Duisburg. Sprache als erster Schritt zur Integration: So hilft die Haniel-Stiftung in Duisburg, um die Wartezeit auf einen Schulplatz zu überbrücken.

Das Lehrbuch „Ukrainisch-Deutsch“ dürfte derzeit einer der meistgefragten Titel in der Stadtbibliothek im Stadtfenster sein. Auch die Kinder- und Jugendbibliotheken der Zweigstellen in Hamborn und Meiderich sind Lernort für zugewanderte Kinder, die noch keinen Platz in einer Schule in Duisburg gefunden haben. Die Haniel-Stiftung finanziert die vom Nachhilfe-Verein Chancenwerk betreuten Sprachkurse.

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„Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben die Familiengesellschafter den Wunsch geäußert, zu helfen“, sagt Rupert Antes, Geschäftsführer der Haniel-Stiftung, die auch andere Bildungsprojekte in Duisburg fördert.

Schnell und unbürokratisch bekamen bereits die Kinder und Jugendlichen im „Delta-Dorf“ in Meiderich Unterstützung. Rund 200.000 Euro, hofft Antes, „werden hoffentlich für zwei, vielleicht drei Jahre reichen“.

Vom Delta-Dorf zum dezentralen Angebot in den Bibliotheken

Seit der Auflösung der Zeltstadt sind die Geflüchteten über die Stadt verteilt, die Stiftung setzt nun auf ein dezentrales Angebot, um die Menschen besser zu erreichen. Im Stadtfenster an der Steinschen Gasse (montags 15-18 Uhr), in Meiderich (dienstags ab 16.15, donnerstags ab 16.30 Uhr) und in Hamborn (samstags von 10 bis 13 Uhr) gibt es nun Deutsch-Sprachkurse.

„Wir sind der ideale Austragungsort, weil wir auch das Unterrichtsmaterial haben“, sagt Jens Holthoff. Der Leiter der Kinder- und Jugendbibliothek betreut auch das Schulmedienzentrum der Bibliothek. Die drei Standorte seien gewählt worden, „weil die meisten Familien weiterhin im Norden und in Stadtmitte leben, aus dem Westen und dem Süden ist das Stadtfenster gut erreichbar.“

Kinder und Jugendliche ohne Schulplatz: Zahl ist zuletzt stark gesunken

Obwohl die Zahl der Kinder und Jugendlichen ohne Schulplatz zuletzt deutlich gesunken ist – seit Anfang des Jahres laut jüngster Verwaltungsstatistik von mehr als 1000 auf aktuell rund 300 – bleibt der Bedarf nach Sprachunterricht hoch.

Vermittelt werden die Schüler über das kommunale Integrationszentrum (KI), das die Erstbetreuung übernimmt. „Die Situation hat sich entspannt“, sagt Teamkoordinatorin Schewa van Uden. „Sehr hilfreich ist auch, dass wir in Absprache mit der Stiftung auch Lehrmaterial beschaffen können für Schulen, an denen viele Geflüchtete lernen.“

Für die Bibliothek-Kurse setzt die Stiftung auf Chancenwerk, der Verein ist als etablierter Partner bereits in elf Duisburger Schulen aktiv. „Die Eltern haben ein großes Interesse daran, dass ihrer Kinder so gut und schnell wie möglich Deutsch lernen“, berichten Songül Kavut und Lisa Cadeddu, die bei Chancenwerk das Projekt verantworten.

Den Unterricht in den Kleingruppen übernehmen Lehramt-Studierende wie Volkan Mirvan. „Die Motivation ist sehr hoch“, sagt er über seine Schülerinnen und Schüler. Der ukrainische Nationalität ist keine Voraussetzung für die Teilnahme. „Vertreten sind mehrere Herkunftsländer“, berichtet der Duisburger, „etwa afghanische Kinder, die zunächst in die Ukraine und dann vor dem Krieg hierher geflohen sind“.