Duisburg. Der Club „Viersieben“ hat in der früheren Kult-Disco „Old Daddy“ Eröffnung gefeiert. Neues Konzept, neue Zielgruppe: So war die erste Partynacht.
Duisburgs legendäres Kellergewölbe ist zu neuem Leben erwacht. Der neue Club „Viersieben“ hat an der Steinschen Gasse eröffnet und soll das örtliche Nachtleben aus dem Koma holen. Wo früher ganze Generationen die Nächte in der Kult-Disco „Old Daddy“ durchgetanzt haben, weht jetzt ein frischer Wind. Das zeigte sich am Samstagabend bereits bei der Einweihungsparty.
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In früheren Jahrzehnten dröhnten harte Rockgitarren aus den Lautsprechern; jetzt begrüßen Elektrobeats das Publikum mit lauten Bässen, die bis in die Magengruben wummern. Die beiden neuen Inhaber Niklas Lotze und Nils Schmidt kennen die Keller-Location gut, haben dort vor Jahren ihre Veranstalterkarriere begonnen. Ganz bewusst haben sie sich aber gegen ein Revival und für einen Neuanfang entschieden – neuer Name, neues Konzept, neue Zielgruppe.
Neuer Club „Viersieben“ will das Nachtleben in Duisburg spannend machen
„Duisburg ist tot, es gibt keine Clubs und kein Nachtleben, das werden wir jetzt ändern“, verspricht Nils Schmidt und gibt sich überzeugt vom Erfolg des „Viersieben“. Charts und Elektromusik sind ab sofort angesagt, geplant sind aber auch spezielle Abende für andere Musikgenres oder die Altersgruppe Ü30.
„Bei uns steht das Erlebnis im Vordergrund“, sagt Nils Schmidt und verweist auf die moderne Technik und „das krasse Soundsystem“. Denn gerade in einer Zeit, wo man jedes Lied auf der Welt per Knopfdruck auf dem Handy abspielen kann, finden die beiden 25-jährigen Geschäftspartner, müsse das Nachtleben spannend und überraschend sein.
Neueröffnungsparty nach dreiwöchigem Umbau in der Keller-Disco
So ist es vor allem Neugierde, die die Duisburger am Samstagabend zahlreich in die Innenstadt locken. So auch Luisa Ludorf, die sich sehr über die Neueröffnung freut. „Ich wünsche mir, dass der Club richtig cool wird.“ Dass kurz vor Mitternacht noch kaum Discogänger da sind und diese eher in den zwölf Sitznischen hocken statt zu tanzen, stört die 19-Jährige nicht. Nach einer kurzen Erfrischungspause im Schankraum erobert sie eben selbst mit ihren Freunden die Tanzfläche. Das ermutigt weitere Tänzerinnen und Tänzer – und allmählich füllt sich auch die Kellerdisco.
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Schön und modern finden die meisten Gäste den Laden nach dem dreiwöchigen Umbau, bei dem etwa neu gestrichen, die Tanzfläche und die Geländer ersetzt und ein elektronisches Kassensystem eingebaut wurde. Bezahlen kann man jetzt auch mit Bankkarte oder einer Smartwatch; die Verzehrkarten von früher sind verschwunden. Das findet Anklang, wenngleich einige Besucher die Gefahr sehen, die Ausgaben betrunken aus dem Blick zu verlieren.
Frühere Stammkunden zeigen sich positiv überrascht vom neuen Konzept
„Heute sind überwiegend neue Gesichter da“, weiß Barkeeperin Rebecca Schürlein. Sie wurde als Mitarbeiterin übernommen und gehört zum gut 30-köpfigen Team aus Angestellten und Honorarkräften. Den Neuanfang nutzen einige Stammgäste, um sich mit ihr oder untereinander an „richtig geile Partys“ zu erinnern. „Die Ära ist vorbei“, sagt Rebecca Schürlein jedoch, während sie einen Lillet Wildberry mischt. Genauso wie ihre beiden Chefs schaut sie lieber nach vorn und wünscht sich auch künftig tolle, erinnerungswürdige Events.
Seit knapp zwei Jahrzehnten feiern Matthias Schroers und sein Kumpel Sven May in dem Kellergewölbe und sind „positiv überrascht“, dass die DJs doch sehr tanzbare Musik spielen. Zudem genießen die beiden 38-Jährigen die Atmosphäre, bei der es einfach ist, in die richtige Partylaune zu kommen. Jedoch haben sie Hemmungen, mit den meist deutlich jüngeren Frauen zu tanzen. „Ich möchte ja nicht als Sugar Daddy auftreten“, sagt Matthias Schroers und lacht. Tatsächlich sei er ja früher schon als Teenager hergekommen. Da habe er zu den Jüngeren gezählt, und jetzt sei vielleicht einfach die Zeit für den Generationswechsel.
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Nostalgisch wird bei der ersten Partynacht aber nicht nur die Generation Ü30. „Ich fühle mich alt“, sagt die 23-jährige Rebecca Kamps heiter. Die Kellerdisco habe sie schon vor rund fünf Jahren kennengelernt, als Niklas Lotze, der jetzige Chef, noch selbst aufgelegt habe. „Hier war ich das erste Mal betrunken, das erste Mal feiern und tanzen, ohne meine Eltern“, erinnert sich die Duisburgerin, will aber schnell wieder zurück auf die Tanzfläche. „Ich freue mich, was hieraus werden kann und ganz sicher auch wird.“
Besucher tanzen durch bis in die Morgenstunden
Diese Vorhersage könnte aufgehen. Gegen ein Uhr wagen immer mehr Feierwütige den Abstieg über die lange Treppe in den neuen Kellerclub und lassen sich tanzend ins bunte Discolicht und in Bühnennebel hüllen, während der DJ laute Elektro-Medleys durch die Soundanlage peitscht, die gleich mehrere Generationen ansprechen und großen Jubel auslösen – ob Macarena, Shakira oder Black Eyed Peas. Den Partygästen ist der Spaß anzusehen, sie dokumentieren ihn zahlreich mit Selfies oder Handyvideos – und feiern fröhlich bis morgens halb fünf.
Für Inhaber Nils Schmidt war es „ein erfolgreiches Wochenende“, äußert er am Sonntagnachmittag im Gespräch mit der Redaktion. Insgesamt waren 350 Besucher bei der ersten Partynacht – aber künftig sollen es möglichst mehr werden.
>> Der Clubname ist eine Hommage an Duisburg
● Das „Viersieben“ an der Steinschen Gasse 48 soll ein Club für alle Duisburger werden, so dass der Name durch die örtliche Postleitzahl inspiriert ist.
● Die nächste Party beginnt am Ostersonntag, 9. April, um 22 Uhr. Weitere Infos zum Club und zum Programm gibt es online auf www.clubviersieben.de oder bei Instagram (www.instagram.com/clubviersieben).
● Außer kleinen verpackten Snack wie Schokoriegel ist kein Essen im Club geplant; doch die benachbarte Pizzeria ist wieder ein beliebter Anlaufpunkt für Gäste.
● Beim dreiwöchigen Umbau wurden die Toiletten nicht modernisiert, was einige Gäste schade finden. Die Inhaber wissen um dieses Manko und wollen es, sobald möglich, beheben.