Duisburg. Bei „Wasserwelten“, dem zweiten Klimakonzert der Philharmoniker gab es eine Uraufführung: „Durst“ von Hauke Berheide, dem Duisburger Komponisten.
Beim Eröffnungskonzert des Klavierfestivals Ruhr demonstrierten Klimaaktivisten gegen den Hauptsponsor RWE, die Duisburger Philharmoniker werden jedoch selbst zu musikalischen Klimaaktivisten. Im Rahmen des Projektes „Orchester des Wandels“ gaben die Philharmoniker bereits ihr zweites Klimakonzert in der Mercatorhalle, das diesmal unter dem Motto „Wasserwelten“ stand.
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Das anderthalbstündige Konzert, das mit Alexander Glasunows selten zu hörender Fantasie „La Mer“ beginnt, steht nicht für sich, denn im Foyer gibt es Informationsstände, zum Beispiel vom „NABU“, der „Regenagentur“ oder „Rhine CleanUp“.
Alexander Glasunows „La Mer“: Orchester spielt furios auf
Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Axel Kober, der das Konzert auch moderiert, spielen die Philharmoniker in Glasunows Stück furios auf, und lassen die sonnigen Idyllen zwischen den musikalischen Unwettern warm aufleuchten. Von Richard Wagner erklingen zwei orchestrale Zwischenspiele aus „Götterdämmerung“: Die „Morgenstimmung“ wird von Axel Kober und seinem Orchester eindrucksvoll bis zum grandiosen Höhepunkt gesteigert, die Rheinfahrt ist sehr schwungvoll. Feinarbeit ist in „Im Spiel der Wellen“ von Max Reger gefordert, das von den Philharmonikern sehr feinsinnig und differenziert gestaltet wird.
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Besonders gespannt ist man auf die Uraufführung „Durst“ des Duisburger Komponisten Hauke Berheide. Von ihm waren hier schon eine Sinfonie und ein Cello-Konzert zu hören. Das neue Stück beschreibt den Traum von Wasser in einer Wüste und so beginnt die Musik mit leeren Harfenklängen, in die sich gequetscht sehnsüchtige Holzbläser mischen. Flimmernde und seufzende Streicher vermitteln ein trostlos-trockenes Klima.
Hauke Berheide: Gut fassbare Musik mit vielen geräuschhaften Effekten
Hauke Berheide schreibt eine gut fassbare Musik mit vielen geräuschhaften Effekten, scheut aber auch nicht romantischen Klangfarbenzauber. Sehr originell ist das Finale, wenn Berheide auf die Klangwüste einen musikalischen Regenguss herabprasseln lässt. Dafür lässt er die Musiker mit Packpapier und Folien rascheln, was einem Wolkenbruch täuschend ähnlich klingt. – Das Publikum spendet viel Beifall für diese Uraufführung.
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Im letzten Werk des Konzertes geht es nicht nur um Wasser, sondern im „Water Concerto“ von Tan Dun wird das Wasser selbst zum Instrument: Mehrere Wasserschalen sind auf der Bühne positioniert und das Planschen, Platschen und Blubbern wird nun zu Musik. Im Zentrum steht Perkussionistin Beibei Wang, die von Lin Chen und Xi Zhang sekundiert wird. Besonders erstaunt ist man, wenn durch das Schlagen der Hände auf der Wasseroberfläche rhythmische Muster entstehen, die sich zu virtuosen Soli steigern.
„Water Concerto“ von Tan Dun als Mischung aus Spektakel und Ritual
Durch den großen Körpereinsatz der Schlagwerkerinnen und ihre ungewöhnlichen Instrumente wird die Aufführung eine Mischung aus Spektakel und Ritual. Wenn auf einer Röhre, die unterschiedlich tief ins Wasser getaucht wird, die Melodie von „Freude, schöner Götterfunken“ geschlagen wird, ist das ein augenzwinkernder Gruß an die europäische Musiktradition.
Axel Kober lässt den drei Solistinnen genügend Freiraum und begleitet mit den Philharmonikern genau. Im furiosen Finale lässt Beibei Wang Wasser durch ein Sein in eine Schale prasseln, worauf der peitschende Schlussakkord fällt. Die Zuhörer feiern die Solistinnen und die Philharmoniker mit tosendem Beifall.
>> ZUR PERSON: DER KOMPONIST TAN DUN
- Der chinesische Komponist Tan Dun erhielt 2005 den Duisburger Musikpreis. Seine Komposition „Heaven, Earth, Mankind“ wurde im April 2007 zur Eröffnung der neuen Mercatorhalle gespielt.
- Neben dem „Water Concerto“ von 1998 komponierte Tan Dun auch eine „Water Passion“ nach dem Matthäus-Evangelium.