Duisburg. Das Abitur ist für viele Schüler ein hart erkämpftes Zeugnis. Überraschend: In Duisburg mussten in diesem Jahr mehr denn je in eine Nachprüfung.

2105 Abiturientinnen und Abiturienten haben in den vergangenen Monaten gebüffelt und gebangt, Klausuren geschrieben und mündliche Prüfungen abgelegt. Mehr denn je mussten allerdings in eine „Existenzprüfung“, sagt Christof Haering, Leiter des Landfermann-Gymnasiums in Duisburg.

Mit anderen Worten: Sie drohten durchzufallen und mussten Teile der Abiturprüfung nachholen, manche in einem, manche in bis zu drei der vier Abifächer.

Abitur in Duisburg: Leistungstrend geht in zwei völlig unterschiedliche Richtungen

Bei einer Konferenz der Leiter aller Duisburger Gymnasien hätten sich zwei Trends gezeigt, die in völlig unterschiedliche Richtungen gehen: Da sei zum einen der Trend zu immer mehr richtig guten Abinoten, immer mehr Einser-Schülern. Zum anderen gab es an einigen Gymnasien eine überraschend hohe Zahl von Existenzprüfungen.

Es falle allerdings da mehr auf, wo diese Nachprüfungen früher nicht so häufig vorgekommen sind. Am Landfermann mussten von 125 Schülern des Jahrgangs ein knappes Dutzend in die Existenzprüfung, drei Schüler sind am Ende nicht durchgekommen. „Das waren in den Jahren zuvor deutlich weniger“, sagt Haering.

Christof Haering, der Schulleiter des Duisburger Landfermann-Gymnasiums, musste in diesem Abitur-Jahrgang überraschend viele Nachprüfungen abnehmen.
Christof Haering, der Schulleiter des Duisburger Landfermann-Gymnasiums, musste in diesem Abitur-Jahrgang überraschend viele Nachprüfungen abnehmen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Einigen Schülern fehlte es an Energie

Unter den Schulleitern laufe eine Diskussion zu den Ursachen. Er selbst habe beobachtet, dass die Motivation in der Abiturientia höchst unterschiedlich war. „Da gab es die Kämpferschüler, aber es gab auch jene, die gezockt haben und sich nur für ein Thema vorbereiteten“, beschreibt es der Schulleiter. Die Fifty-Fifty-Chance habe nicht jeden gerettet. Er hatte den Eindruck, dass es einigen an Energie fehlte für die letzten Meter ihrer Schullaufbahn.

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Dass die Schulen in Duisburg an den unterschiedlichen Standorten mit sehr verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen haben, ist kein Geheimnis. Je nach Stadtteil gab es daher immer schon mehr Existenzprüfungen als im Rest der Stadt.

So berichtet Christa Wenzel, Oberstufenkoordinatorin am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in Marxloh, dass es in jedem Jahr zehn bis 15 Schüler treffe, die ihr Abitur im ersten Anlauf nicht schaffen. „Tendenziell hatten wir dieses Jahr sogar weniger Nachprüfungen“, sagt Wenzel. 84 Abiturienten nehmen in diesen Tagen also ihr Zeugnis entgegen, feiern den Abiball und schmieden Pläne für ihr zukünftiges Leben.

Verhältnismäßig wenige Nachprüfungen an den Gesamtschulen

An den Gesamtschulen habe es keine auffälligen Häufungen bei den Existenzprüfungen gegeben, berichtet Schulformsprecher Bernd Beckmann. Hier habe man aber ohnehin geringere Prüfungsquoten und daran gemessen „verhältnismäßig wenige Nachprüfungen“. Von seinen knapp 60 Abiturienten seien zwei leider durchgefallen. Umgekehrt hätten aber auch zwei syrische Schwestern, die vor fünf Jahren noch kein Wort Deutsch gesprochen haben, mit guten Noten ihr Abitur gemacht. „Da können alle stolz drauf sein“, betont Beckmann.

Insgesamt ist er erleichtert, dass sich das Prüfungsgeschehen seit zwei Jahren deutlich reduziert hat: Bis dahin galt in NRW (und nur hier) die Pflicht, dass man auch in eine Nachprüfung muss, wenn man im schriftlichen Abitur zu stark von der Vornote abweicht - sowohl nach oben als auch nach unten. Seither können Schüler freiwillig in eine mündliche Prüfung, wenn sie glauben, ihre Note damit verbessern zu können. Oder eben zur Rettung des ganzen Projekts Allgemeine Hochschulreife.

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>>WAS TUN, WENN MAN DAS ABITUR NICHT GEPACKT HAT?

  • Schülerinnen und Schüler, die durch ihre Abiturprüfung gefallen sind, haben zwar keine Allgemeine Hochschulreife, aber die Fachhochschulreife.
  • Damit können sie zum Beispiel eine Ausbildung beginnen oder an einer Fachhochschule studieren.
  • Sie können aber auch das letzte Schuljahr wiederholen, um das Abitur zu packen. Schwierig wird es, wenn der nachfolgende Jahrgang nicht die gleichen Leistungskurse hat. Zur Not müsse man die Schule wechseln, sagt Christof Haering, in Absprache mit der Schulaufsicht könne man aus einem Grundkurs mit Zusatzstunden auch ein Leistungskurs-Äquivalent machen.
  • An Berufskollegs oder Wirtschaftsgymnasien kann man zudem binnen zwei Jahren einen neuen Anlauf nehmen, um sein Abitur zu machen.