Duisburg. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen ohne Schulplatz in Duisburg ist seit Anfang 2023 deutlich gesunken. Das sind die Gründe für die Entwicklung.
Die aus der Ukraine geflüchteten Kinder und Jugendlichen haben das Duisburger Schulsystem vor eine enorme Herausforderung gestellt. Doch die Warteliste wird kürzer: Laut einer aktuellen Statistik des Amtes für schulische Bildung warten in Duisburg aktuell etwa 335 Mädchen und Jungen auf einen Schulplatz. „Wir werden schneller“, sagt Schuldezernentin Astrid Neese.
Die Zahlen im Bericht für den Schulausschuss verdeutlichen, wie viele Kinder und Jugendlichen die ohnehin bereits überlasteten Schulen in den vergangenen beiden Schuljahren zusätzlich aufnehmen mussten. In den Schuljahren 2021/22 (2838) und 2022/23 (1863) kamen insgesamt 4701 neu zugewanderte Kinder und Jugendliche nach Duisburg. Davon waren 1655 im Grundschulalter, 1152 aus den Jahrgängen 5-7, 1091 im Alter der Jahrgänge 8-10 und weitere 801 Jugendliche der Sekundarstufe II.
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Bei der Verkürzung der Warteliste – noch zu Beginn des Jahres stand darauf eine vierstellige Zahl von Schülern – hilft ein standardisierter Prozess, der nach der Meldung bei der Einwohner- oder Ausländerbehörde beim Kommunalen Integrationszentrum (KI) beginnt. Man profitiere von den Erfahrungen aus der Zuwanderung nach dem Beginn des Bürgerkrieges in Syrien, heißt es dort, außerdem sei die Integration der ukrainischen Schüler, die keine Asylverfahren durchlaufen müssen, einfacher.
„Duisburger Modell“: Verteilung auf die Schulen nach Erstgespräch beim KI
In der Erstberatung (bis zur Einladung dauert es circa zehn Tage) werden schulische Vorbildung, Schrift- und Sprachkenntnisse abgefragt. Die Ergebnisse sind Grundlage für die Verteilung auf die Schulen. Die erfolgt, um Wechsel nach der zweijährigen „sprachlichen Erstförderung“ zu vermeiden, nach dem „Duisburger Modell“: Kinder der Jahrgänge 5 bis 7 werden auf Haupt-, Sekundar- und Gesamtschulen verteilt, Jugendliche der Jahrgänge 8 bis 10 auf Realschulen und Gymnasien, ab 16 Jahren geht’s an ein Berufskolleg.
Entlastet wurde das System durch die Einrichtung von zwei „Orten der Erstförderung“ an der ehemaligen Hauptschule Gneisenaustraße (Neudorf, 100 Plätze), angebunden an das Landfermann-Gymnasium, und an der Kranichstraße (Wanheimerort, 120 Plätze), angedockt an die Karl-Lehr-Realschule. Dort gibt es ebenso Lerngruppen mit dem Schwerpunkt Alphabetisierung, dafür stehen im Zentrum für Internationale Alphabetisierungsklassen (IAK) an der Gesamtschule Emschertal weitere 60 Plätze zur Verfügung.
„Orte der Erstförderung“ sollen verstetigt und ausgebaut werden
Diese „Insel-Konzepte“ sind für die Schulverwaltung ein Erfolgsmodell. Es gelte, sie in Rücksprache mit der Bezirksregierung, die nach erst nach langem Zögern eine auf zwei Jahre befristete Genehmigung aussprach, zumindest zu verstetigen oder gar auszubauen.
„Wir werden auch schneller, wenn Angebote für einen Schulplatz nicht angenommen werden“, betont Dezernentin Astrid Neese. Bewährt haben sich dabei die persönliche Zustellung von Einladungen für aus Südosteuropa zugewanderte Kinder durch das Projekt-Team „Nah dran“ mit Mitarbeitenden aus der Roma-Community. Seit Beginn der Aktion vor einem Jahr sei der Anteil der wahrgenommenen Einladungen von gut 30 auf über 80 Prozent gestiegen. Bei den Gesprächen helfen die Berater als Übersetzer, „das wirkt nachhaltig vertrauensbildend.“
Für die Überbrückung der Wartezeit auf einen Schulplatz gibt es außerschulische Angebote wie Willkommenskurse (3 mal 3 Stunden pro Woche, für 10- bis 15-Jährige), „Spielen und Lernen mit Spaß“ (für Kinder und Jugendliche der Roma-Community), Ferienkurse und Deutschsprachkurse, die in der Stadtbibliothek und den Zweigstellen Hamborn und Meiderich in Kooperation mit Chancenwerk e.V. angeboten und von der Haniel-Stiftung finanziert werden.
>>MEHR ALS 1000 SCHÜLER AUS DER UKRAINE
- Am Ende des Schuljahres 2022/23 lernten laut Statistik des NRW-Schulministeriums 1074 Mädchen und Jungen aus der Ukraine an einer Duisburger Schule. Das sind 300 mehr als noch am Anfang dieses Jahres.
- Allerdings stammten nur 391 der im Laufe des vergangenen Schuljahres zugewanderten 1868 Kinder aus der Ukraine. Schwerpunkte der anderen Herkunftsländer seien weiterhin Rumänien, Bulgarien, der Irak und Afghanistan.
- Dabei steige auch die Zahl der Eltern, die vor Krieg und Armut geflohen seien, sondern als gut ausgebildete Fachkräfte nach Duisburg kommen oder zurückkehren, heißt es im Amt für schulische Bildung.
- Insgesamt lernen derzeit 4820 zugewanderte Schülerinnen und Schüler in der zweijährigen „sprachlichen Erstförderung“ – das ist ein Spitzenwert in NRW.