Duisburg. Die Untersuchungen zum tödlichen Unfall eines Arbeiters bei Thyssenkrupp Steel sind abgeschlossen. Das sagen TKS, Betriebsrat und IG Metall.
Die laufenden Überprüfungen des Amt für Arbeitsschutzes zum tödlichen Unfall von Refat Süleyman (26) auf seinem Werksgelände in Duisburg-Bruckhausen hat Thyssenkrupp Steel (TKS) nicht kommentiert. Nun äußert sich das Unternehmen erstmals nach dem Abschluss der Untersuchungen. Auch der Vorsitzende des TKS-Gesamtbetriebsrats, Tekin Nasikkol und der 1. Bevollmächtigte der IG Metall, Karsten Kaus, nehmen Stellung zum Tod des jungen Bulgaren, der am 14. Oktober aus ungeklärter Ursache in einem Schlammbecken am Hochofen erstickte.
Er war bei dem von TKS mit Reinigungsarbeiten beauftragten Buchen Industrieservice beschäftigt.
Thyssenkrupp Steel: Untersuchungen haben bisher keine Befunde ergeben
„Der Unglücksfall des Partnerfirmenmitarbeiters macht uns nach wie vor betroffen“, teilt Thyssenkrupp Steel mit. „Wir haben intern unsere Prozesse und Abläufe umfangreich überprüft und während der Ermittlungen eng mit den Behörden kooperiert. Unsere eigenen wie die Untersuchungen der Bezirksregierung zu dem Vorfall haben bisher keine Befunde ergeben.“
Arbeitssicherheit habe bei Thyssenkrupp Steel „höchste Priorität und unsere hohen Sicherheitsstandards gelten grundsätzlich für alle auf unserem Werksgelände tätigen Personen einheitlich“, betont das Unternehmen: „Wir differenzieren nicht zwischen eigenen Beschäftigten, Partnerfirmen oder Besuchern.“
Tekin Nasikkol: „Wir können uns nicht erklären, wie es passiert ist“
„Dieser Fall hat uns extrem bewegt“, berichtet Tekin Nasikkol, „er ist unter den Betriebsräten, Vertrauensleuten und Mitarbeitenden intensiv diskutiert worden.“ Er selbst habe sich am Unfallort informiert, so der Betriebsratsvorsitzende: „Wir können uns nicht erklären, wie es passiert ist. Ich verstehe, das besonders die Angehörigen die Gründe für diesen tragischen Todesfall erfahren wollen. Aber Spekulationen helfen dabei niemandem. Daran werden wir uns als Betriebsrat nicht beteiligen.“
Das Unternehmen habe die Behörden unterstützt und eigene Untersuchungen angestellt, berichtet auch Nasikkol. „Aber es erschließt sich auch mir nicht, wie er dahin gekommen ist.“
Betriebsrat: Arbeitsschutz genießt Priorität vor der Produktion
Vorwürfe, mit dem Schutz der Mitarbeitenden von Fremdfirmen nehme es TKS nicht so genau, weist Nasikkol zurück. „Der Arbeitsschutz genießt beim Betriebsrat und auch beim Unternehmen schon seit langer Zeit höchste Priorität. Die Devise ist: Der Schutz des Menschen geht vor Produktion.“ Dabei werde nicht zwischen TKS-Belegschaft und Partnerunternehmen unterschieden: „Für alles, was auf dem Werksgelände geschieht, fühlen wir uns verantwortlich.“
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Auch Fremdfirmen müssten an die Regeln halten, sicherstellen, dass auch Sicherheitsunterweisungen von Mitarbeitenden verstanden werden, die kaum oder schlecht Deutsch sprechen. „Wir machen immer wieder deutlich, dass es höchste Priorität hat. Wer sich nicht daran hält, wird den Auftrag verlieren. Aber dass Regeln anders interpretiert werden, lässt sich nicht immer verhindern. Aber in diesem Fall ist meines Wissens kein Fehlverhalten festgestellt worden.“
Der Betriebsrat werde dennoch „nicht zur Tagesordnung übergehen“, versichert Nasikkol. „Jeder Fall ist ein Fall zu viel. Wir werden das Thema Sicherheit erneut in den Fokus rücken und Ideen entwickeln, was wir noch tun können.“
Karsten Kaus: Es liegt ein Grauschleier über dieser Art von Arbeiten
„Auf der Betriebsversammlung im Dezember und unter den Funktionären der IG Metall war der Unfall ein Thema“, sagt Karsten Kaus. „Das Vorhaben, Leiharbeit abzuschaffen, ist ein ersten Signal von TKS“, so der 1. Bevollmächtigte der IG Metall, „aber das heißt noch nicht, dass beauftragte Fremdunternehmen darauf ebenfalls verzichten“. Deshalb müsse im Konzern diskutiert werden, „bis zu welchem Punkt die Prüfverantwortung übernommen wird“. Unterweisungen in die Arbeitssicherheit dürften „nicht wegdelegiert werden“.
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Es müsse aber auch intensivere Überprüfungen durch eigenes Personal geben, fordert Karsten Kaus. „Selbst wenn Arbeiter einen Zettel in ihrer Muttersprache bekommen, muss auch sichergestellt sein, dass sie ihn lesen können.“ Es gebe nicht nur in der Stahlindustrie „einen Grauschleier über diese Art von Arbeiten“. Wie ist das zu lösen? „Das müssen die Unternehmen anhand solcher Fälle entwickeln“, sagt der Gewerkschafter, „es gibt da eine Gesamtverantwortung, gerade für die großen Player, die mit der Vergabe dieser Aufträge eine Marktmacht haben.“