Duisburg. Über 1000 Besucher sahen das Feuerwerk vor dem Rathaus in Duisburg aus nächster Nähe. Was hinter der Pyro-Show im Barockstil steckte.
Fünf Tonnen Schwarzpulver habe er in das Duisburger Rathaus schmuggeln lassen und am Ende der Show werde es in die Luft fliegen, raunt ein Herr im Barock-Kostüm. Musste Oberbürgermeister Sören Link um seinen Arbeitsplatz fürchten? Wohl kaum, denn der Herr ist Mitglied der Pyromantiker Berlin, deren Markenzeichen eine Verbindung von Theater und Feuerwerk ist. Vor dem Rathaus führen sie ihre Produktion „Versailles reloaded“ als Teil der Duisburger Akzente auf.
Es mögen etwa tausend Menschen gewesen sein, die plaudernd auf das dunkle Gebäude schauen. Dann erstrahlt Gerhard Mercator auf dem Brunnen im Scheinwerferlicht, scheinbar umrahmt von Hunderten Kerzen. Ein paar Silhouetten tauchen aus dem Dämmerlicht auf – eine Bühne, ein Karussell mit Pferd und zwei Giraffen. Alle diese Gegenstände werden in den nächsten 50 Minuten zum Gegenstand pyromanischen Treibens.
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Akzente-Stück „Versailles reloaded“ knüpft an höfische Tradition an
„Versailles reloaded“ will an die höfische Tradition der Barockfeuerwerke aus dem 16. – 18. Jahrhundert mit ihrer Verbindung von Spielszenen und pyromanischen Effekten anknüpfen. Gebrochen wird der historische Bezug durch den Witz und die Ironie der Figuren Madame Baröckchen (Marlis Hirche) und Francois Tourbillon (Oliver Dassing) sowie eines stummen, aber stets präsenten Feuerwerks- und Lichttechnikers.
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Das 1902 fertiggestellte Rathaus ist zwar kein Barockschloss, greift in seiner historistischen Architektur aber Elemente der Frührenaissance auf. Vor diesem Hintergrund entwickeln die Pyromantiker eine Show, die mit modernen, elektronisch auf Musik getakteten Feuerwerken und grandiosen Effekten wenig zu tun hat. Ihre Mittel sind weitaus bescheidener. Da flammt an passender Stelle mal zischend und flackernd ein großes Herz auf, Kerzen bei einer grotesken Festmahl-Szene sprühen plötzlich farbige Funken.
Handgemachtes Feuerwerk
Geschickt spielen die Pyromantiker mit den Erwartungen, kündigen einen großen Knall an, der sich als leiser bunter Hauch entpuppt. Kommentar von „Madame Bröckchen“: „So sind die Männer. Erst große Versprechungen, dann kommt nur heiße Luft.“
Das Feuerwerk der Pyromantiker ist nostalgisch und handgemacht. Sollen die Mähnen der Giraffen einen Funkenregen versprühen, muss man selber zündeln. Sollen bunte, bewegte Feuerräder das Publikum blenden, läuft und dreht man eben selbst. Und einen Lichtausfall überspielt man so eben auch ganz locker.
Begeisterte „Ahs“ und „Ohs“ oder tosenden Applaus gibt es selten. Das Publikum reagiert eher mit stillem Lächeln und entspannter guter Laune. Als es beim Finale lauter und spektakulärer wird, verschwindet das Rathaus tatsächlich. Nicht in die Luft, doch hinter einem Vorhang aus Licht. Am Ende steht ein herzlicher Beifall. Das Lächeln auf den Lippen bleibt noch eine Zeit.
>>DIE DUISBURGER AKZENTE
- Noch bis zum 2. April laufen die 44. Duisburger Akzente, diesmal mit dem Obertitel „Wunder“.
- Im Programm sind Filme und Vorträge, Ausstellungen und Inszenierungen.
- Der nächste Programmpunkt findet am Dienstag statt (20 Uhr): In der Salvatorkirche spielen Inga Lühning (Gesang) und André Nendza (Kontrabass) ihr Konzert „Under the moon“.
- Alle Infos, Termine, Ticketpreise: www.duisburger-akzente.de/