Duisburg. Die A59-Brücke in Meiderich würde nach den Ausbauplänen viel größer als bisher. Visualisierungen zeigen ein Worst-Case-Szenario für die Anwohner.
Die Stadt Duisburg geht in die Offensive, wirbt vehement um Unterstützung für den geforderten A59-Tunnel. So viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich sollen Einwendungen formulieren, wenn in Kürze die Planunterlagen öffentlich ausgelegt werden. Dazu verbreitet das Rathaus jetzt Visualisierungen, die beide Ausbauszenarien drastisch zueinander in Kontrast setzen.
Die Bilder zeigen Orte wie die Dr.-Lengeling-Straße in Mittelmeiderich, wo die Autobahnbrücke gegenüber einer Reihe Wohnhäuser verläuft. Die Stadt Duisburg wünscht sich dort künftig eine Fahrbahn in Tieflage, über der dann ein Deckel gebaut werden soll. Darauf könnten hinterher beispielsweise Grünanlagen entstehen.
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Kein Sonnenlicht mehr für Anwohner im Umfeld der A 59?
Die jetzt beim Fernstraßenbundesamt eingereichten Pläne der Autobahngesellschaft sehen etwas anderes vor. Ein neues Brückenbauwerk soll entstehen, noch breiter als das bisherige, mit noch höheren Lärmschutzwänden. Welche Auswirkungen das hätte, will die Stadt anhand einiger Orte im Plangebiet sichtbar machen.
Die Visualisierung der Dr.-Lengeling-Straße zeigt zunächst den Status Quo. Die Sonne scheint bei idealem Stand so gerade in die unteren Etagen. Darunter ist die bisherige Planung der Autobahngesellschaft abgebildet – das Bild zeigt, wie die Straße noch deutlich näher an die Häuser heranrücken würde. Ein drittes Bild zeigt schließlich ein mögliches Tunnelszenario – die Anwohner würden demnach aus ihren Fenstern auf Wiese, Bäume und Spazierwege blicken.
Um ihrem Worst-Case- und Best-Case-Szenario Wirkung zu verleihen, bedient sich die Stadt durchaus auch kleiner Tricks. Auf dem Bild mit der neuen A59-Brücke ist der Himmel mit grauen Wolken überzogen, auf dem Bild mit unterirdisch verlaufender Autobahn herrscht dagegen strahlender Sonnenschein. Auf anderen Brücken-Bildern wurden die Säulen der Brücke zudem mit Schmierereien oder der Boden mit Müll versehen, wohingegen andere Tunnel-Bilder lächelnde Spaziergänger und spielende Kinder zeigen.
Natürlich sollen diese Visualisierungen beeinflussen, denn mit dem Start der öffentlichen Auslegung beginnt eine entscheidende Phase im Kampf um den A59-Tunnel. Je mehr Betroffene ihre Einwendungen einreichen, desto mehr Argumente gegen die aktuelle Planung hat das Fernststraßenbundesamt zu prüfen.
Stadt Duisburg informiert in deutscher und türkischer Sprache
Die Stadt und Fachanwalt Dr. Olaf Bischopink hoffen, dass die Behörde bereits in dieser Stufe des Planfeststellungsverfahrens einlenkt und sich dadurch eine Auseinandersetzung vor Gericht vermeiden lässt. Vorrangiges Ziel: Die Planung soll doch noch in zwei Abschnitte unterteilt werden, damit der Neubau der Berliner Brücke vorangetrieben und gleichzeitig die Möglichkeiten auf dem nördlichen Teil des Bauvorhabens noch tiefergehend erörtert werden können.
Die Stadt Duisburg informiert dazu online auf einer Themenseite, sowohl in deutscher als auch in türkischer Sprache. Neben den Visualisierungen – die es auch für den ebenfalls umstrittenen Ausbauabschnitt in Hamborn gibt – erhalten Betroffene Tipps, wie sie Einwände gegen die Pläne der Autobahngesellschaft formulieren und einreichen sollten. Auch die einzelnen Stufen des Planfeststellungsverfahrens werden dort im Detail erläutert. Diese Informationen gibt es unter www.duisburg.de/verkehr/ausbau-a59.
>>IHK FORDERT ZÜGIGEN AUSBAU OHNE PLANFESTSTELLUNGSVERFAHREN
Ganz andere Wünsche als die Stadt Duisburg und viele betroffene Anwohner äußert die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer (IHK). Die fordert in ihrem „Verkehrsleitbild Rheinland 2023“, bei wichtigen Infrastrukturprojekten auf Planfeststellungsverfahren verzichten, um die zügige Instandsetzung maroder Straßen und damit die gute Erreichbarkeit von Unternehmen sicherzustellen.
IHK-Chef Werner Schaurte-Küppers wird in einer Mitteilung so zitiert: „Gerade in Duisburg könnte uns das helfen. Die A59-Brücke über den Hafen muss bis spätestens 2029 erneuert sein. Wir haben also nur noch sechs Jahre Zeit.“