Duisburg. Seit ihrer Blitzfreistellung halten die Mitarbeiter der Arztrufzentrale NRW Mahnwachen ab. Jetzt war Sören Link dabei. Was der OB versprach.

Woche für Woche halten die gekündigten Mitarbeiter der Arztrufzentrale NRW ihre Mahnwache vor dem Hauptbahnhof ab – seit sie Anfang März von einer Minute auf die andere freigestellt und ihrer Büros im Hoist-Haus verwiesen wurden. „Jedes Mal kommen mehr Leute, die nichts mit uns zu tun haben“, sagt Monika Igel, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. Am Mittwoch mischte sich Oberbürgermeister Sören Link unter die Protestler.

„Es ist wichtig, dass ihr das nicht mit euch machen lasst“, sagt der OB. „Ich habe ja schon viel erlebt, aber so ein skandalöses Verhalten kennt man nur aus schlechten amerikanischen Filmen.“ Er weiß, dass er als Bürgermeister vor allem eins kann: Öffentlichkeit herstellen. Er verspricht, Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann einen Brief zu schreiben und verabschiedet sich mit den Worten „Ich komme nicht zum letzten Mal.“

Daniela Döring (links) und Stefanie Hertz hoffen auf einen neuen Job bei der AOK im Innenhafen.
Daniela Döring (links) und Stefanie Hertz hoffen auf einen neuen Job bei der AOK im Innenhafen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link sagt Betroffenen Unterstützung zu

Wenige Minuten später veröffentlicht Link bei Facebook ein Selfie mit den Betroffenen. Er schreibt: „Ich kann sehr gut verstehen, dass sich die knapp 140 Betroffenen wie ,Müll’ fühlen, der entsorgt wurde. Deswegen habe ich die Mahnwache am Duisburger Hauptbahnhof besucht und meine Solidarität und Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen versichert. So etwas darf es in Deutschland 2023 nicht geben!“

„Unser Ziel ist jetzt, einen ordentlichen Sozialplan herauszuholen“, betont Monika Igel. Ihre Kollegin Mara Almashrini ergänzt: „Und dass die Kassenärztlichen Vereinigungen Weiter- und Fortbildungen für uns finanzieren.“ Denn das ist das große Pfund der Belegschaft: Alle sind medizinische Fachangestellte, aber teilweise schon viele Jahre nicht mehr in dem Beruf tätig.

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Nicht nur die Stadt hat die Betroffenen dazu aufgerufen, sich auf freie Stellen in der Verwaltung zu bewerben, auch die AOK bot rasch Hilfe an. Stefanie Hertz hat sich bei der Krankenkasse beworben, das Telefoninterview erfolgreich hinter sich gebracht und wird nun in Kürze bei der AOK hospitieren. Auch ihre Kollegin Daniela Döring hofft auf einen neuen Job bei der AOK. „Der erste Schock ist verdaut. Die KV zwingt uns dazu, uns zu verändern. Ich sehe das jetzt als Chance.“

Nicht jeder blickt so optimistisch in die Zukunft. Es gebe auch Kollegen, die würden sofort wieder ins Callcenter zurückkehren, wenn die Arbeitsplätze erhalten blieben, so Igel. Einig sind sich alle, dass sie von den KVen ein deutlich besseres Abfindungsangebot erwarten.