Duisburg. Das Warmbandcenter von Thyssenkrupp lebt und kämpft für neue Arbeitsplätze im ehemaligen Grobblechwerk. Mit Unterstützung von Sahra Wagenknecht.

Sie mussten heftig bluten und wollen jetzt angesichts von Milliarden-Investitionen im Duisburger Norden auch ein Stück vom Kuchen: Der Betriebsrat des Warmbandcenters von Thyssenkrupp Steel (TKS) im Duisburger Süden nutzt seine Kontakte in die Politik, um für seine Zukunft zu kämpfen.

Nach CDU und SPD lud der Betriebsratsvorsitzende Erkan Kocalar die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und den Duisburger Bundestagsabgeordneten Christian Leye nach Hüttenheim ein. Das Grobblechwerk ist Geschichte, der Abbau läuft. Aber das Warmbandcenter (WBC) arbeitet weiter, setzt jährlich 850.000 Tonnen um.

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Nachnutzung: Industrielle Arbeitsplätze schaffen

Dennoch fühlen sich die Mitarbeiter des WBC nicht wahrgenommen. Deshalb trommeln sie jetzt – für eine sinnvolle Nutzung der immer leerer werdenden Hallen auf dem Gelände. Sie sollen nicht bloße Stellfläche für Logistikunternehmen werden, sondern neuer Industrie und den entsprechenden Mitarbeitern ein Zuhause bieten. Wasserstoffzentren, Forschung, Produktion, sowas stellen sie sich vor, das wollen sie ihren Enkeln hinterlassen. Die Hallen in Hüttenheim sind bis zu 700 Meter lang und bieten Raum für Fantasie.

Ein Teil des Geländes werde an Amprion gehen, so Dr. Ulrich Rudolphi, Teamkoordinator bei WBC. Die verbleibende Kapazität könne aus Duisburg-Süd „in vier bis fünf Jahren wieder einen guten Standort machen“.

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Wagenknecht: „Die Industrie ist die Basis unseres Wohlstands“

Und dafür braucht es Fürsprecher. Die Konfliktthemen Russland oder Corona sollen an diesem Tag keine Rolle spielen. Es geht um Wagenknecht als Kämpferin für eine arbeitnehmerfreundliche Industriepolitik, um Leye als wirtschaftspolitischen Sprecher der Fraktion. Das liefern sie: „Die Industrie ist die Basis unseres Wohlstands“, sagt Wagenknecht. Für die Unternehmen brauche es in Deutschland garantierte Abnahmemengen.

Der Staat müsse mehr Einfluss nehmen, welche Stähle etwa bei Brücken-Neubauten eingesetzt werden. Ihr Ziel sei es, zu verhindern, dass der Rückbau weitere Bereiche betrifft. „Arbeitsplätze müssen in Duisburg erhalten werden. Es tut mir weh, hier den Rückbau der Anlagen zu sehen. Das ist eine hochmoderne Technologie, die jetzt eins zu eins in der Türkei wieder aufgebaut wird“.

Sahra Wagenknecht (Linke) hat sich bei Thyssenkrupp Steel in Duisburg-Hüttenheim umgesehen. Das Werk braucht nach dem Abschied von der Grobblechproduktion eine neue Nutzung der Hallen.
Sahra Wagenknecht (Linke) hat sich bei Thyssenkrupp Steel in Duisburg-Hüttenheim umgesehen. Das Werk braucht nach dem Abschied von der Grobblechproduktion eine neue Nutzung der Hallen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Transformation im Norden soll auch dem Süden helfen

Leye betont, dass er die Sorgen der Beschäftigten teile: „Wenn die Stahlsparte wegbricht, hätte das sozialen Sprengstoff“, sagt er. An jedem der 17.000 Beschäftigten in Duisburg würden 6,5 weitere Arbeitsplätze in der Region hängen. Der Süden müsse von der Transformation, die jetzt im Norden beginnt, auch profitieren. Angesichts der hohen staatlichen Investition, müsste das Land aber auch ein Mitspracherecht haben, „das wäre gerecht, das wäre demokratisch“.

Betriebsratsvorsitzender Kocalar war 15 Jahre Bürgermeister in Duisburg, er ist Fraktionsvorsitzender für Die Linke und im Betriebsrat für knapp 400 Beschäftigte zuständig. In all diesen Funktionen liegt es ihm am Herzen, Industrie-Arbeitsplätze nach Duisburg-Süd zu holen. „Wir wollen nicht auf 800 verloren gegangene Stellen zurückblicken, wir wollen entwickeln.“

Wagenknecht-Besuch hat Die Linke kürzlich fast zerrissen

Das gilt nicht nur für das WBC, sondern auch für die eigene Partei. Im vergangenen Jahr hatte es bei den Linken in Duisburg ordentlich gescheppert, zwei Mitglieder waren aus der Partei ausgetreten, der Kreisvorstand hatte sein Amt niedergelegt. Anlass war ein geplanter Besuch von Wagenknecht und eine Kundgebung vor dem Hauptbahnhof.

Ihre Haltung zu Russland hatte in der eigenen Partei aber schon da nicht nur Anhänger und die Duisburger Linken betonten, mit der Veranstaltung nichts zu tun zu haben. Am Ende sagte Wagenknecht selbst ab – und ließ Duisburg auf einem Scherbenhaufen sitzen. Inzwischen hat sich die Partei sortiert. Den Termin bei Thyssenkrupp nahmen einige Vertreter des Vorstands wahr.

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