Duisburg. Sie kommen aus der Ukraine, aus Syrien oder Nigeria: Tausende Geflüchtete haben in Duisburg ein Zuhause gefunden. Flüchtlingszahlen im Überblick.

Tausende Menschen suchten im vergangenen Jahr Schutz vor dem Angriffskrieg gegen die Ukraine in Duisburg. Aber auch aus anderen Krisenherden der Welt kommen Menschen zu uns. Jetzt legt die Stadt eine Gesamtübersicht aller Personen vor, die nach Duisburg geflüchtet sind: Demnach leben aktuell 9500 Menschen aus Krisen- und Kriegsgebieten hier, davon 6850 aus der Ukraine.

Zum Stichtag 1. April waren 5070 von ihnen durch die Stadt untergebracht, knapp die Hälfte von ihnen sind Ukrainer. Dies berichtet die Stadtverwaltung in der Vorlage, die derzeit durch die Ausschüsse geht. Der Frauenanteil bei den untergebrachten Geflüchteten beträgt demnach 52 Prozent. Ohne die ukrainischen Flüchtlinge reduziert sich der Anteil auf 44 Prozent.

Die untergebrachten Flüchtlinge leben überwiegend in Wohnungen (3462 Personen), 1052 wohnen in Übergangsheimen, 556 in Hotels und Pensionen.

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Sie sind in der ganzen Stadt verteilt, prozentual schultert der Bezirk Hamborn die meisten Zuzüge: 1376 Menschen wohnen hier, das macht 1,77 Prozent gemessen an der Einwohnerzahl des Bezirks. Die wenigsten leben im Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl: 226 Geflüchtete machen einen Anteil von 0,54 Prozent.

Unterbringung geflüchteter Menschen in Duisburg

In Duisburg gab es bis zum Angriffskrieg gegen die Ukraine elf Flüchtlingsunterkünfte mit insgesamt 1910 Plätzen, außerdem waren 421 Wohnungen mit 1538 Personen belegt, schreibt die Stadtverwaltung.

Ab Februar 2022 stiegen die Zahlen schnell und neue Unterbringungsmöglichkeiten wurden nötig. Ad hoc wurden zunächst Turnhallen und Veranstaltungssäle belegt, später Containeranlagen und Traglufthallen. Zwei Monate nach Kriegsbeginn entstand in Hamborn das Delta-Dorf auf dem Gelände der ehemaligen Großdisco, eine Zeltstadt mit Platz für über 2000 Menschen. Ausgereizt wurde die Kapazität nie. Rückblickend sei es für die Stadt vor allem herausfordernd gewesen, den unkoordinierten Zuzug ohne den Weg über Erstaufnahmeeinrichtungen zu stemmen, heißt es in der Vorlage.

Bis April 2023 kamen 6850 Menschen aus der Ukraine nach Duisburg, 2496 von ihnen sind durch die Stadt untergebracht. 77 Prozent von ihnen (1942 Personen) leben in Wohnungen.

Insgesamt werden 1051 Wohnungen belegt, davon entfallen 631 auf den ukrainischen Bedarf, schreibt die Stadt. Daraus seien bis jetzt 58 eigene Mietverhältnisse entstanden.

Vorerst keine weitere Aufnahme von Geflüchteten

Damit liegen die Zahlen leicht über jenen der Flüchtlingskrise 2015/16: „Zur Hochzeit der Flüchtlingsunterbringung (Stand 31.08.2016) wurden 6.700 Flüchtlinge untergebracht, davon 2.850 Flüchtling in 24 Unterkünften und 3.850 Flüchtlinge in 954 Wohnungen.

Geflüchtete werden in Deutschland nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Bundesländer und Städte verteilt. Die Quote wird in Duisburg mit knapp 111 Prozent übererfüllt. Deshalb sei „mit Zuweisungen durch die Bezirksregierung Arnsberg nicht zu rechnen“, heißt es in der Vorlage.

Frank Böttcher, Geschäftsführer des Jobcenters, berichtet, dass die Vermittlung in eine Berufstätigkeit zeitintensiv sei. In aller Regel könne man erst nach Abschluss der bis zu 24 Monate dauernden Integrationskurse damit anfangen. Kürzlich habe man eine Reihe von Geflüchteten an eine Restaurantkette vermitteln können.

