Duisburg. Rund 2000 Duisburger Schülerinnen und Schüler haben jetzt ihr Abitur – trotz Corona, trotz Krieg. So lief es an den Gymnasien und Gesamtschulen.
Am Donnerstag und Freitag werden die letzten Schulen in Duisburg ihre Abiturzeugnisse verteilen und das Ende der Schulzeit für diesen Jahrgang mit einem großen Abiball feiern.
2039 Schülerinnen und Schüler sind 2022 angetreten, die Allgemeine Hochschulreife zu erlangen: 1191 an den Gymnasien, 706 an den Gesamtschulen und 142 an den Berufskollegs.
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Für ihr Abitur mussten mehr Schüler als sonst in die „Existenzprüfung“
An den zwölf städtischen Gymnasien sind diesmal „spürbar mehr Schülerinnen und Schüler in die Existenzprüfungen gegangen“, sagt Schulformsprecher Christoph Haering. Sie mussten nach den regulären drei schriftlichen und einer mündlichen Abiturprüfung noch weitere Nachprüfungen über sich ergehen lassen.
Am Landfermann-Gymnasium, wo Haering Schulleiter ist, habe es fünf getroffen und alle seien durchgekommen, berichtet er erleichtert. Ohnehin ist seine Empathie groß, wenn es um diesen Jahrgang geht: Die Schülerinnen und Schüler haben eine herausfordernde Corona-Zeit hinter sich, erleben den Ukraine-Krieg, die Existenzängste von Eltern, die Pubertät, „das ist schon alles gemein und unfair“.
Manches Ergebnis habe weniger mit Begabung zu tun als mit den Umständen. Die Beteuerungen des Schulministeriums, dass es sich 2022 um ein vollwertiges Abitur handelt, hält er für fadenscheinig: „Es weiß doch jeder, dass es die Kinder besonders schwer hatten.“
Schüler benötigen psychologische Unterstützung
Seine Oberstufenkoordinatoren beobachten, dass es mehr Krankmeldungen gibt. „Manche Kinder sind traurig, depressiv, weinen schneller“, berichtet Haering. „Bei einigen Abiturienten haben die Stufenleiter noch morgens vor den Prüfungen angerufen, um sie zu motivieren und zu unterstützen.“
Auch in den anderen Jahrgängen sei die Belastung hoch, überall seien Schülerinnen und Schüler, die psychologische Hilfe benötigen. Allein am Landfermann fehlen derzeit vier, die nach der Pandemie den Weg zurück an die Schule nicht fanden und Hilfe benötigen.
Es gebe an manchen Schulen eine Tendenz zu mehr Kindern, die die Klasse wiederholen werden, berichtet Haering aus der Schulleiter-Konferenz. Auffällig sei außerdem, dass die Schere größer werde zwischen den Einser-Kandidatinnen und -Kandidaten sowie denen, die eher Fünfen und Sechsen nach Hause bringen.
Die Haltung unter den Schulleitern sei dabei durchaus unterschiedlich. Manche finden, dass man bei Kindern, die man nun zwei Jahre mitgezogen hat, jetzt auch mal einen Punkt machen muss. Haering indes findet: „In diesen Zeiten muss man sich eher dazu entscheiden, fünfe gerade sein zu lassen. Wenn die Seele angegriffen ist, können Schüler nicht richtig gut sein.“
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Gesamtschulen befürchten im nächsten Abi-Jahrgang Schwierigkeiten
Bernd Beckmann, Schulformsprecher der Gesamtschulen, rechnet erst im kommenden Jahr mit mehr Schwierigkeiten, die im Zusammenhang mit den Lockdowns stehen. Der aktuelle Abi-Jahrgang habe die EF, also die Einführungsphase in die Oberstufe, noch in Präsenz erlebt und erst die zweijährige Qualifikationsphase im Wechsel zwischen Präsenz-, Hybrid- und Wechselunterricht durchgemacht.
Mit dem Ergebnis an seiner Gesamtschule Meiderich sei er zufrieden. Die knapp 70 Abiturientinnen und Abiturienten seien gemessen am Ergebnis nicht beeinträchtigt worden, die Leistungen seien vergleichbar mit denen der Vorjahre. Die erweiterte Auswahl an Prüfungsthemen habe zudem eine Entlastung mitgebracht. Ein echter Festakt mit allen Eltern habe ihn gerührt, „das war wieder ein Bild wie früher“, schwärmt Beckmann.
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Positiv habe sich zudem die Abschaffung der Abweichungsprüfungen auf die Belastung des Lehrerkollegiums ausgewirkt. In den Vorjahren musste jeder, der um drei Punkte in der schriftlichen Arbeit abwich, in eine Pflichtprüfung.
Auch die Zentralen Abschlussprüfungen des zehnten Jahrgangs sind gut gelaufen, berichtet der Schulleiter. Bei 160 Schülern habe nur einer coronabedingt nachschreiben müssen und insgesamt seien die Noten etwas besser als in den Vorjahren gewesen. „Die Aufgabenstellungen waren angemessen, man ist auf die besondere Situation eingegangen.“