Duisburg. Für junge Duisburger ohne familiäre Unterstützung ist der Weg zur Selbstständigkeit oft schwer. So hilft ihnen das Café „Pro Kids“ seit 20 Jahren.

So richtig kann Matthias Beine noch nicht glauben, dass er die Gäste zum 20. Geburtstag des Streetworkcafés „Pro Kids“ begrüßt. „Viele haben gedacht, es hält keine drei Jahre“, sagt der 53-Jährige, der die Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene des Diakoniewerks in Duisburg seit ihrer Gründung leitet.

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Die Zweifel waren angebracht: Dass ein fast ausschließlich spendenfinanziertes Projekt zwei Jahrzehnte übersteht, war nicht gesetzt. Nur in den ersten fünf Jahren sicherte die Unterstützung der Johann-Welker-Förderungsgesellschaft den Betrieb von „Pro Kids“ an der Börsenstraße. Der Dank von Matthias Beine, Brunhilde Seitzer (Fachbereichsleitung Diakoniewerk) und Jugendamtsleiter Hinrich Köpcke galt deshalb den Ehrenamtlichen – manche kamen als studentische Praktikanten und stellen oft über viele Jahre den Betrieb sicher.

Matthias Beine von „Pro Kids“ in Duisburg: Wir bieten Hilfe an und treten Feuer aus

Eine Anlaufstelle zu schaffen für junge Duisburger, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind, war seinerzeit die Idee von Diakoniepfarrer Wolfgang Eigemann und Axel Niesar, der bei der Feier unter den Gästen war.

Vor fünf Jahren ist die Einrichtung ungezogen aus ihrem ersten Domizil an der Börsenstraße hinter die bunte Fassade an der Friedrich-Wilhelm-Straße 13. Darüber gibt’s das „You@tel“ – in den Wohngemeinschaften des Diakoniewerks können wohnungslose Jugendliche bis zu sechs Monaten leben.

„Wir bieten Hilfe an, treten Feuer aus, versuchen etwas zu retten“, beschreibt Matthias Beine die Mission des Teams. Viele der jungen Frauen und Männer, die kommen, versuchen nach einer Karriere in der stationären Jugendhilfe den Start in ein selbstständiges Leben.

Junge Erwachsene haben oft keinen Rückhalt in der eigenen Familie

„Es gibt bei ihnen oft keine verlässlichen, stabilen Bezüge zur Familie oder zu Angehörigen“, erklärt der Sozialwissenschaftler. Der Sprung in die Eigenständigkeit „braucht mitunter zwei bis drei Neuanläufe“, sagt Beine, „mancher scheitert ganz einfach schon an der Bürokratie“.

Mietrückstände, Jobcenter, Jugendamt, Ausbildung – hier vermittelt das „Pro Kids“-Team, sucht nach Auswegen und Lösungen. Zwar hilft Matthias Beine längst ein dichtes Netzwerk in Verwaltung und Behörden, dennoch verzweifelt auch er immer wieder an der Bürokratie: „Besonders, wenn im Hilfesystem mehrere Rechtskreise betroffen sind, wird’s schwierig.“

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Die Zahl von täglich etwa 15 Gästen, die vor der Pandemie kamen, ist noch nicht wieder erreicht. „Aber die Zahl steigt“, registriert Beine. Mancher sucht im Café keine Hilfe, sondern einfach nur Gesellschaft, weil’s in der ersten eigenen Wohnung einsam ist. Ein Magnet sei auch das warme Essen, das täglich angeboten wird. „Enorm wichtig“, betont der ProKids-Leiter, „wenn am Ende des Geldes noch viel Monat übrig ist“.

>> STREETWORKCAFÉ PRO KIDS: ANGEBOT UND ÖFFNUNGSZEITEN

  • Das Haus an der Friedrich-Wilhelm-Straße 13 ist montags bis donnerstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Haustiere sind willkommen. Es gibt eine warme Mahlzeit, Getränke und bei Bedarf Hilfe sowie Beratung bei Bewerbung und Jobsuche durch das Team. Freitags von 10 bis 14 Uhr wird ein offener Treff mit Frühstück angeboten.
  • Zur Verfügung stehen ein PC-Arbeitsplatz, Telefon, Waschmaschine und Dusche, für den Zeitvertreib Billardtisch, Dartscheibe und Kicker. Das Angebot wird weitestmöglich durch Spenden finanziert. Spendenkonto 515 515 bei der KD-Bank Duisburg, BLZ 350 601 90, Stichwort: pro kids.