Duisburg. Wegen Drogenhandels ist der Ex-Präsident der „United Tribuns“ in Duisburg angeklagt. Warum der Hauptbelastungszeuge vor Gericht überraschte.
Im Mai 2021 war ein 41 Jahre alter Mann aus Neuenkamp noch Präsident des Chapters Duisburg der rockerähnlichen Gruppierung „United Tribuns“. Als solcher soll er einen 45 Jahre alten Vereinskameraden damit beauftragt haben, eine Plastiktüte voller Drogen nach Nürnberg zu bringen. Doch der Kurier kam nie an. Die Anklage wirft dem Duisburger nun Drogenhandel vor.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Im September 2022 verlor der Duisburger seine Stellung in der Gruppierung. Die 2006 in Baden-Württemberg gegründete Vereinigung wurde da nämlich durch amtliche Verfügung des Bundesinnenministeriums verboten. Vorausgegangen war eine bundesweite Razzia, bei der 1500 Polizisten über 100 Objekte durchsuchten. Seit ihrer Gründung hatten sich die „United Tribuns“ – zu Spitzenzeiten sollen sie in mehreren Ländern rund 1700 Mitglieder gehabt haben – im Streit um Reviere für Prostitution und Drogenhandel immer wieder blutige Konflikte mit konkurrierenden Gruppen wie den „Hells Angels“ oder den „Black Jackets“ geliefert.
Drogenkurier aus Duisburg (45) fiel in Würzburg auf, weil er zu langsam fuhr
Das alles hat mit dem nun vor der 1. Großen Strafkammer verhandelten Fall höchstens am Rande zu tun. Der Drogenkurier, dem der Angeklagte seine Fracht in Duisburg überreicht haben soll, geriet am 5. Mai 2021 bei Würzburg in eine Verkehrskontrolle.
Der 45-jährige Duisburger war aufgefallen, weil er mit seinem alten Auto schrecklich langsam unterwegs war. Im Kofferraum fand die Polizei rund 2,6 Kilo Amphetamin und 100 Gramm Kokain. Der Kurier schilderte den Ermittlern, dass er vom Duisburger Chef-Tribun angestiftet worden war.
[Blaulicht-Berichte aus Duisburg: zur Spezialseite mit Artikeln über Einsätze von Polizei und Feuerwehr und Gerichtsprozesse]
„Das war doch ein wenig anders“, so der Verteidiger des 41-Jährigen. Der Hauptbelastungszeuge habe nämlich seinen Mandanten angesprochen. Weil der 45-Jährige einen Plan gehabt haben soll: Er wollte das Rauschgift stehlen, das er für einen ganz anderen Auftraggeber nach Bayern bringen sollte. Dazu war er aber nur bereit, wenn die „Tribuns“ ihm die entsprechende Rückendeckung gegeben hätten.
Hauptbelastungszeuge macht vor Gericht einen Rückzieher
„Er hat mir die Tüte sogar gezeigt“, erklärt der Angeklagte. Deshalb habe man später auch Fingerabdrücke von ihm daran gefunden. „Aber ich habe die Sache abgelehnt.“ Nicht etwa aus moralischen Gründen oder weil er Angst vor Auseinandersetzungen hatte. „Das Kokain wäre ich ja leicht losgeworden. Aber was sollte ich mit dem Amphetamin?“
Eine wahrlich offenherzige Aussage des Mannes, der unter anderem 2017 in Westfalen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, weil er die „United Tribuns“ noch aus dem Gefängnis heraus straff führte und so auch die Erpressung eines Bauleiters organisiert haben soll.
Der Hauptbelastungszeuge verweigerte die Aussage. Dass ihn niemand zwingen kann, sich selbst zu belasten, hatte der 45-jährige Duisburger erkannt. Allerdings wundert es, dass er zuvor doch noch zwei Sätze sagte: „Der Angeklagte hat mit der Sache nichts zu tun. Ich habe ihn falsch beschuldigt.“
Ein Urteil soll nach bisheriger Planung erst Anfang Juli gesprochen werden.