Duisburg. Die Sparkasse Duisburg hat 2022 viel mehr verdient, als sie als Gewinn ausweist. Warum der Löwenanteil ins Eigenkapital statt an die Stadt geht.

Einen Bilanzgewinn in Höhe von 5,4 Millionen Euro weist die Sparkasse für das Jahr 2022 aus. Mit rund 7,2 Millionen Euro sollen Soziales, Kultur und Sport in der Stadt über die fünf Stiftungen gefördert werden. Die Trägergemeinden Duisburg und Kamp-Lintfort sollen 2,25 Millionen Euro bekommen. Den Löwenanteil seiner Gewinne behält das kommunale Geldinstitut für sich: Um 14,7 Millionen Euro stockt die Sparkasse ihr Eigenkapital auf.

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Vom Ergebnis eines „sehr guten Jahres“, wie der Vorstandsvorsitzende Dr. Joachim Bonn formuliert, sollen die Stiftungen der Sparkasse profitieren, in die zusätzliche 3,5 Millionen Euro fließen. Das Stiftungskapital, in Summe 39,5 Millionen, verheißt angesichts steigender Zinsen künftig wieder mehr Erträge, mit denen soziale, sportliche und kulturelle Projekte in der Stadt gefördert werden können.

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Die Bilanz der Hilfe nach der langen Niedrigzinsphase: Allein aus den drei 2010 gegründeten Stiftungen flossen seither rund fünf Millionen Euro an 669 Projekte, unter anderem in Schulen, Kitas und Sportvereine in Duisburg. Sparkassen-Gewinne über die Stiftungen in die Stadt zu geben, macht Sinn: Dieser Weg vermeidet Steuern, die fällig wären, würde das Geld zunächst in den städtischen Haushalt überwiesen.

Sparkasse betont „Gemeinwohl-Engagement“, erwähnt Eigenkapital-Aufstockung nicht

Auf 3,7 Millionen Euro beziffert der Vorstand die Summe, die im vergangenen Jahr aus Stiftungserträgen, PS-Sparen und Sponsoring in die beiden Städte flossen. Mit Zustiftungen sowie der Ausschüttung aus dem Bilanzgewinn an die Städte summiere sich das „Gemeinwohl-Engagement“ der Sparkasse auf 9,4 Millionen Euro, rechnet der Vorstand vor. „So viel wie noch nie“, betont Joachim Bonn.

Die 14,7 Millionen Euro, die ins Eigenkapital der Sparkasse gebucht werden, werden im 13-seitigen schriftlichen Bericht zur Bilanz nicht erwähnt. Auch im vergangenen Jahr hatte die Sparkasse den Städten nur 2,235 Millionen Euro überwiesen, aber 31 Millionen Euro in die eigene „Risikovorsorge“ gebucht.

Schon das wäre nicht zwingend erforderlich gewesen. Die vorgeschriebene Eigenkapitalquote – sie dient der Absicherung von Risiken – hat die Sparkasse Duisburg längst erreicht. Sie liegt nach eigenen Angaben aktuell bei 19,4 Prozent. Vorgeschrieben sind knapp 13 Prozent.

Um bei der Finanzierung von Großprojekten wie dem Quartier1 am Hauptbahnhof (im Bild) mithalten zu können, müsse die Sparkasse Duisburg ihre Eigenkapital-Basis weiter ausbauen, argumentiert der Vorstandsvorsitzende Dr. Joachim Bonn.
Um bei der Finanzierung von Großprojekten wie dem Quartier1 am Hauptbahnhof (im Bild) mithalten zu können, müsse die Sparkasse Duisburg ihre Eigenkapital-Basis weiter ausbauen, argumentiert der Vorstandsvorsitzende Dr. Joachim Bonn. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Dr. Joachim Bonn: „Wollen im Kreditgeschäft um drei Prozent pro Jahr wachsen“

Die Verbreiterung der Eigenkapital-Basis diene dem Ziel, „im Kreditgeschäft um drei Prozent pro Jahr wachsen zu können“, erklärt Joachim Bonn.

