Duisburg-Ruhrort. Duisburg-Ruhrort ist ein spannender Ort der Kontraste. Wie sich der Stadtteil kulturell entwickelt hat, zeigt eine Tour mit dem Kreativquartier.

Kulturelle Stadtentwicklung in Ruhrort zeigte Heiner Heseding, der Moderator des Kreativquartiers, seinen Gästen bei einer langen Wanderung durch den Hafenstadtteil. Dabei lagen Altes und Neues, Vergammeltes und Aufgeblühtes nahe beieinander.

„Früher gab es eine Menge Schiffsausrüster hier und die Schiffer liefen durch den Stadtteil und holten sich ihre Ware“, erzählte Heseding, der mit den Teilnehmern im Rahmen der 44. Duisburger Akzente unterwegs war. „Heute haben Schiffsausrüster geschlossene Hallen mit Hochregal wie die Firma Wittig und bringen die Sachen direkt aufs Schiff, weil die Leute gar keine Zeit mehr haben, von Bord zu kommen.“

Beim Rundgang durch den Hafenstadtteil Duisburg-Ruhrort erlebten die Teilnehmer einen Ort der Kontraste. Altes und Neues, Vergammeltes und Aufgeblühtes liegen hier nahe beieinander.
Beim Rundgang durch den Hafenstadtteil Duisburg-Ruhrort erlebten die Teilnehmer einen Ort der Kontraste. Altes und Neues, Vergammeltes und Aufgeblühtes liegen hier nahe beieinander. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Dafür gibt es viel Maritimes in den Fenstern der Privatwohnungen zu sehen, kleine Fahnenmaste, Anker und Bootslaternen. Wer stehenbleibt, hat sofort ein freundliches Gespräch an der Backe: „Willkommen in Ruhrort, da drüben ist das Radiomuseum“, lotst ein freundliches Paar die Gäste. „Das Radiomuseum teilt sich die alte Turnhalle des ehemaligen Realgymnasiums mit dem Billard-Club und einem Schachverein“, ergänzt der Tourguide.

Wo früher Schreibwaren verkauft wurden, ist seit einem Jahr der Mercator-Buchladen zu Hause. In der alten Metzgerei am Neumarkt zeigt Caren Grimone ihre Auswahl an Weinen und Ölen in der neu eröffneten Vinotico und hofft auf Außengastronomie im Sommer.

Mit wenig Platz und viel Kreativität

In der ehemaligen Druckerei der Ruhrorter Nachrichten hat Ingo Ruhrmann seine Schlosserei. Seine Fensterdeko sind Sterne, die aus alten Maulschlüsseln zusammengeschweißt sind. Wo früher in einer Trinkhalle am Hafenkanal Bier und Bonbons verkauft wurden, betreibt Damian Heinrich mit wenig Platz und viel Kreativität seine Nudel- und Saucen-Manufaktur Nudelgarten. Gut, dass der Guide seinen Teilnehmern Einkaufstaschen als Giveaway ausgeteilt hat, die füllen sich langsam.

Heiner Heseding, Moderator des Kreativquartiers, war mit den Teilnehmern im Rahmen der 44. Duisburger Akzente unterwegs.
Heiner Heseding, Moderator des Kreativquartiers, war mit den Teilnehmern im Rahmen der 44. Duisburger Akzente unterwegs. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Überall bewundern die Teilnehmer die bunten Werke der Ruhrorter Strickguerilla. Die bleibt anonym, aber wenn jemand mitstricken will, vermittelt der Moderator des Kreativquartiers gerne einen konspirativen Kontakt.

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Vernetzung ist alles im Hafenquartier, vieles läuft nur, weil jeder jemanden kennt, der irgendwie weiterhelfen kann. Die Teilnehmerin Alexandra Katraouras staunt über die kleinen Geschäfte und Galerien in Ruhrort. „Ich fahre hier sonst höchstens mal durch, dabei entgeht einem doch ganz vieles.“

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„Warum der alte Werfthafen jetzt ganz abgesperrt ist, weiß ich aber auch nicht“, wundert sich Heseding über den Bauzaun vor der Grotte „Das blaue Wunder“. An der Aral-Tankstelle nebenan lädt er seine Begleiter zum Kaffee ein und zeigt ihnen als Geheimtipp die schöne Außenterrasse hinter dem Verkaufsraum. Dort wartet das grüne Wunder. Stilles Wasser und die dicht bewachsenen Hänge des alten sichelförmigen Werfthafens, ein idyllisches Fleckchen. „Wäre das nicht ein super Freibad da unten, da kommt kaum je ein Schiff hin“, träumt Heseding von neuen Anziehungspunkten.

Die Teilnehmer staunten über die kleinen Geschäfte und Galerien, die es in Ruhrort gibt.
Die Teilnehmer staunten über die kleinen Geschäfte und Galerien, die es in Ruhrort gibt. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Um kreative Ideen ist man in Ruhrort nie verlegen. Nicht alles klappt, aber das weiß man nur, wenn man es probiert. Man sieht von der Café-Terrasse bis zur blauen Front des ehemaligen Ophardt-Auditoriums. „Da siedelt sich gerade eine neue Firma an, vielleicht dürfen wir dann wieder das Auditorium für Konzerte nutzen“, hofft Heseding.

„Ruhrort muss man entdecken“

Und dass die Pläne zur Öffnung des bisher wagenburgartig abgeschossenen Haniel-Geländes für die Bürger zeitnahe vorankommen, glaubt er auch. Gernot Schwarz empfängt die Besucher in seiner Galerie 43, die voll mit seinen Fotos hängt. „Ruhrort muss man entdecken, hier tut sich ganz viel, was man nicht auf den ersten Blick sieht“, sagt er und Arno Bortz von der Galerie Ruhrkunstort ein paar Häuser weiter ergänzt: „Wir sind hier alle ein bisschen anders.“

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Es muss öffentlich geförderte Orte geben, an denen man sich treffen kann, wie das Lokal Harmonie und das Plus am Neumarkt. Und es müssen sich Leute mit Phantasie und Mut begegnen, die Altes retten und Neues entwickeln wollen, dann klappt das mit der kulturellen Stadtentwicklung.

>> Leerstand in Ruhrort

  • Die Parkanlagen im Stadtteil wie der Amalie Weidner-Steinhaus Park und der Park vor der alten Post wirken eher trostlos und könnten nach Heiner Hesedings Vorstellung alle eine gründliche Auffrischung vertragen.
  • Auch der alte Bunker gehört noch zu den verlorenen Plätzen, die bisher keine neue Verwendung gefunden haben.
  • Das alte Kaufhaus am Neumarkt Ecke Harmoniestraße, dass bis 1969 in Betrieb war, steht mit seinen 300 Quadratmetern im Erdgeschoss nach wie vor ungenutzt leer und dient nur als Abschreibeobjekt.