Duisburg. Mozarts „Zauberflöte“ ist zurück an der Rheinoper. Was überrascht: Die Inszenierung ist ein Welterfolg, doch in Duisburg gibt es wenig Beifall.
Vier Jahre lang war Mozarts „Zauberflöte“ nicht mehr in Duisburg zu sehen. Jetzt ist die weltweit nachgespielte Inszenierung von Barrie Kosky und Suzanne Andrade auf die Bühne des Theaters zurückgekehrt. Sie präsentierte den Stoff lebendig und kurzweilig wie zur Premiere im Jahre 2013.
Das Licht der Bühnenwelt erblickte diese Inszenierung erstmals im November 2012 in der Komischen Oper Berlin. Rheinopern-Intendant Christoph Meyer saß bei der Premiere im Publikum und äußerte schon in der Pause den Wunsch, das Werk in den Westen zu holen. Im Dezember 2013 erfolgte dann die Premiere in Duisburg, und die aktuelle Wiederaufnahme ist die 130. Vorstellung an der Deutschen Oper am Rhein.
„Zauberflöte“ in Duisburg: Inszenierung im Stile der 1920er Jahre
Die Spielleiter Tobias Ribitzki und Volker Böhm haben dafür gesorgt, dass die Sänger auf den Punkt genau agieren und das Zusammenspiel mit den Animationen von Paul Barritt funktioniert. Der Clou dieser Produktion ist, dass die Sänger vor einer weißen Wand stehen und anstatt eines Bühnenbildes um sie herum permanent Projektionen und Filme zu sehen sind. Barritt hat sich dabei von Graphic Novels und den Stummfilmen der 1920er Jahren inspirieren lassen.
So lässt Kostümbildnerin Esther Bialas den Vogelfänger Papageno als einen Wiedergänger Buster Keatons auftreten, und Pamina erinnert an Stummfilmikone Louise Brooks. Monostatos sieht aus wie der Vampir Nosferatu, während die Königin der Nacht eine Riesenspinne ist, und Sarastro mit Zylinder und Bart wie ein Doppelgänger von US-Präsident Abraham Lincoln daherkommt.
Schon in der ersten Szene, wenn sich die drei Damen der nächtlichen Königin in Tamino verlieben und um ihn streiten, zeigt sich, was von den Darstellern gefordert ist: Dann schwirren animierte Herzen umher, die aber von den Sängerinnen mit ihren Zigaretten zum Verpuffen gebrachten werden. Später spielen Papageno und Tamino mit virtuellen Katzen und Eulen. Da muss jede Handbewegung im richtigen Augenblick erfolgen, was gar nicht so einfach ist, weil die Sänger die Animationen selbst gar nicht alle sehen können.
Echte Luxusbesetzung bei Mozart-Inszenierung in Duisburg
Ein Vorteil der Inszenierung ist, dass es viele Sänger gibt, die in ihr schon an anderen Orten aufgetreten sind und die man so schneller einarbeiten kann. Zu diesen Künstlerinnen gehört Kim-Lilian Strebel, die in dieser Produktion schon in Montreal und Cincinnati gesungen hat. Hier präsentiert sie sich mit schönem Sopran als selbstbewusste Pamina. Ihr Tamino ist David Fischer aus dem Rheinopern-Ensemble, der mit klarem und kräftigem Tenor glänzt und auch einige heldische Töne besitzt.
Mit funkelnden Koloraturen kann Daniela Cappiello als Königin der Nacht aufwarten. Selbst die halsbrecherischen Spitzentöne singt sie leicht und geläufig. Etwas grummelig legt Sami Luttinen den Sarastro an, während Richard Sveda ein nobel singender Papageno ist.
Eine echte Luxusbesetzung erlebt man bei den drei Damen der Königin: Luiza Fatyol singt sonst die Titelrolle in „La Traviata“, Sarah Ferede ist hier als Sieglinde in Wagners „Walküre“ zu erleben und Ramona Zaharia ist eine international gefragte Carmen. Das Trio gibt den Frauen einen dramatischeren Tonfall, als man es sonst bei Mozart gewohnt ist.
Dirigent Vitali Alekseenok stellt sich als neuer Kapellmeister vor
Am Pult der Duisburger Philharmoniker stellt sich der junge Dirigent Vitali Alekseenok als neuer Kapellmeister vor. Die Ouvertüre lässt er sehr energetisch und mit geschärften Blechbläsern musizieren. In der Oper sorgt er für fließende Übergänge von den Dialogszenen, die hier wie im Stummfilm mit Texteinblendungen funktionieren, zu den Arien und Ensembles.
Etwas überrascht ist man, dass im gut besuchten Theater selbst nach Paradenummern wie den Arien der Königin der Nacht nicht applaudiert wird. Fließen hier die Szenen so schnell ineinander über, dass keine Zeit für Beifall bleibt oder ist das Publikum von der bildgewaltigen Optik dieser Inszenierung überwältigt? Am Ende der Vorstellung gibt es aber viel Beifall für alle Sängerinnen und Sänger.
>>“ZAUBERFLÖTE:“: WEITERE VORSTELLUNGEN IN DUISBURG
Mehr als 600.000 Menschen haben weltweit die Inszenierung von Suzanne Andrade und Barrie Kosky gesehen, so in Los Angeles, Chicago, Houston, Paris, Warschau, Helsinki, Turin, Tel Aviv und Buenos Aires.
In Duisburg gibt es bis Mai noch sieben weitere Vorstellungen der „Zauberflöte“. Alle Termine sowie Tickets gibt es unter www.operamrhein.de.