Duisburg. Vier Duisburger standen nach dem „Millionenraub“ von Marxloh vor Gericht. Doch der Überfall auf das Juweliergeschäft bleibt weiter ein Rätsel.

Unter „Millionenraub“ wurde ein spektakulärer und brutaler Überfall auf ein Juweliergeschäft in Marxloh bekannt. Seit Herbst 2022 standen in diesem Zusammenhang vier 21 bis 34 Jahre alte Männer aus Duisburg in zwei Verfahren vor dem Duisburger Landgericht am König-Heinrich-Platz. Sie werden einem libanesischen Clan zugeordnet.

Aber: Nach insgesamt 42 Verhandlungstagen gibt es nicht nur keinen Beweis für ihre Täterschaft, es gibt auch keine eindeutigen Feststellungen zur Höhe der Beute.

Am Morgen des 11. Oktober 2021 war einem Angestellten des Geschäfts an der Weseler Straße aufgelauert worden, als er von einem Treppenhaus aus einen Nebeneingang des Ladens aufschließen wollte. Mehrere Täter schlugen den Mann nieder, fesselten ihn und entrissen ihm das Schlüsselbund, wobei sie ihm einen Finger brachen.

Millionenraub von Duisburg-Marxloh: Zeuge gab einen anonymen Hinweis

Dann bedienten sich die Räuber an den Auslagen, Vitrinen und dem Safe. Anschließend legten sie eine filmreife Flucht hin: Es ging durch Keller und über Hinterhöfe. Offenbar kannten sich die Täter gut aus und hatten sich einen Fluchtplan zurechtgelegt.

Durch einen anonymen Hinweis, den ein Zeuge erhielt, ermittelte die Polizei bald in Richtung der Angeklagten. Offenbar hatten sich einige von ihnen in zeitlicher Nähe zur Tat in einem nah gelegenen Hotel getroffen. Und ihre Handys waren ausgerechnet zur Tatzeit ausgeschaltet.

Einer der Verdächtigen besaß einen Wagen gleicher Bauart und Farbe wie der Fluchtwagen, der auf einem Überwachungsvideo zu sehen war. Allerdings hatte die Polizei nur in Duisburg entsprechende Fahrzeuge ermittelt. Und: Keiner der Angeklagten konnte als einer jener Männer identifiziert werden, die auf den unscharfen Fotos und Filmen von Überwachungsgeräten zu sehen waren. Daran änderten auch Bewegungsgutachten nichts, die die Strafkammern im Januar in Auftrag gegeben hatten und auf die sie mehr als drei Monate lang warten mussten.

Verurteilungen gab es nur für weniger schwere Straftaten

Einen 21-Jährigen, der sich vor einer Jugendkammer verantworten musste, wurden am Ende nur eine Reihe von Einbruchsdiebstählen nachgewiesen. Die hatte er selbst gestanden. Dafür muss er nun zwei Jahre und neun Monate hinter Gitter. Auch die drei Erwachsenen, deren Verfahren zufällig fast zeitgleich vor einer anderen Kammer endete, wurden vom Vorwurf des schweren Raubes freigesprochen.

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Zwei wurden allerdings wegen Betruges und Urkundenfälschung zu Geldstrafen verurteilt. Strafen, die bereits als bezahlt gelten, weil sie mit der Entschädigung für die bis zu zehn Monate, die die Angeklagten in Untersuchungshaft saßen, verrechnet werden. Und ob es sich um einen Millionenraub handelte, darf mittlerweile auch bezweifelt werden: Höchst widersprüchliche Zeugenaussagen reichten von 7000 bis zu einer Million Euro.

>>Rätsel um die Beute aus dem Juweliersraub

  • Die vier Männer, die in den Prozessen vor Gericht standen, hatte die Polizei im Februar 2022 bei einer Razzia in den Stadtteilen Laar und Marxloh gestellt.
  • Die Beute aus dem Raub gilt bis heute als verschwunden.