Duisburg. Das einstige Grobblech-Werk in Duisburg-Hüttenheim soll H2-Hub werden. Was das bedeuten kann, sagt Thyssenkrupp Steel-Vorstand Dr. Arnd Köfler.
Auf dem ehemaligen Grobblechwerk-Areal in Hüttenheim benötigt Thyssenkrupp Steel (TKS) keinen Raum für eigene Projekte. „Dort kann ein Gewerbegebiet für Nutzungen und Dienstleistungen rund um Wasserstoff entstehen“, erklärt Dr. Arnd Köfler, Technik-Vorstand von TKS. Eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung eines Wasserstoff-Hubs geht nun gemeinsam mit der Stadt in Auftrag, „damit dort wieder Arbeitsplätze entstehen.“
TKS-Vorstand Arnd Köfler: Brauchen in Duisburg ein Ökosystem Wasserstoff
Auch Thyssenkrupp Steel benötige durch den Technologiewechsel vom Hochofen zu Direktreduktionsanlagen ein „Ökosystem Wasserstoff“ rund um die erste DR-Anlage in Duisburg, die 2026 im Stadtnorden in Betrieb gehen soll, erklärt Köfler: „Wir brauchen künftig an ganz vielen Stellen Fachleute, etwa für die Wartung. Ein H2-Hub für unterschiedliche Technologien könnte auch einen Wert für die Stadt und die Rhein-Region schaffen.“
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Die landeseigene Gesellschaft NRW.Urban Kommunale Entwicklung GmbH (KE) soll bis zum nächsten Jahr die Ist-Situation des Areals aufnehmen und analysieren, welche unterschiedliche Nutzungen dort möglich sind für lokale und regionale Unternehmen. Köfler: „Dabei könnte es um Mess- und Regeltechnik gehen, auch Versuchsplattformen für Elektrolysen und Geschäftsmodelle für Betankung und Belieferung von Wasserstoff, ebenso Produktion und Elektrolyse. Selbst Schiffsbetankungen am Rhein sind denkbar.“
Durch die bereits vorhandene Infrastruktur auf dem Industrieareal in Hüttenheim sind wichtige Voraussetzungen für diese Entwicklung gegeben. Ein Anschluss an das Wasserstoff-Netzwerk von AirLiquide liegt in der Nähe, die Versorgung mit Strom und Erdgas sowie die Abwasser-Entsorgung sind bereits vorhanden.
Zukunft der riesigen Halle: Erhalt für große Fertigung oder Abbruch für Neubauten
Aktuell laufen noch die Demontagearbeiten, die Anlagen haben einen Abnehmer in der Türkei gefunden. „Das wird noch bis Anfang 2025 dauern“, erklärt Arnd Köfler. Was aus der 700 Meter langen Produktionshalle wird, hängt von zukünftigen Nutzungskonzepten ab. „Für eine große Fertigung, etwa von Elektrolyseuren, wäre sie sicher geeignet. Bei einer kleinteiligen gewerblichen Nutzung kann es auch sein, dass die Halle abgerissen und durch moderne Gebäude ersetzt wird.“
Die Aktivitäten auf dem ehemaligen Grobblech-Areal stehen nicht in Verbindung mit den Zukunftsplanungen für die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) auf der anderen Straßenseite. Dort haben die Gesellschafter Thyssenkrupp Steel und Salzgitter eine Planungsgesellschaft, die Decarb Concept GmbH, gegründet. Die Gesellschaft erarbeitet ein technisches Transformationskonzept für die HKM sowie entsprechende Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten. Erste Ergebnisse sollen bis Ende 2023 vorliegen.
Thyssenkrupp Steel ist der größte, aber nicht einziger Abnehmer von Wasserstoff
„Wir sehen in Hüttenheim eher eine Vielzahl von kleineren Elektrolyse-Projekten“, so Köfler. Die Stahlindustrie werde zwar der bei weitem größte, aber nicht der einzige Abnehmer von Wasserstoff bleiben. Potenzielle Kunden umgeben das Werksgelände im Stadtsüden: Das Spenner-Zementwerk muss seine CO-intensive Produktion umstellen, Lkw- und Transporter-Flotten im benachbarten Lager des Paketdienstes DPD und des Chemiehändlers Brenntag könnten auf Brennstoffzellen-Antriebe umgestellt werden.
>>> STICHWORT: WARMBAND-CENTER VON TKS IN HÜTTENHEIM
- Das Warmband-Center in Hüttenheim mit rund 300 Beschäftigten ist Bestandteil der Strategie 20-30 von Thyssenkrupp Steel. Es war von der Schließung des Grobblech-Werks nicht betroffen.
- Rund 850.000 Tonnen Bleche (2 bis 12,7 Millimeter dick) kommen derzeit pro Jahr auf der Schiene aus den TKS-Warmbandwerken im Duisburger Norden zur Weiterbearbeitung nach Hüttenheim.