Duisburg. Veranstalter kämpfen ums Überleben. Jetzt sind in Duisburg zwei Versionen des gleichen Balletts zu sehen. Schafft man sich selbst Konkurrenz?

Mehr denn je kämpfen Veranstalter um Publikum, klagen über schleppende Vorverkäufe, sind zu Absagen gezwungen. Große Hoffnungen ruhen auf der Weihnachtszeit, die meist deutlich mehr Besucherinnen und Besucher lockt. In Duisburg kommen jetzt zwei Versionen des gleichen Balletts fast zeitgleich auf die Bühne – die Deutsche Oper am Rhein bringt den Klassiker „Der Nussknacker“ an neun Terminen im November und Dezember ans Theater, die Agentur Art Trends am 15. Dezember in die Rheinhausenhalle. Schaffen sich die Veranstalter selbst zusätzliche Konkurrenz?

Beide Inszenierungen finden in städtischen Hallen statt. Duisburg zahlt jährlich einen zweistelligen Millionen-Betrag, damit das Opernhaus aus Düsseldorf rund ein Drittel seiner Aufführungen hier stattfinden lässt. Die Rheinhausenhalle wiederum wird durch das städtische Hallenmanagement Duisburg Kontor an externe Veranstalter vermietet.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Duisburg Kontor darf keine Vermietungen ablehnen

Auch beworben werden die Stücke ähnlich. „Das legendäre Ballett für die ganze Familie“, preist Art Trends seine Inszenierung zur berühmten Musik von Tschaikowski an. „Ein überaus familientaugliches Stück“, schreibt die Deutsche Oper am Rhein.

Auch interessant

Von Seiten Duisburg Kontors sei die Überschneidung nicht zu vermeiden gewesen, erklärt Sprecher Alexander Klomparend: „Die Duisburg Kontor Hallenmanagement GmbH als Vermieterin der Rheinhausen-Halle unterliegt einem Kontrahierungszwang.“

Das bedeutet: Erfüllen Veranstalter bestimmte Grundvoraussetzungen, etwa beim Versicherungsschutz, darf Duisburg Kontor die Vermietung nicht ablehnen. Regelmäßige Einnahmen müssen sichergestellt sein, daran würden auch inhaltliche Ähnlichkeiten zu anderen Aufführungen nichts ändern. „Zudem trägt hier der Mieter als Veranstalter das wirtschaftliche Risiko“, betont Klomparend.

Veranstalter im Überlebenskampf: „Sind sehr unglücklich“

Und beim Mieter, in diesem Fall also Art Trends, sei man „sehr sehr unglücklich wegen dieser Überschneidung“, sagt Mitarbeiterin Heike Weyrauch. „Wir kämpfen ums Überleben. Als privatwirtschaftliches Unternehmen haben wir es ohnehin schwer gegen die staatlich subventionierten Häuser, die ihre Tickets zu Dumping-Preisen anbieten.“

Die Deutsche Oper am Rhein bringt rund ein Drittel ihrer Produktionen im Theater Duisburg zur Aufführung.
Die Deutsche Oper am Rhein bringt rund ein Drittel ihrer Produktionen im Theater Duisburg zur Aufführung. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

59,90 Euro zahlen Erwachsene für „Der Nussknacker“ in der Rheinhausenhalle, aufgeführt vom „Italian National Ballett“. 19 Euro kostet die günstigste Kategorie für das Ballett im Theater Duisburg – diese Karten sind für alle Vorstellungen bereits vergriffen.

Heike Weyrauch will keine Zahlen nennen, deutet aber an, dass der Vorverkauf bislang nicht zufriedenstellend verläuft. Sie würde sich mehr Austausch zwischen den Spielstätten wünschen, denn: „Wir bekommen keinerlei Informationen über die Programmplanungen.“

Wie sehr überschneiden sich die Zielgruppen?

„Sicher nicht ganz glücklich“ nennt Opern-Sprecherin Monika Doll die Überschneidung. Grundsätzlich glaube sie aber, dass die zwei Versionen des gleichen Balletts ganz unterschiedliche Zielgruppen ansprächen. Dem stimmt Stadt-Sprecher Sebastian Hiedels zu: „Qualität und Ästhetik der Produktionen in den Bezirken sind nicht mit der des Balletts am Rhein vergleichbar.“

Aktuell verkaufe sich „Der Nussknacker“ gut, sagt Monika Doll. Die Inszenierung von Demis Volpi war im Vorjahr bereits in Düsseldorf zu sehen, habe sich so schon etablieren können. „Die Leute wissen, was sie erwartet.“

>> DUISBURG ZAHLT MILLIONEN FÜR DIE OPER AM RHEIN

Seit mehr als 65 Jahren freuen sich Kulturbegeisterte in Duisburg über die Produktionen der Deutschen Oper am Rhein. 1955 wurde die „Opern-Ehe“ mit dem Düsseldorfer Haus vertraglich besiegelt. Das lässt sich die Stadt Duisburg bis heute einiges kosten.

Der Wirtschaftsplan für das laufende Geschäftsjahr 2022/2023 weist Zuschüsse der drei Gesellschafter von knapp 44 Millionen Euro aus. Davon entfallen rund 33 Millionen auf die Stadt Düsseldorf, 11 Millionen auf die Stadt Duisburg, und etwa 250.000 Euro auf den Förderverein „Freundeskreis“.

Im bislang letzten veröffentlichen Jahresabschluss der Oper wird eine Auslastung im Theater Duisburg von knapp 67 Prozent ausgewiesen – in der Corona-gebeutelten Spielzeit 2020/21.