Duisburg. Aus der Restwärme des Abwassers lässt sich Energie gewinnen. Wie die Stadtwerke dieses Potenzial künftig in den Duisburger Kläranlagen nutzen.
Aus dem Abwasser in Duisburg erzeugen die Stadtwerke künftig Wärme und Strom. Dazu investiert der Energieversorger rund 27 Millionen Euro in eine innovative Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (iKWK). Die bisher größte Anlage dieser Art in Deutschland wird bis zum Herbst 2025 auf dem Areal der Kläranlage Huckingen gebaut.
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„Das Projekt ist wichtiger Bestandteil der Energie- und Wärmewende in Duisburg. Unser Ziel ist es, bis 2035 die Fernwärme für unsere Kunden vollständig CO2-frei zu erzeugen“, sagte der Vorstandsvorsitzende des stadteigenen Verkehrs- und Versorgungskonzerns DVV, Markus Wittig, am Mittwoch beim symbolischen Baustart.
Wärmepumpen entziehen dem Abwasser seine Restwärme
Auf einer Fläche neben der Einfahrt zu Duisburgs größter Kläranlage entsteht ein sogenanntes Auslaufbecken, in das geklärtes Abwasser geleitet wird. In einem Pumpenhaus entziehen Wärmepumpen mit einer Gesamtleistung von 3,8 Megawatt (MW) dem zwischen acht und 25 Grad warmen Wasser Restwärme, die in das Fernwärmenetz eingeleitet wird.
„Die gewonnene Energie reicht für die Versorgung von rund 1500 Haushalten mit Fernwärme“, erklärt Andreas Gutschek, Infrastrukturvorstand der Stadtwerke. Der Betrieb ist ab einer Abwasser-Temperatur von zehn Grad rentabel. „Das ist in neun Monaten des Jahres der Fall“, so Gutschek. Überschüssige Wärme fließt im Sommer in den Fernwärmespeicher im Heizkraftwerk III in Wanheim, so soll keine Energie ungenutzt bleiben.
Neues BHKW an der Bungertstraße soll ab Herbst in Betrieb gehen
Der Speicher ist ebenso Bestandteil der iKWK-Anlage wie die beiden Blockheizkraftwerke an der Bungertstraße in Hochfeld, die mit 4,5 MW elektrischer und 4,7 MW thermischer Leistung den Strombedarf von rund 10.000 Haushalten und den Wärmebedarf von rund 2500 Haushalten decken können. Die im vergangenen Jahr aufgebauten Motoren, die wegen der Gaspreiskrise bis zum Herbst noch im Probebetrieb laufen, können auch mit grünem Wasserstoff betrieben werden.
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Komplettiert wird die neue Anlage durch einen elektrischen Wärmekessel mit 30 MW Leistung. Weil er überschüssigen Strom im Netz zur Erzeugung von Wärme nutzt, müssen regenerative Quellen in Zeiten geringer Nachfrage nicht abgeschaltet werden. „Diese Komponente macht Sinn, weil wir die Wärme speichern können, bis sie von unseren Kunden abgerufen wird“, erläutert Andreas Gutschek.
Klimaneutrale Energieerzeugung als gemeinsames Ziel im Konzern Stadt
Die Nutzung der Abwasserwärme werden die Wirtschaftsbetriebe als Betreiber der Kläranlage den Stadtwerken nicht in Rechnung stellen, erklärt WBD-Vorstand Uwe Linsen. „Wir haben im Konzern Stadt das gemeinsame Ziel der klimaneutralen Energieproduktion. Deshalb ist es zum Vorteil aller Duisburger, dass wir dieses Potenzial bald nutzen können.“
Linsen verweist auf einen weiteren positiven Umwelteffekt neben der Emissionsvermeidung: „Durch die iKWK-Anlage wird das Abwasser um rund fünf Grad abgekühlt. Das bedeutet in den Sommermonaten eine Entlastung für die Fließgewässer Angerbach und Rhein.“ Perspektivisch sei auch die Aufrüstung der drei weiteren WBD-Kläranlagen (Hochfeld, Kaßlerfeld, Walsum) mit Wärmepumpen möglich, einen Zeitplan gebe es dafür noch nicht.
>> BUND FÖRDERT DEN BETRIEB DER IKWK-ANLAGE
- Zum Bau der innovativen Kraft-Wärme-Kopplungsanlage beteiligten sich die Stadtwerke Duisburg 2021 an einer iKWK-Ausschreibung der Bundesnetzagentur und erhielten den Zuschlag zur Förderung über 45.000 Betriebsstunden.
- Über die Förderung werde gut die Hälfte der 27-Mio-Euro-Investition wieder an die Stadtwerke fließen, rechnet Vorstand Andreas Gutschek. Die Anlage sei „ein wichtiger Baustein für die grüne Wärmeversorgung in Duisburg“.
- „Die Energiewende findet vor Ort statt“, betont auch OB Sören Link, er ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadtwerke. Diese hätten mit der Entscheidung, das Kohlekraftwerk an der Bungertstraße 2018 abzuschalten, den Abschied von der Energieerzeugung aus fossilen Quellen eingeleitet, erinnerte der OB.