Duisburg. Die Sparkasse Duisburg hat Bilanz zum Geschäftsjahr 2022 gezogen. Was der Vorstand zu Renditen auf Erspartes, Anlagen und Immobilienpreisen sagt.
Im Frühjahr 2022 blickte der Sparkassen-Vorstand auf ein schwieriges Jahr für das Geldinstitut und seine 260.000 Kunden in Duisburg und Kamp-Lintfort. Trotz des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der Energiepreis-Krise haben sich die Befürchtungen nicht bewahrheitet. „Es war ein gutes Jahr“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dr. Joachim Bonn nun am Dienstag bei der Vorstellung der Bilanz.
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Der Blick auf die Kennzahlen: Ein deutliches Plus beim Zinsüberschuss im Vergleich zum Vorjahr (von 89,4 auf 97,5 Millionen Euro) und weniger Verwaltungsaufwand (-1,4 Mio €) bringen gegenüber 2021 ein Plus von 6,3 Millionen Euro beim Betriebsergebnis (43,4 Mio €), die Bilanzsumme wächst auf 6,7 Milliarden Euro (2021: 6,56 Mrd. €). Nach Steuern und Abgaben weist die Sparkasse für das vergangene Jahr einen Bilanzgewinn von 5,4 Millionen Euro aus, das sind 600.000 Euro mehr als 2021.
Sparkasse Duisburg zu steigenden Zinsen: Sparer müssen sich noch gedulden
Die Sparkasse sei „extrem gesund und stabil aufgestellt“, betont der Vorstandschef. Er sehe „keinen Anfang einer Bankenkrise“ betont er mit Blick auf die Pleite der Silicon Valley Bank (USA) und der Übernahme der Credit Suisse: „Weltweit ist seit 2009 jede dritte Bank vom Markt verschwunden. Wir haben hier eine sehr strenge Aufsicht.“ Allerdings würden sich Sparer „noch genauer überlegen, wo sie ihr Geld anlegen.“
Noch halten die Renditen auf Erspartes mit dem Zinsanstieg aber noch nicht Schritt. Bis zu 1,75 Prozent bietet die Sparkasse für Festgeld (12 Monate) nun wieder an. Der Vorstand bittet die Sparer um Geduld: „Es wird sich ändern, aber wir haben noch viele Kredite aus der Niedrigzinsphase in den Büchern und mussten in der Folge des schnellen Zinsanstiegs massive Abschreibungen auf eigene Wertpapiere vornehmen.“ Immerhin: Auf die eigenen Einlagen bei der Bundesbank bekommt das Geldinstitut nun wieder drei Prozent Zinsen.
In schwierigen Zeiten wuchs das Kreditgeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen um 4,2 Prozent (91 Mio €/Gesamtbestand: 4,82 Mrd. €) – ein wenig schwächer als im Vorjahr (+4,9 %). „Materialengpässe sowie steigende Energie- und Verbraucherpreise machen Unternehmen und privaten Verbrauchern schwer zu schaffen“, sagt Vorstand Helge Kipping.
Immobiliengeschäft leidet unter sinkender Nachfrage
Das Geschäft mit privaten Immobilienfinanzierungen litt unter einer Vervierfachung der Zinsen. Das Ergebnis von 234 Millionen Euro (2021: 268 Mio €) spiegelt eine schwächere Nachfrage. Die Immobilienpreise sieht Kipping „vorerst weiter auf hohem Niveau“, sagt er. „Es wird sich aber normalisieren – und der Wunsch nach dem Eigenheim wird bleiben.“ Das spiegelt eine steigende Zahl von Bausparverträgen: Deren Volumen stieg auf über 140 Mio €, 27 Millionen Euro mehr als 2021.
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Trotz hoher Inflation entwickelte sich auch das Konsumentenkredit- und Einlagengeschäft besser als erwartet, berichtet Marcus Budinger. Die Kunden riefen Kredite in Höhe von 85 Millionen Euro auf (2021: 80 Mio €), die Einlagen stiegen um 94,4 Mio € (2021: 171 Mio €) auf 5,356 Milliarden Euro. Um einer „Realzinsfalle“ zu entgehen, empfiehlt der stellvertretende Vorstand eine strukturierte Anlage: „Angesichts der Inflationsentwicklung wäre es fatal, nur auf kurzfristige Anlageformen zu setzen.“
Online-Banking und Sparkassen-App: Jährlicher Zuwachs bis zehn Prozent
Online-Banking und Digitalisierung und mediale Kundenbetreuung lösen mehr und mehr den Filialbesuch ab: Von über 600.000 Konten werden mehr als 350.000 online geführt (2021: rd. 330.000), rund 113.000 Kunden nutzen die Sparkassen-App. „Wir erwarten jährliche Zuwächse zwischen fünf und zehn Prozent“, sagt Helge Kipping. Das Kunden-Servicecenter hat nun 60 Mitarbeitende, die 640.000 Anrufe bearbeiteten (2021: 570.000).
Bereits vor sieben Jahren hat die Sparkasse begonnen, sich auf diesen Trend einzustellen. Seither sank die Zahl der Geschäftsstellen mit Personal von 42 auf 16, hinzukommen 25 SB- und sechs Geldautomaten-Standorte in Duisburg und Kamp-Lintfort. Der Sparkassenbus fährt elf Haltestellen in Duisburg an. Eine weniger ist es ab dem 13. April: Die Eröffnung der neuen SB-Stelle in Ruhrort (ab 10 Uhr) markiert gleichzeitig den Abschluss des Filialnetz-Umbaus.
>>Energiepreis-Krise: „Es ist noch zu früh für Entwarnung“
- Bislang hätten auch die meisten Geschäfts- und Privatkunden die Multi-Krise gut überstanden, berichtet der Vorstand. „Worst-Case“-Berechnungen waren davon ausgegangen, dass bis zu 60.000 Sparkassen-Kunden ihre „Sparfähigkeit“ verlieren könnten – also nicht mehr genug Geld für den Lebensunterhalt haben.
- „Die staatlichen Entlastungspakete haben geholfen“, sagt Vorstand Helge Kipping, für Entwarnung sei es aber noch zu früh: „Für viele Mieter stehen die Abrechnungen der Energiepreise noch aus.“