Duisburg. Die Stadt Duisburg hat am Wochenende wieder 3000 Obstbäume verschenkt. Im Frühjahr gab es einen Ansturm und Ärger. So verlief die Baumausgabe.
Der Ansturm auf die Obstbäume, die die Stadt Duisburg im Frühjahr an viele interessierte Bürger verschenkt hat, war riesig. Deshalb gab es am Samstag einen Nachschlag. Am Waldfriedhof in Wanheimerort und am Betriebshof in Meiderich konnten sich Duisburger wieder mit Gehölzen eindecken. Während sich im Süden eine lange Schlange bildete, lief es in Meiderich am Samstagmorgen ohne Warten ab.
Ausgerechnet unter der A 59 hat sich ein kleiner Wald gebildet. Zwischen Betriebshof und Meidericher Stadtpark gibt’s inmitten von Beton und Asphalt einen grünen Tupfer. Zahlreiche Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) helfen bei der Ausgabe – oder beraten, wenn man eigentlich einen Pflaumenbaum haben wollte, aber nur noch Mirabelle da ist: „Nee, die sind nicht sauer, die werden süß.“
3000 kostenlose Obstbäume: Lange Schlange im Duisburger Süden
Die Duisburger freuen sich: Viele sind schon vor Beginn der Ausgabe vor Ort, um sich einen Quitten-, Kirschen-, Pflaumen-, Apfel oder Birnenbaum zu sichern. „Es standen schon welche um 6.50 Uhr hier“, weiß Martina Hausmann, WBD-Disponentin für das Grünmanagement im Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl. Schlange stehen muss diesmal in Meiderich niemand. Jeder geht zu einer Anmeldung, bekommt dann ein Kärtchen, wie viele Bäume er mitnehmen möchte – und kann dann zur Ausgabe.
„Wir haben aus Fehlern gelernt“, sagt Uwe Linsen, Vorstand der Wirtschaftsbetriebe. Im Frühjahr sollten sich Interessierte per E-Mail melden, erhielten dann eine Bestätigung, mit der sie die gewünschten Bäume abholen konnten. Das Problem: Viele hatten beim Abholtermin die Bestätigung nicht dabei, erhielten aber dennoch Bäume. Viele gingen leer aus. Deshalb gab es nun einen weiteren Termin. 3000 Bäume, je 1500 in Wanheimerort und 1500 in Meiderich, werden verschenkt. Als die Anmeldung freigeschaltet wurde, hat es gerade einmal ein paar Stunden gedauert, bis alle Exemplare weg waren.
Stadt und Wirtschaftsbetriebe haben 2023 insgesamt 7000 Bäume verschenkt
Insgesamt 7000 Bäume haben die Stadt und die Wirtschaftsbetriebe in diesem Jahr nun vergeben. „Dafür gäbe es gar keine Freifläche, wo wir die hätten pflanzen können, deshalb ist es schön, dass das Interesse so riesig ist“, sagt Linsen. Oberbürgermeister Sören Link, der mit anpackt, betont: „Unser Ziel ist es, dass Duisburg grüner wird. Wir pflanzen mehr Bäume als wir fällen.“ Es gebe aber eben auch Exemplare, die krank seien.
Bäume sind seit jeher ein sensibles Thema in Duisburg. Die Diskussion etwa um die Fällungen an der Wedauer Straße nennt er „politisch motiviert und aufgebauscht.“ Wenn man Fernwärme in das neue Baugebiet nach Wedau legen will, sei es eben nicht möglich gewesen, die Bäume stehen zu lassen. Auch beim nun wieder in die Diskussion geratenen Uni-Wald sei noch gar nichts passiert.
Die Duisburger, die heute mit bis zu drei Bäumen nach Hause gehen, sind jedenfalls alle glücklich und bedenken den OB mit dem einen oder anderen Daumen nach oben. Quitte ist als Erstes vergriffen, „da kann man so gut Gelee draus machen“, schwärmt eine Duisburgerin und bedankt sich bei den Mitarbeitern der Wirtschaftsbetriebe für den Neuzugang in ihrem Garten.
Ein Baum wird im Pfarrgarten eingepflanzt
Birgit und Pierre Mischke haben sich zwei Bäumchen gesichert, Apfel und Kirsche. Letztere soll zu Hause eingebuddelt werden. Der Apfelbaum soll in den Pfarrgarten von Herz Jesu in Neumühl eingepflanzt werden. „Da ist noch Platz und wir Frauen haben uns gedacht, dass wir uns dann auch um die Pflege kümmern werden.“ Und vielleicht können die Mitglieder der „Katholischen Frauen Deutschland“ dann bei einem Treffen irgendwann einen Apfelkuchen verputzen.
Birgit und Thomas Kohn aus Beeckerwerth wollen mit ihren Exemplaren den Baumbestand im Garten verjüngen. „Unsere Obstbäume sind schon ein bisschen älter“, erklärt Birgit Kohn – und genießt jedes Mal die Zeit, die sie im Garten verbringt. Außerdem sei der Bereich hinter dem Haus auch ein Treffpunkt für Spatzen, Amseln, Insekten und ein zahmes Rotkehlchen, das regelmäßig zu Besuch kommt.
Im Privatgarten von OB Link ist die Arbeitsteilung übrigens klar geregelt. Momentan ernten Frau und Tochter die reifen Früchte – er übernimmt dann irgendwann den Baumschnitt.
Insgesamt 100.000 Euro hat die Stadt den Wirtschaftsbetrieben in diesem Jahr als Sonderbudget zur Verfügung gestellt – und es ist nicht ausgeschlossen, dass es noch einmal eine Baumausgabe geben könnte. „Das ist eine politische Entscheidung und Teil der Haushaltsverhandlungen“, betont Link.