Duisburg. Die Wirtschaftsbetriebe haben am Wochenende 3500 Obstbäume an Duisburger verschenkt. Der Andrang war groß. Wie es weiter geht.
Warten auf einen Baum: Viele Duisburger stehen am Samstag bereits am frühen Morgen Schlange. Um 10 Uhr beginnen die städtischen Wirtschaftsbetriebe mit der Verteilung von Obstbäumen – und zwar kostenlos. Aber deutlich früher bildet sich am Stadtpark Meiderich bereits eine etwa 250 Meter lange Schlange auf dem Parkplatz unter der A 59.
„Ich finde die Aktion super“, sagt Nadine Perz, Endoskopie-Schwester an den Sana Kliniken Duisburg. Sie hat zwei blühende Apfelbäume ergattert, die ihrem etwa 1000 Quadratmeter großen Garten in Alt-Homberg eingepflanzt werden. Dort stehen bereits ein Quitten- und ein Kirschbaum. „Mein Vater wird sich drum kümmern“, sagt die 42-Jährige und zieht glücklich weiter.
Duisburger mögen’s Grün: Wirtschaftsbetriebe haben für die Aktion 2000 Obstbäume nachgekauft
„1500 Bäume für 1500 Gärten“ heißt die Aktion, die vor wenigen Wochen von der Stadt angekündigt wurde, eigentlich. Besitzerinnen und Besitzer von Grundstücken konnten sich melden, wenn sie einen Apfel-, Birnen-, Kirsch-, Quitten- oder Pflaumenbaum haben wollten. Daraufhin wurden die Wirtschaftsbetriebe förmlich überrannt. Die Nachfrage war so groß, dass bereits nach wenigen Tagen die Anmeldeliste geschlossen werden musste.
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Markus Ostermann, Bereichsleiter Grünmanagement: „Wir waren überwältigt und haben rund 2000 Obstbäume nachgekauft.“ Aus 1500 Bäumen werden also insgesamt 3500 Bäume, die am Samstag in Meiderich und am Waldfriedhof in Wanheimerort an Duisburger verteilt werden. Damit sind alle Bäume weg. Es wird keinen weiteren, ursprünglich für kommendes Wochenende geplanten Ausgabetermin mehr geben.
Oberbürgermeister Sören Link will die Aktion fortführen. Die ganze Aktion kostet rund 100.000 Euro, finanziert aus dem Sonderbudget der Stadt mit dem Namen „Duisburg soll erlebbar grüner werden“. Wenn es zuletzt um Bäume in Duisburg ging, waren diese meist mit Negativ-Schlagzeilen verbunden – etwa in Sachen Baumfällungen in Wedau.
OB Link, der gut gelaunt die Ausgabe der Bäume in Meiderich begleitet, sagt nun: „Wir sind froh, wieder den finanziellen Spielraum für solche Projekte zu haben.“ Die Aktion solle auf jeden Fall fortgeführt werden, verspricht er. Entweder im Herbst, wenn genügend Bäume zur Verfügung stehen – ansonsten im nächsten Frühjahr. Dann kommen auch die Duisburger zum Zuge, die nun leer ausgegangen sind.
Neues Grün soll Lebensraum für Insekten schaffen
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Die Idee stammt von den städtischen Wirtschaftsbetrieben, die sich unter anderem um die Pflege und Unterhaltung der Friedhöfe und Grünanlagen kümmern. „Wir wollen mehr Obstbäume pflanzen, um Lebensraum für Insekten zu schaffen. Denn ohne Insekten können auch wir nicht leben“, sagt Uwe Linsen, Vorstand der Wirtschaftsbetriebe. Das Pflanzen von Obstbäumen sei an den meisten öffentlichen Stellen schwierig. Auf Friedhöfen und in Parks stünden bereits viele Bäume. Da mangele es schlicht an Platz. Und an Straßenrändern zu pflanzen, sei kompliziert wegen der vielen Leitungen, die dort in der Erde schlummern. Zudem wolle ohnehin niemand Fallobst am Straßenrand haben. Bleiben also die privaten Gärten, dachten sich die Wirtschaftsbetriebe. Denn viele Gartenbesitzer dürften sich über kostenlose Bäume freuen und dann mit der Bepflanzung einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten.
Diese Rechnung ging mehr als auf. Denn die Duisburger nehmen das Angebot dankend an. Zum Beispiel Kenan Özcan, Lokführer bei Thyssenkrupp. Er geht am Samstag mit einem Kirsch- und einem Pflaumenbaum nach Hause. In seinem 800 Quadratmeter großen Garten in Obermeiderich stehen schon ein Quittenbaum, ein Apfelbaum und ein Birnbaum. „Wir haben einen gepflegten Urwald“, lacht seine Frau Yildiz Özcan. Ein Urwald, der Obst abwirft. „Die Früchte genießen wir selbst und verteilen sie an unsere Nachbarn“, sagt Özcan, packt den Pflaumenbaum und ruft beim Weggehen: „Nächstes Jahr mache ich Pflaumenkuchen.“
>> Sonderbudget umfasst 1,5 Millionen Euro
Die am Samstag verteilten Bäume sind schon etwas älter und könnten theoretisch im Herbst erste Früchte tragen. „Nach einem Jahr haben sie aber richtig Fuß gefasst und werden bei fachgerechter Pflege Obst liefern“, sagt Markus Ostermann von den Wirtschaftsbetrieben. Ostermann hat Landschafts- und Gartenbau von der Pike auf gelernt.
Das Sonderbudget der Stadt für ein grüneres Duisburg umfasst 1,5 Millionen Euro für die Jahre 2022 und 2023. Davon werden unter anderem auch Streuobstwiesen, Staudenbänder und Straßenbäume finanziert. Wenn die Aktion im nächsten Jahr fortgeführt wird, muss das Geld wohl aus einem anderen Topf kommen.