Schriftzugs ins Schwarzbuch. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

„Ein Stück aus dem Tollhaus“

Duisburg Kontor habe deshalb den Eintrag ins Schwarzbuch mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen, so Sprecher Klomparend. Er wird dann noch deutlicher und spricht von einem „Stück aus dem Tollhaus“ und einer „völlig abstrusen Idee“. Der Bund der Steuerzahler müsse große Not haben, Fälle von Verschwendung öffentlicher Gelder zu finden.

Mit dem Schriftzug habe sich Duisburg Kontor für eine große, flexible und bei einer Nutzungsdauer von mindestens zehn Jahren auch noch für eine langlebige Lösung entschieden. Die Kosten werden laut Klomparend zudem über eine Laufzeit von fünf Jahren abgeschrieben. Es handele sich insgesamt um eine „Top-Investition“.

Kritik an den Kosten

Dies sieht der Bund der Steuerzahler anders. Duisburg sei „echt überschuldet“, müsse dringend sparen und sollte sich deshalb angesichts der Anschaffungs- und Folgekosten eine solche Schriftskulptur nicht leisten.

Kritik gibt es auch am Selfie-Point vor dem Bochumer Rathaus, den die Stadt dort für 100.000 Euro errichten ließ. In Bochum sei die Haushaltslage ebenfalls angespannt. Dass es auch anders gehe, zeigen nach Ansicht des Bundes der Steuerzahler andere Städte – etwa Bonn. Dort gebe es den Stadtnamen als Selfie-Point in Form eines plastischen Schriftzugs. Doch dieser sei nicht von der Stadt in Auftrag gegeben worden, sondern vom Verein „city-marketing bonn e.V.“ und auch in dessen Eigentum.

Beispiele aus anderen Städten

Der Verein, dem vornehmlich Unternehmen aus Handel und Gastronomie angehören, habe von der Stadt einen Zuschuss von 28.000 Euro für den Selfie-Point erhalten und komme außerdem für sämtliche Folgekosten auf, wenn die Schriftskulptur zwei- bis viermal im Jahr den Standort wechsele.

In Köln werde die Schriftskulptur „Alaaf“ nach Auskunft der Stadt komplett vom Festkomitee Kölner Karneval getragen. Deutlich günstiger habe auch die Stadt Nette­tal den Trend zum Selfie aufgegriffen. In allen sechs Stadtteilen gebe es seit Oktober 2021 einen Selfie-Point in Form von Stahl-Bilderrahmen – finanziert mit Fördergeld. Die gesamten förderfähigen Ausgaben lagen demnach bei 10.765,80 Euro, der Eigenanteil der Stadt bei 2153,16 Euro.

Duisburg Kontor lässt solche Gegenbeispiele und Argumente nicht gelten. Der Bund der Steuerzahler, teilt Sprecher Klomparend noch einmal aus, sei ein Lobbyverein, der offenbar wolle, dass der Staat nur Pflichtaufgaben übernehme und ein Stadtmarketing nur privat finanziert werden dürfe.