Duisburg-Altstadt. Andere Geschäftsleute verlassen die Duisburger City, er ist extra hergezogen: Warum Frank Wohlfahrt mitten in der Stadt eine Galerie eröffnet hat.

„Eleganter Mann!“, ruft der junge Passant – weiße Adidas-Trainingshose, Smartphone am Ohr – anerkennend aus. Dann geht er weiter. Frank Wohlfahrth reagiert nicht. Doch dass der Fremde ihn meint, steht außer Zweifel: In seinem dunkelblauen Anzug, dem hellen Hemd und dem farblich passenden Einstecktuch fällt der Galerie-Inhaber auf. Zumindest hier, mitten in der Duisburger Innenstadt, vor den leer geräumten Pavillons an der Kuhstraße.

Galerist Frank Wohlfarth: „Duisburg verkauft sich unter Wert“

Trist könnte man die Umgebung kurz vor der Münzstraße nennen. Doch für seine „Yotomy Art Gallery“ kann sich Frank Wohlfarth keinen besseren Standort vorstellen. Vor einem Jahr zog er mit seinem Geschäft aus Duissern hierher, in das „Herz der Stadt“, wie er selbst sagt. „Ich möchte den Duisburger Bürgern näher sein und unsere Kunst nicht nur auf Events zeigen“, erklärt der Galerist, der an der Kuhstraße nationale und internationale Künstler präsentiert. Auf 120 Quadratmetern sind viermal pro Jahr wechselnde Ausstellungen zu sehen. Zuletzt stellten unter dem Motto „MAKE ,EM AWW“ drei asiatische Street-Art-Künstler ihre Werke aus. Für die Schau ließ Wohlfarth eigens ein XXL-Gemälde auf eine Hauswand in direkter Nachbarschaft anbringen.

Mit seiner Entscheidung, das Medienhaus in Duissern zu verlassen und in die Fußgängerzone neu anzufangen, hat er nicht bereut: „Ich bin sehr zufrieden hier“, sagt Galerist Frank Wohlfarth.
Mit seiner Entscheidung, das Medienhaus in Duissern zu verlassen und in die Fußgängerzone neu anzufangen, hat er nicht bereut: „Ich bin sehr zufrieden hier“, sagt Galerist Frank Wohlfarth. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Seine Entscheidung, das Medienhaus an der Falkstraße 77 in Duissern zu verlassen und in der Fußgängerzone neu anzufangen, hat er nicht bereut: „Ich bin sehr zufrieden hier. Die Räume sind inzwischen sehr gut anerkannt, auch bei Kollegen.“ Von Kunstinteressierten werde er in der Innenstadt „natürlich nicht überrannt“. Ab und zu kämen zufällig vorbeigehende Passanten in die Galerie. „Sie sagen: Da habt ihr ein echt schönes Bild hängen, aber das kann ich mir nicht leisten“, beschreibt der 73-Jährige. Auf Laufkundschaft sei er aber ohnehin nicht angewiesen. „Ich verlasse mich auf entsprechende Plattformen im Internet.“ Natürlich gebe es manchmal „zeitweilige Verwirrungen“, wenn er mit seinen Gästen aus aller Welt durch die Innenstadt laufe. „Manche sind echt erschüttert. Aber ich sage dann immer: Abwarten, es wird gleich wieder besser.“

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Ein Geschäft in Düsseldorf jedenfalls käme für ihn nicht in Frage – der gebürtige Duisburger brennt für seine Stadt. „Ich liebe Duisburg, das ist meine Heimat, in der mein Vater und Großvater seit 1932 verlegerisch tätig waren.“ Tatsächlich gehörte der Familie Wohlfarth lange der Mercator-Verlag, in dem seit 1966 Sachbücher und Naturführer, Bildbände und Taschenbücher erscheinen, die stets eines im Fokus haben: Duisburg und den Niederrhein. „Ich bin deswegen sehr intensiv mit der Region verbunden und kenne mich gut aus.“

Hier wird die Armut sichtbar: In direkter Nähe der „Yotomy Art Galerie“ mitten in der Duisburger Fußgängerzone treffen sich regelmäßig die Obdachlosen.
Hier wird die Armut sichtbar: In direkter Nähe der „Yotomy Art Galerie“ mitten in der Duisburger Fußgängerzone treffen sich regelmäßig die Obdachlosen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Vor den Problemen seiner Stadt verschließt er die Augen nicht. Dass viele Menschen hier weniger Geld haben als anderswo, erlebt der Galerist jeden Tag: In direkter Nähe seiner Ausstellungsräume treffen sich regelmäßig die Obdachlosen. Einige der Geschäfte rechts und links der Galerie stehen leer. „Und auf dem Sonnenwall gibt es inzwischen acht Nagelstudios auf 500 Metern.“

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Doch das sind alles keine Gründe, deprimiert zu sein, meint Wohlfarth. Er findet: Duisburg verkauft sich unter Wert. „Wir haben hier ein so tolles Orchester, so tolle Museen, super Freizeitmöglichkeiten und einen – im Vergleich zum Zustand vor 20 Jahren – so hochwertigen Stadtkern. Und auch solche Highlights wie der neue Bahnhof und das Mercator One machen mir Mut!“

Für die Zukunft wünscht er sich, dass ihm andere Einzelhändler in die Fußgängerzone folgen. „Es wäre schön, wenn Duisburg in diesem Punkt wieder an alte Zeiten anknüpfen würde und es wieder mehr Galeristen und Kunsthändler in der Innenstadt gäbe.“ Er selbst geht mit gutem Beispiel voran: Die nächste Ausstellung ist bereits in Planung.

>>> Duisburger Galerist unterstützt Nachwuchskünstler

  • Als Galerist und Duisburger Urgestein sieht Frank Wohlfarth es als „seine Aufgabe an, jungen Künstlern etwas Starthilfe zu geben“. Unter anderem veröffentlicht der 73-Jährige die „Edition Wohlfarth“, um den Nachwuchs zu unterstützen.
  • Die „Yotomy Art Gallery“ ist im Internet unter yotomyart.de zu erreichen, außerdem via Instagram.
  • Vom 8. September bis zum 23. Oktober sind an der Kuhstraße 8 Werke des deutschen Künstlers Ingo Wegerl zu sehen. Thema der Ausstellung ist „Gedankenreise und Bildwerdung“.