Duisburg. Das Stadttheater gehört zu den Wahrzeichen Duisburgs. Doch der Sanierungsbedarf am Gebäude ist hoch. Warum das Projekt sehr teuer werden könnte.

Der Schein trügt an einem Duisburger Wahrzeichen: Das Theater betreten Besucher durch den gepflegten Eingangsbereich mit monumentalen Säulen und strahlend weißer Fassade. Hinter den Türen wartet das schicke Foyer. Wer allerdings das ganze Gebäude umrundet, ahnt: Der Zustand des Hauses ist gar nicht so gut.

Seit nunmehr zehn Jahren steht am hinteren Teil des Theaters ein Gerüst. Es soll verhindern, dass Teile des Daches herunterfallen und im schlimmsten Fall Menschen treffen. Die Fassade in diesem Bereich ist stark verwittert, die Fenster sind alt. Und auch im Innern des Gebäudes sollen Instandsetzungsmaßnahmen dringend nötig sein.

Sanierung am Theater Duisburg: Zusätzliche Kosten durch Spielpause

Die Mängel sind lange bekannt, doch bislang nahm das Thema Sanierung nie so richtig Fahrt auf. Das könnte sich bald ändern: Wie die Stadt auf Nachfrage der Redaktion bestätigt, wird zurzeit an einer Machbarkeitsstudie gearbeitet.

Das Theater in Duisburg am Montag, 23. Januar 2023. Das Gebäude ist marode und muss saniert werden. Foto: Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Das Theater in Duisburg am Montag, 23. Januar 2023. Das Gebäude ist marode und muss saniert werden. Foto: Stefan Arend / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Weitere Angaben könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen, teilt Stadtsprecher Sebastian Hiedels mit: „Die bis jetzt gewonnenen Erkenntnisse erfordern noch intensive Untersuchungen.“ Fragen zum genauen Umfang der Sanierung, zu den Kosten oder zum zeitlichen Ablauf könnten deshalb noch nicht beantwortet werden.

Wie die Redaktion aber aus zuverlässiger Quelle erfuhr, hat ein Architektenbüro die Gesamtkosten auf 128 Millionen Euro geschätzt. Nicht nur die Baumaßnahme selbst würde viel Geld verschlingen. Auch Einnahmenverluste durch einen pausierenden Spielbetrieb oder Mietkosten für eine Ersatzspielstätte müssten eingeplant werden.

Gerüst am Theater Duisburg kostet seit zehn Jahren Miete

Bis diese Untersuchungen abgeschlossen sind, sei der laufende Betrieb nicht akut gefährdet, sagt Sebastian Hiedels. „Das Theater ist technisch in einem guten Zustand und die baulichen Mängel beeinträchtigen nicht unmittelbar die Besucher oder Mitarbeiter.“ Gleichwohl seien im Zuge der Sanierung auch Fragen der Energietechnik, zum Beispiel die Einfachverglasung des Hauses, oder die mangelnde Barrierefreiheit zu berücksichtigen.

Das Theater in Duisburg am Montag, 23. Januar 2023. Das Gebäude ist marode und muss saniert werden. Foto: Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Das Theater in Duisburg am Montag, 23. Januar 2023. Das Gebäude ist marode und muss saniert werden. Foto: Stefan Arend / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Wie lange während der Bauphase keine Veranstaltungen stattfinden können, sei abhängig vom gewählten Sanierungsmodell. „Unser Ziel ist eine lange Planungsphase, um die Schließzeit möglichst kurz zu halten.“ Mögliche Ersatzspielstätten habe die Stadt wegen der noch ungeklärten Konzeption bislang nicht geprüft.

Bei einem neunstelligen Betrag fast nebensächlich wirken die 20.000 Euro, die das Schutzgerüst die Stadt Duisburg pro Jahr kostet. Da es allerdings seit 2013 dort steht, wurden bereits über 200.000 Euro für Miete und Instandhaltung fällig. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der Ratsfraktion von Junges Duisburg (JuDu) aus September 2022 hervor.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Sprinkleranlage verursachte 2019 einen Wasserschaden im Theater

JuDu hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach nach dem Sanierungsbedarf des Gebäudes erkundigt. „2014 haben wir die erste Anfrage gestellt“, erinnert sich die kulturpolitische Sprecherin Christiane Wedding. Zu diesem Zeitpunkt stand das Gerüst seit einem Jahr, und man habe so langsam geahnt, dass nicht nur ein paar lose Dachziegel zu reparieren sind.

Auch interessant

Auf die Anfragen ihrer Fraktion habe die Stadt aber nie umfangreich geantwortet. „Erst nach dem Wasserschaden wurde mal ausgesprochen, dass eine umfassende Sanierung nötig ist“, sagt Christiane Wedding. Das war 2019, als bei einer Routineprüfung die Sprinkleranlage ausgelöst worden war. Die Beseitigung der Schäden – vor allem die Bühnentechnik stand unter Wasser – soll mindestens zwei Millionen Euro gekostet haben.

>>THEATER UND CO.: KOSTEN EXPLODIEREN IN ANDEREN STÄDTEN

Auch in anderen Orten müssen Kulturstätten erneuert werden. Die Ausgaben sind dabei oft schwer zu kontrollieren. In Düsseldorf etwa explodierten die Kosten für die Sanierung des Opernhauses schon bei der Planung – wurde 2019 noch von 86 Millionen Euro ausgegangen, standen zwei Jahre später mehr als 600 Millionen Euro im Raum. Am Ende entschied man sich für einen Neubau, der für rund 750 Millionen Euro entstehen soll.

In Köln liefen die Kosten für Oper und Schauspielhaus während der Bauphase aus dem Ruder. Ursprünglich waren dort 250 Millionen eingeplant worden, dieser Betrag hat sich mittlerweile fast verdreifacht. Die Sanierung soll 2024 nach zwölfjähriger Bauzeit abgeschlossen sein.