Duisburg. Nach Abschluss der Untersuchungen zum Tod von Refat Süleyman (26) haben Bulgaren erneut in Duisburg demonstriert. Einige glauben weiter an Mord.
Zum zweiten Mal seit Oktober haben Teile der bulgarischen Community „für die lückenlose Aufklärung“ des Todes von Refat Süleyman demonstriert. Statt einer annähernd vierstelligen Zahl im Herbst nahmen dieses Mal kaum mehr als 100 Menschen an dem Protestmarsch teil, der über die Koloniestraße zur Staatsanwaltschaft Duisburg führte. Hintergrund: Die Untersuchungen zum Tod des Arbeiters wurden unter der Woche für abgeschlossen erklärt, lassen jedoch Fragen offen.
„Gerechtigkeit für Refat Süleyman“ steht auf vielen Plakaten. Wie schon im Oktober skandieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über weite Strecken „Adalet“, das türkische Wort für Gerechtigkeit. Auf einem Schild steht aber auch: „Es ist kein Arbeitsunfall. Es ist Mord!“ Die Spekulationen, der junge Bulgare türkischer Herkunft könnte einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen sein, halten sich weiter.
Refat Süleyman: Fragen zum Tod auf dem TKS-Gelände in Duisburg bleiben
Laut dem Verein „Stolipinovo in Europa“, der die Demo organisiert hat, habe es etwa mehrere Festnahmen gegeben. Die könnten auf ein Gewaltverbrechen hinweisen, seien von der Staatsanwaltschaft aber nicht bekannt gemacht worden. Darüber hinaus geht es dieses Mal auch um ganz grundsätzliche Dinge: „Stolipinovo in Europa“ tritt für die Rechte von Arbeitsmigranten aus Bulgarien ein, prangert Ausbeutung am Arbeitsplatz und eingeschränkten Zugang zu sozialen Rechten an.
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Die vergleichsweise geringe Teilnahme mag dem schlechten Wetter geschuldet sein. Doch auch die Präsenz in türkischsprachigen Medien war dieses Mal nicht mit der ersten Demonstration, damals in Bruckhausen, vergleichbar. Im Oktober hatte etwa die Nachrichtenseite des in Deutschland lebenden Türken Ben Yüksel, mit 300.000 Fans allein auf Facebook, den Protest beworben und später per Livestream übertragen. Menschen aus ganz Nordrhein-Westfalen waren dadurch nach Duisburg gekommen.
Refat Süleyman war am 14. Oktober 2022 nach einer Pause in ein metertiefes Schlammbecken auf dem riesigen Industrieareal von Thyssenkrupp gefallen und in dem zähen Schlamm erstickt. Der 26-Jährige war bei der Firma Buchen Umweltservice beschäftigt, die mit Reinigungsarbeiten auf dem TKS-Gelände beauftragt war. Das Unternehmen ist langjähriger Vertragspartner von Thyssenkrupp Steel.
Die Kriminalpolizei ermittelte, betonte aber mehrfach, es gebe keinerlei Anzeichen auf Fremdverschulden. Parallel untersuchte das Amt für Arbeitsschutz der Bezirksregierung den Vorfall. Auf die Frage, wie Refat Süleyman – offenbar allein – an den Unfallort gelangt ist, gibt es nach wie vor keine Antwort.
Mit dem Abschluss der Untersuchungen durch Bezirksregierung und Kripo steht das Verfahren auch bei der Staatsanwaltschaft Duisburg vor dem Abschluss.