Duisburg. Im Sozialausschuss waren sich SPD, CDU und Grüne einig: Duisburg bekommt einen Drogenkonsumraum. So geht es nach dem Grundsatzentscheid weiter.
Mit einem gemeinsamen Antrag im Sozialausschuss des Rates haben SPD, Grüne und CDU am Montag den politischen Weg freigemacht für die Einrichtung des ersten Drogenkonsumraums in Duisburg. Dieser könnte bereits 2024 in der „westlichen Altstadt“ eingerichtet werden. Dieser Standort wird im Antrag genannt. „So weit waren wir noch nie, wir sind über die Entscheidung sehr glücklich“, sagte Mustafa Arslan. Der geschäftsführende Vorstand des Suchthilfeverbundes Duisburg hatte ein Konzept für das Angebot entwickelt.
Suchthilfeverbund Duisburg: „Wir wollen den Konsum aus den Parks und Tiefgaragen holen“
Auf rund 930.000 Euro hatte der Suchthilfeverbund darin die Kosten beziffert. „Ziel muss es sein, den Suchtkranken ein Angebot zu machen und den Konsum aus den Parks und den Tiefgaragen zu holen“, sagt Arslan. Auch Vertreter des Handels in der Innenstadt hatten in den vergangenen Jahren immer wieder einen Drogenkonsumraum gefordert, den es in benachbarten Großstädten längst gibt.
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Ob diese Summe tatsächlich im nächsten Doppelhaushalt stehen wird, bleibt abzuwarten. „Mit Kämmerer Martin Murrack ist besprochen, dass der Raum kommen soll“, so Ünsal Baser, der sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion. „Zu den Haushaltsberatungen wird es eine weitere Vorlage geben“.
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Ein Konsumraum in der Altstadt „sei nur ein Anfang“, sagt Baser mit Blick auf den Stadtnorden. „Es wird noch Weitere geben müssen.“
Suchthilfeverbund: Konzept mit Café und Streetwork-Anbindung“
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Bereits im Januar hatte Baser ebenso wie sein CDU-Kollege Josef Wörmann deutlich gemacht, dass die Sozialpolitiker beider Fraktionen die Einrichtung befürworten, aber noch Hürden in den eigenen Parteien und in der Verwaltung zu überwinden waren. Seit der Kommunalwahl hatten die Grünen das Thema forciert.
Der Suchthilfeverbund würde gern ein integriertes Konzept umsetzen, über das eine Kommission mit Vertretern aus Politik und Verwaltung bereits beraten hat. Neben einem Konsumraum mit therapeutischer und medizinischer Begleitung soll es dort einen Aufenthaltsbereich mit Café geben, wo die Streetworker angebunden sind, die schon jetzt den Kontakt in die Szene habe. „Sie sind die wichtigsten Bezugspersonen“, sagt Mustafa Arslan.
Standortsuche in der westlichen Altstadt – ein schwieriger Prozess
Energiekrise- Suchthilfeverbund bittet Politik um HilfeEinen konkreten Standort gibt es noch nicht. Klar ist, dass er in der Nähe der Szene in Kantpark und Innenstadt sein muss. „Niemand macht zwischen Kauf und Konsum einen weiten Weg“, erklärt Arslan – auch der Suchthilfeverbund hat seinen Sitz an der Beekstraße in der Altstadt, unweit der Brache an der Steinschen Gasse, auf der ein Verwaltungsgebäude der Stadt entstehen soll. Einige Vorarbeiten seien laut Arslan bereits geleistet worden, bei der Suche nach einem Standort für den Drogenkonsumraum arbeite man mit dem Altstadtmanagement bei der Wirtschaftsförderung DBI zusammen.
„Das ist ein schwieriger Prozess“, sagt der Geschäftsführer. Die Nähe zu Schulen und Kindergärten verbietet sich, die Vermieter stehen für eine solche Einrichtung nicht Schlange, auch in der Nachbarschaft könnte es Bedenken und Widerstände geben.
Die Ratsfraktionen halten jedenfalls die Einrichtung eines Drogenkonsumraums für dringend geboten. „Streetwork allein kann die Situation nicht lösen“, heißt es in der Begründung des Antrags. Mit der Einrichtung können „nachhaltig den suchtkranken Konsumenten geholfen und der Drogenkonsum im öffentlichen Raum verringert werden“.
>> DIE ZUKUNFT DES SUCHTHILFEVERBUNDES
- Die Fraktionen fordern die Verwaltung ebenfalls auf, „die Struktur des Suchthilfeverbund Duisburg e.V. so zu verändern, dass die Interessen der Stadt dauerhaft strukturell sichergestellt sind und eine politische Begleitung der Arbeit möglich ist“.
- Der Suchthilfeverbund, in den vergangenen Jahren durch das Engagement im Stadtnorden und Streetwork in der Stadtmitte auf 30 Mitarbeitende gewachsen, ist seit 2009 als Verein organisiert. Mitglieder sind neben der Stadt (vier Stimmen) Diakoniewerk, Caritas und Alexianer (jeweils eine Stimme).
- Um auch der Politik den Einfluss zu ermöglichen – etwa über ein Aufsichtsgremium – wäre die Umwandlung in eine gemeinnützige GmbH eine Möglichkeit für die Zukunft des Suchthilfeverbundes. Dazu einen Vorschlag zu formulieren, ist nun Aufgabe der Verwaltung.