Ausreisepflichtige Flüchtlinge

Nach der aktuellen Statistik sind 1768 Flüchtlinge ausreisepflichtig, der überwiegende Teil (1043 Personen) ist männlich. Bundesweit sind viele der Ausreisepflichtigen geduldet. Innenministerin Nancy Faeser will zudem jenen, die seit mindestens fünf Jahren in Deutschland leben und gut integriert sind, ein „Chancen-Aufenthaltsrecht“ gewähren.

Die Stadtverwaltung berichtet, dass 83 Personen im vergangenen Jahr freiwillig ausgereist seien, 105 Personen wurden abgeschoben. „Insgesamt mussten 180 Personen festgenommen werden, da sich diese Personen unerlaubt in Deutschland aufgehalten haben.“

Aus diesen Ländern stammen die geflüchteten Menschen

Der Großteil stammt aus der Ukraine, alle übrigen teilen sich so auf: 19 Prozent der Geflüchteten stammen aus dem Irak, 13 Prozent aus Syrien, 8 Prozent aus Afghanistan. Zwischen 6 und 7 Prozent liegt jeweils der Anteil der Menschen aus der Russischen Föderation, dem Libanon und Nigeria.

Die Zahl der in Duisburg lebenden Syrer ist von 500 Menschen 2014 auf rund 12.000 syrische Staatsangehörige Ende 2021 gestiegen. Die Steigerung sei vor allem durch weiteren Zuzug syrischer Flüchtlinge aus anderen deutschen Städten begründet.

Im Zentrum für Alphabetisierung an der Gesamtschule Emschertal werden Schüler mit Migrationshintergrund aus ganz Duisburg für die Schule fit gemacht. (Archivbild)
Im Zentrum für Alphabetisierung an der Gesamtschule Emschertal werden Schüler mit Migrationshintergrund aus ganz Duisburg für die Schule fit gemacht. (Archivbild) © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

In den vergangenen Jahren wurden immer zwischen 200 und 300 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge von der Stadt betreut. Dank der Erfahrungen aus den Jahren 2015/16 sei die Hilfelandschaft gut vernetzt. Mit Blick auf die landesweiten Quoten versorge die Stadt allerdings 100 Kinder und Jugendliche mehr als sie müsste.

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Die unbegleiteten Flüchtlinge befinden sich rund drei bis sechs Wochen in Obhut des Jugendamtes, erklärt Stadtsprecherin Gabi Priem auf Rückfrage. In dieser Zeit werde ein Beschluss des Familiengerichtes erwirkt, auf dessen Grundlage durch einen Vormund Hilfe zur Erziehung beantragt werden und eine weitergehende Unterbringung erfolgen kann.

Durch den Ukraine-Krieg, die offene Balkanroute und weitere Konflikte in der Welt sei die Tendenz weiter steigend. Deshalb würden die stationären Unterbringungsmöglichkeiten weiter ausgebaut. Aktuell stammen die Kinder und Jugendlichen vor allem aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine und Guinea.

Unterstützt gibt es von den Trägern der Kinder- und Jugendhilfe. Die Angebote reichen von ambulanten, also aufsuchenden Hilfen zur Erziehung, bis zu stationären Hilfen zur Erziehung. Innerhalb des Netzwerks gebe es kurze Kommunikationswege, daher konnte den geflüchteten Menschen schnell geholfen werden.

Sozialdezernentin Astrid Neese betonte im Sozialausschuss, dass „wir eine kontinuierliche Zuwanderungsstadt“ sind. Seit den Herbstferien müsse man sich um weit über tausend Kinder kümmern, die Fluktuation sei allerdings hoch. Die Beschulung bleibe eine große Herausforderung. „Bis die neuen Schulen gebaut sind, werden wir auch Orte außerhalb von Schulräumen für die Erstförderung nutzen müssen.“

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>>VIELSEITIGE HILFE FÜR GEFLÜCHTETE

  • Zu den Trägern der Flüchtlingshilfe gehört das DRK, das mit zwölf Fachkräften zur Flüchtlingsbetreuung und -beratung aktiv sind.
  • Das Diakoniewerk Duisburg bietet niederschwellige und aufsuchende Hilfen an.
  • Das Kommunale Integrationszentrum hilft mit einer Vielzahl von Projekten und Angeboten, dazu gehören die Erstberatung für schulpflichtige Kinder, die Vermittlung in Deutschkurse, individuelles Casemanagement während des Integrationsprozesses oder interkulturelle Beratung.
  • Mit vier halben Stellen koordiniert ein Team Ehrenamtliche Helfer. Im Sozialamt und in den Unterkünften helfen viele als Sprachmittler