Duisburg. Bekommt Duisburg jemals eine durchgehende Nord-Süd-Fahrradverbindung? Der A59-Ausbau in Hochlage könnte die Hoffnung zerstören, klagt der ADFC.

In zehn Minuten aus Meiderich in die Innenstadt – was sich Fahrradfahrer seit Jahren wünschen, rückt mit dem Ausbau der A 59 in greifbare Nähe. Die Pläne der Autobahngesellschaft sehen einen vier Meter breiten Radweg entlang der neuen Berliner Brücke vor, der den nicht motorisierten Verkehr endlich über das Hafenbecken leitet. Duisburgs organisierte Fahrradfahrer jedoch sind längst nicht zufrieden. Vielmehr kritisiert der ADFC, welche Chance man verpasse, sollte die Autobahn nicht doch noch unterirdisch geplant werden.

Sowohl der ADFC Duisburg als auch er selbst als Privatperson hätten ihre Einwendungen gegen die Pläne bereits eingereicht, berichtet der Kreisvorsitzende Klaus Hauschild. „Der Radweg an der Berliner Brücke ist ein erster notwendiger Schritt“, sagt er zwar, „aber darüber bleibt ein großes Durcheinander“.

Ausbau der A 59: Ohne Tunnel klafft im Radwegenetz auch künftig eine Lücke

Perspektivisch verfolgt der ADFC das Ziel einer durchgehenden Fahrradverbindung vom Duisburger Norden bis ganz in den Süden. Dafür fehlen Wege an beiden Enden, und auch nach dem Neubau der Autobahn in Hochlage würde nördlich der Ruhr, zwischen Berliner Brücke und dem Radweg Grüner Pfad, weiter eine Lücke klaffen.

„Es geht dann um 1000 Ecken, man müsste viele Straßen überqueren mit potenziellen Gefahrensituationen“, sagt Klaus Hauschild. Der Weg würde so vermutlich über Bürgermeister-Pütz-Straße, Ritterstraße, Von-der-Mark-Straße, Laaker Straße und Lösorter Straße führen, wäre verbunden mit mindestens sechsmal Abbiegen.

Demgegenüber steht das Tunnel- beziehungsweise Trog-Szenario: Die A 59 würde in Meiderich unter der Oberfläche verschwinden, darüber könnte neben Parks, Spazierwegen und Spielplätzen auch ein durchgehender Radweg entstehen: „Wir hätten so viel Platz“, wirbt Hauschild für diese Möglichkeit.

„Lang, umständlich, gefährlich“: ADFC Duisburg wendet sich ans Ministerium

Der Fahrrad-Aktivist sitzt im Begleitausschuss für den A59-Ausbau, in dem die Stadt ihre Interessen und die ihrer Einwohner bündelt. Und wie die Stadtspitze und die politischen Vertreter im Bundestag ist auch Hauschild bereits in direkten Kontakt mit dem Bundesverkehrsministerium getreten.

Im Januar schrieb er Minister Volker Wissing (FDP) im Namen des ADFC Duisburg einen Brief, forderte die Zweiteilung des Planverfahrens, damit die Stadt unabhängig von der Berliner Brücke weiter auf einen unterirdischen Ausbau hinarbeiten kann.

Die Berliner Brücke soll mit ihrem Neubau auf jeden Fall einen Radweg erhalten.
Die Berliner Brücke soll mit ihrem Neubau auf jeden Fall einen Radweg erhalten. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Über die allgemeinen städtebaulichen Konsequenzen der Hochtrasse hinaus machte Hauschild auch auf die spezielle Situation der Fahrradfahrer in Duisburg aufmerksam: „Für die Stadt ist eines der größten Probleme eines funktionierenden Radverkehrs in Nord-Süd-Richtung die leider komplett fehlende durchgängige Verbindung.“ Daraus resultierende Umwege seien „zu lang, zu umständlich und teilweise zu gefährlich“.

Einwendungen gegen Ausbaupläne: Appell an alle Duisburger

Neben dem Radweg an der Berliner Brücke sei es deshalb auch „von zukunftsweisender Bedeutung, dass die Tunnelbauweise die Möglichkeit einer komfortablen und leistungsfähigen Radverkehrsverbindung in Nord-Süd-Richtung ermöglicht“. Klaus Hauschild betonte in seinem Schreiben: „Wir möchten an die Gleichwertigkeit der Verkehre, die das Bundesverwaltungsgericht schon seit 2010 als verbindlich vorgibt, erinnern.“

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Die Antwort aus dem Ministerium war ernüchternd, wenn auch nicht überraschend. Die Behörde teilte im März mit: „Gegen eine Aufteilung in mehrere Planungsabschnitte spricht vor allem, dass bei einer Tunnelvariante eine lange Bauzeit von etwa zwölf Jahren und die Schließung der Anschlussstellen Duisburg-Meiderich und Duisburg-Ruhrort erforderlich wäre, was erhebliche negative verkehrliche Auswirkungen zur Folge hätte.“

Nun setzt auch Hauschild die Hoffnung zunächst auf das Fernstraßen-Bundesamt, das die Planung der Autobahngesellschaft ablehnen kann. Der ADFC appelliert an alle Bewohner der Stadt, sich am formalen Protest zu beteiligen: „Neben den Aspekten des Rad- und Fußverkehrs ist es auch als Duisburger Bürgerin oder Bürger angebracht, sich mit den Einwohnerinnen und Einwohnern Meiderichs zu solidarisieren und sich für ein lebenswertes Duisburg mit Aufenthaltsqualität einzusetzen. Jeder und jede kann und sollte hier Einwände machen.“

>> A 59: AUSLEGUNG IN STADTHAUS UND BEZIRKSÄMTERN

Die öffentliche Auslegung der Planfeststellungsunterlagen endete mit dem 31. August. Die Dokumente können aber weiterhin im Internet eingesehen und heruntergeladen werden, etwa auf der Webseite des Bürgervereins Meiderich unter www.meidericher-buergerverein.de/a59-ausbau.

Einwendungen gegen die Pläne können aber noch bis zum 4. Oktober (Eingangsdatum) eingereicht werden. Informationen dazu und zum A59-Ausbau allgemein hat die Stadt Duisburg unter www.duisburg.de/verkehr/ausbau-a59 zusammengetragen.