Duisburg. Der mutmaßliche Messerangreifer aus Duisburgs John-Reed-Studio ist gefasst. So nah wohnt er am Tatort. Was seine Nachbarn über ihn sagen.
Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) hat nach Angaben der Polizei in der Nacht zu Sonntag um 0.05 Uhr den mutmaßlichen Messerangreifer aus dem John-Reed-Fitnessstudio in seiner Wohnung festgenommen. Sie befindet sich nach Informationen der Redaktion in einem 20-Parteien-Haus an der Münzstraße in der Duisburger Altstadt – nur wenige Hundert Meter vom Tatort entfernt.
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Bei dem Festgenommenen handelt es sich um den Mann mit Vollbart, nach dem zuletzt mit Fahndungsfotos öffentlich gesucht wurde. Er ist Syrer, 26 Jahre alt und polizeilich bisher nicht auffällig gewesen. Der 26-Jährige kam als Asylbewerber nach Deutschland, hatte im April 2016 einen Asylantrag gestellt, der bewilligt worden war, so Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Presseerklärung.
Festnahme nach Messerangriff im John-Reed-Fitnessstudio in Duisburg
Nach Angaben einer Polizeisprecherin hatten sich am Samstag zwei Männer, ein Syrer und ein Deutscher, mit ganz konkreten und offenbar entscheidenden Informationen zum mutmaßlichen Messerangreifer an die Polizei gewandt. Sie hatten ihn auf den Fahndungsfotos identifiziert, kannten den Namen und wussten, wo er wohnt. Die Staatsanwaltschaft hatte für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung von 2000 Euro ausgesetzt.
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Die Polizei hat in der Wohnung des 26-jährigen Mannes zwei große Messer sichergestellt. Es werde nun untersucht, ob es sich um die Tatwaffen handelt. Zu den Hintergründen des Messerangriffs, zum Motiv und zum Tatgeschehen machte die Polizei noch keine Angaben. Am Montag, 24. April, sollen, wenn der Festgenommene auf Antrag der Staatsanwaltschaft – unter anderem wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes – einem Haftrichter vorgeführt wird, weitere Einzelheiten bekanntgegeben werden.
Anwohner der Münzstraße sind geschockt
Am Sonntagmittag sind Anwohner der Münzstraße nach der nächtlichen Festnahme geschockt. Ein älteres Paar hat seine Wohnung auf demselben Flur wie der 26-jährige Syrer. Die beiden erzählen, wie sie von einem lauten Krach wach geworden sind: „Wir hatten Angst.“ Sie hörten, wie das SEK die Wohnungstür des Tatverdächtigen aufbricht. Kurz darauf beobachtete das Paar, wie er in Handschellen abgeführt wurde. „Wir kannten ihn vom Sehen“, sagen die beiden. „Er hat nie gegrüßt.“
An der Wohnungstür des Tatverdächtigen klebt nun ein Polizeisiegel. Aufbruchspuren sind noch deutlich zu erkennen. Vor dem auf den ersten Blick gepflegten Haus sind auf der Münzstraße noch überall Fahndungsfotos vom Festgenommenen zu sehen. „Ich wohne hier seit vielen Jahren“, sagt eine Frau, die aus ihrem Fenster direkt auf das Haus blickt, in dem der Tatverdächtige wohnt. Mitbekommen habe sie nichts vom Polizeieinsatz mitten in der Nacht. Sie mache sich weiter Sorgen – auch wegen ihrer zwei Kinder. „Aber wenn der Täter jetzt wirklich gefasst sein sollte, ist das für uns alle eine große Erleichterung.“
OB Link: Klare Forderung nach Festnahme
Oberbürgermeister Sören Link bedankte sich via Facebook ausdrücklich bei der Polizei und allen Einsatzkräften, aber auch bei den Bürgern, die die Fahndung mit Hinweisen unterstützt haben. „Wenn sich der Tatverdacht gegen den Syrer erhärtet, hoffe ich auf ein schnelles, zeitnahes Gerichtsverfahren, ein klares Urteil und eine deutliche Strafe sowie eine unmittelbar folgende konsequente Abschiebung des Täters“, so Link.
>> MESSERANGRIFF BEI JOHN REED IN DUISBURG: 21-JÄHRIGER WEITER IN KRITISCHEM ZUSTAND
- In dem Fitnessstudio John Reed in der Duisburger Altstadt waren am Dienstagabend insgesamt vier Männer angegriffen worden. Im zweiten Stockwerk in der Herrenumkleide kam es zur Attacke – nach Informationen dieser Redaktion mit einer Machete und einem Messer.
- Gegen 17.40 Uhr gingen zahlreiche Notrufe ein. Drei Männer (24, 24 und 21) wurden lebensgefährlich verletzt, ein 32-Jähriger zudem schwer. Nach unseren Recherchen eilte dieser einem Verletzten zu Hilfe, deckte dessen Stichwunden mit einem Handtuch ab – dann rammte der Angreifer dem 32-Jährigen die Stichwaffe zweimal ins Bein. Die Polizei hat diese Informationen bislang nicht bestätigt.
- Der 32-Jährige hat das Krankenhaus längst verlassen. Auch der Zustand der zwei 24 Jahre alten Männer hatte sich stabilisiert. Lebensgefahr besteht nicht mehr. Der Gesundheitszustand des 21-Jährigen, der zweimal operiert wurde, ist dagegen weiter kritisch.
- Die Ermittler haben jedoch alle vier Angegriffenen zum Messerangriff befragen können, berichtete Polizeisprecher Stefan Hausch. Alle gaben an, dass sie den Täter nicht kennen.