Gewährte Kredite müssten mit Eigenkapital hinterlegt sein, es sei das Ziel, auch künftig bei Finanzierungen von großen Projekten wie im „Quartier 1“ am Hauptbahnhof ins Geschäft zu kommen. Dieser Strategie des Vorstands habe der Aufsichtsrat zugestimmt.

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„Extrem gesund und stabil aufgestellt“ nennt Vorstandschef Bonn das Geldinstitut. Müsste es nicht deshalb einen größeren Beitrag zur Entlastung des kommunalen Haushalts leisten, statt seine eigene finanzielle Basis ohne Not zu verbreitern?

Schließlich beendete Duisburg gerade seine bilanzielle Überschuldung, aber Altschulden in Höhe von immer noch rund 750 Millionen Euro sind in Zeiten steigender Zinsen eine Zeitbombe für künftige Haushalte.

Kämmerer Murrack: „Bin sehr zufrieden mit der Leistung der Sparkasse“

Kämmerer und Stadtdirektor Martin Murrack ist „sehr zufrieden mit der Leistung der Sparkasse“.
Kämmerer und Stadtdirektor Martin Murrack ist „sehr zufrieden mit der Leistung der Sparkasse“. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Kämmerer Martin Murrack fordert deshalb seit Jahren die Unterstützung von Bund und Land beim Abbau der Altschulden. Auf höhere Abführungen von Sparkassen-Gewinnen könne die Stadt dennoch verzichten, meint der Stadtdirektor: „Wir sind in der Lage, positives Eigenkapital aufzubauen und haben Luft, in die Zukunft dieser Stadt zu investieren. Wir bauen Schulen, Kitas und erneuern Straßen, konnten Gebühren und Steuern senken.“

Die Sparkasse habe sich wie alle Stadttöchter positiv entwickelt, schütte verlässlich aus und helfe mit ihren Stiftungen vielen Bürgern. Murrack: „Daher bin ich sehr zufrieden mit der Leistung der Sparkasse.“

Aufseher aus der Politik könnten höhere Gewinnabführung einfordern

Der Hebel für eine Veränderung liegt in den Rathäusern: Vorsitzender des Sparkassen-Aufsichtsrates ist OB Sören Link, dem Gremium gehören die Fraktionschefs von SPD und CDU, Bruno Sagurna und Thomas Mahlberg an.

Die Aufseher könnten eine höhere Gewinnabführung einfordern. Die letzte öffentliche Aufforderung dazu kam vor zwölf Jahren vom damaligen NRW-Innenminister und Duisburger SPD-Parteichef Ralf Jäger. „Es kann nicht sein, dass Töchter reich geschmückt sind, die Mutter aber dahinsiecht“, sagte er 2011 mit Blick auf hohe Millionengewinne, die schon damals bei der Sparkasse blieben.

>>KNAUSERIGE SPARKASSEN: STÄDTE SETZEN SICH NICHT DURCH

  • Dass Sparkassen ungern Gewinne an ihre Trägerstädte abführen, ist kein Duisburger Phänomen. Zwei Drittel aller deutschen Sparkassen schütteten gar keine Gewinne an die Eigentümer, ergab 2016 eine Auswertung des Recherchenetzwerks Correctiv.
  • Landesrechnungshöfe in Hessen und Niedersachsen kritisierten seinerzeit die Aufblähung des Eigenkapitals weit über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus. Sie beschneide den Handlungsspielraum der Städte.
  • Die häufig ahnungslosen kommunalen Vertreter in den Aufsichtsräten sollten sich endlich schlau machen, „ob und in welcher Höhe die wirtschaftliche Gesamtsituation ihrer Sparkassen Abführungen zulässt“, hieß es in einem Bericht des Landesrechnungshofs Niedersachsen.