Duisburg. Arzt Dr. Deniz Özcan erlebt es häufig: Organspenden scheitern, weil kein Spenderausweis vorliegt. Darunter leiden auch die Hinterbliebenen.
Viel zu wenig Menschen sind als Organspender registriert, deshalb entbrennt rund um den Tag der Organspende am 3. Juni erneut die politische Diskussion um eine „Widerspruchsregelung“. Wie schwierig in Duisburg der Kampf um Organspender ist, berichtet Dr. Deniz Özcan, Organspende-Beauftragter des Evangelischen Klinikum Niederrhein.
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Rund 84 Prozent der Deutschen befürworten die Organspende laut einer repräsentativen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). In der Zahl der Spenderausweise spürt Dr. Deniz Özcan das nicht. „Den haben die Wenigsten. Ich würde sagen: unter zehn Prozent“, so der Intensivmediziner.
Organspende: Zwei Ärzte müssen Hirntod vor Organentnahme bestätigen
Im Evangelischen Klinikverbund, zu dem auch das Meidericher Herzzentrum gehört, werden zwar keine Transplantationen durchgeführt, wohl aber Spenderorgane entnommen. Etwa in der neurochirurgischen Klinik des Fahrner Krankenhauses, die viele Patienten mit schweren Schädel-Hirn-Verletzungen behandelt.
Deniz Özcan wird sofort über das Programm TransplantCheck informiert, wenn bei einem Patienten des Verbundes möglicherweise ein irreversibler Hirnfunktionsausfall (so der Fachbegriff) bevorsteht. Der so genannte „Hirntod“, er muss von zwei qualifizierten Medizinern unabhängig voneinander festgestellt werden, ist die Voraussetzung für die Entnahme von Organen.
Ohne Spenderausweis stehen Angehörige vor einer schweren Entscheidung
Hat der Patient keinen Spenderausweis, sucht der Arzt das persönliche Gespräch mit den Angehörigen. „Sie müssen dann trotz ihrer Trauer diese unglaublich schwere Entscheidung treffen.“ Durch die Spende gebe der Tod ihres Verwandten für viele einen Sinn, berichtet Özcan. „Andere reagieren ablehnend. Das respektieren wir. Wir würden nie versuchen, jemanden zu überreden.“
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Zwischen 130 und 160 Patienten pro Jahr werden Dr. Deniz Özcan am EVKLN als mögliche Spender gemeldet. Deutlich seltener, in etwa 20 Fällen pro Jahr, werde dann tatsächlich der Hirntod festgestellt, berichtet der Organspende-Beauftragte. „Es gibt bei uns zwischen sieben und zwölf Organspenden pro Jahr. In ungefähr ebensovielen Fällen kommt es dazu nicht, weil kein Ausweis vorliegt oder die Spende von den Angehörigen abgelehnt wird.“ Dass medizinische Gründe gegen die Entnahme stehen, komme selten vor.
Im Herzzentrum Meiderich warten Patienten auf ein Spenderorgan
Rund 8500 Menschen warten bundesweit auf ein Spenderorgan, die meisten auf eine Niere. Rund 150 bereits Transplantierte mit einem Spenderherzen behandelt das Herzzentrum in Meiderich. Stabil ist dort mit drei bis vier Patienten auch die Zahl derer, die weit oben auf der Warteliste für ein Spenderorgan stehen, nicht selten muss ein Kunstherz die Zeit bis zur Transplantation überbrücken.
Damit sie überleben, muss die Bereitschaft zur Organspende dringend steigen. Dr. Deniz Özcan appelliert eindringlich für den Spenderausweis: „Wir als Ärzte, vor allem aber Ihre Angehörigen, haben dann die Sicherheit, das zu tun, was Ihrer Überzeugung entspricht. Und das erspart gerade denen, die Ihnen am nächsten stehen, viel Leid.“
>> ORGANSPENDE-TATTOO FÜR „JUNGE HELDEN“
Bei jungen Menschen wirbt der Verein „Junge Helden e.V.“ für Organspende und Ausweis.
Als sichtbaren Ausdruck der Zustimmung zur Organspende hat er die Aktion #Optink gestartet.
Bundesweit beteiligen sich daran Tattoo-Studios, die eine Tätowierung, einen Kreis und zwei Halbkreise, stechen. Sie soll die Organspende als Geschenk des Lebens symbolisieren.
In Duisburg beteiligt sich das das Studio „bestechlich“ an der Koloniestraße 175. Kontakt: 0176 7444 8633; E-Mail: bestechlichtattooart@web.de