Duisburg. Busse und Bahnen, Kitas und Entsorgung – der Warnstreik traf am in Duisburg viele Bereiche. Das sagte OB Link bei der zentralen Kundgebung.

Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will: Nach der Devise des 160 Jahre alten Liedes der Arbeiterbewegung brachte der Warnstreik des öffentlichen Dienstes am Dienstag in Duisburg den Bus- und Straßenbahnverkehr zum Erliegen. Rund 3000 Beschäftigte machten bei der Kundgebung der Gewerkschaft Verdi Druck auf die Arbeitgeber, in der dritten Verhandlungsrunde vom 27. bis 29 März ein „abschlussfähiges Angebot“ vorzulegen.

Sternmarsch der Beschäftigten zur Kundgebung auf dem Burgplatz

In einem Sternmarsch waren die Beschäftigten am Vormittag aus den Betrieben in Richtung Rathaus marschiert: von den Stadtwerken an der Bungertstraße, von den DVG-Depots im Grunewald und Am Unkelstein, den Stadtwerken an der Bungertstraße und den Wirtschaftsbetrieben am Innenhafen aus. Beschäftigte von Sparkasse, Kitas, Sana-Kliniken sowie Wasser- und Schifffahrtsverwaltung hatten sich vor dem Hauptbahnhof versammelt, um von dort gemeinsam zum Burgplatz zu ziehen.

■ zum Artikel Streik in Duisburg: Folgen für Schüler und Kita-Kinder

■ zum Artikel DVG-Streik: In Duisburg wurden viele Pendler kalt erwischt

Auch interessant

„Wir sind es wert“ – das war die Parole des Tages, mit der die Gewerkschaft gemeinsam mit den Belegschaften ihre Forderung bekräftigte – 10,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens 500 Euro brutto pro Monat. Als „erbärmlich und empathielos“ bezeichneten die Redner auf dem Burgplatz das Angebot der Arbeitgeber (siehe Infobox).

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Das sei „Sozialdemokraten unwürdig“ hieß es in Richtung der beiden Verhandlungsführerinnen, der Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin Kathrin Welge und Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Deren Einschätzung, Bund und Kommunen hätten „ein sehr gutes und sehr faires Angebot vorgelegt“, das „Ausdruck des Respekts“ vor der Leistung der Beschäftigten sei, bezeichnete nicht nur Jugendvertreter Levin Schneider-Siebiera als „Unverschämtheit“.

In einem Sternmarsch waren rund 3000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes aus Duisburg und anderen Städten des Verdi-Bezirks Niederrhein zur zentralen Kundgebung auf den Burgplatz gekommen.
In einem Sternmarsch waren rund 3000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes aus Duisburg und anderen Städten des Verdi-Bezirks Niederrhein zur zentralen Kundgebung auf den Burgplatz gekommen. © Martin Ahlers | Martin Ahlers

„Wenn es sein muss, machen wir den Laden für ein paar Tage dicht“

Warnstreik in Duisburg- Auch Kitas, DVG und Stadt betroffenDer öffentliche Dienst habe in der Pandemie „dieses Land am Laufen gehalten“ und sei auch deshalb nun bereit, für die Durchsetzung der Forderungen zu streiken, machten die Gewerkschafter deutlich: „Wenn es sein muss, dann machen wir den Laden für ein paar Tage dicht.“ Um für Bewegung bei den Arbeitgebern zu sorgen, „können wir uns auch in Gelsenkirchen auf die Rathaustreppe kleben“, rief Marco Schliemann, Personalratsvorsitzender der Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD), den Demonstranten zu.

Der Beifall in der Pandemie fülle angesichts von Inflation und Energiepreis-Krise weder Kühlschrank noch Benzintank, rechtfertigte Martin Scholz die Forderung. „Viele gehören zu den unteren Lohngruppen, sind Alleinerziehende oder Teilzeitbeschäftigte“, so der Verdi-Sekretär, „die Kohle reicht bei denen vorn und hinten nicht.“ Die Forderung nach mindestens 500 Euro pro Monat sei deshalb „sozial gerechtfertigt“.

„Ich bin ein harter Hund“, sang Carsten Butterwegge. Der Sänger, aufgewachsen in Duisburg-Beeck, spielte zur Einstimmung der Demonstranten bei der Kundgebung auf dem Burgplatz.
„Ich bin ein harter Hund“, sang Carsten Butterwegge. Der Sänger, aufgewachsen in Duisburg-Beeck, spielte zur Einstimmung der Demonstranten bei der Kundgebung auf dem Burgplatz. © Martin Ahlers | Martin Ahlers

Oberbürgermeister Sören Link: Ich kann die Forderung nachvollziehen

Auch interessant

„Nachvollziehbar“ nennt auch Oberbürgermeister Sören Link die Forderung. „Ihr seid das Rückgrat, das die Gesellschaft am Laufen hält, und ihr habt mehr verdient als Klatschen“, so der OB, der für eine kurze Ansprache auf die Bühne kam. „Es kann nicht sein, dass die Arbeitnehmer für die steigenden Kosten die Zeche zahlen.“

Gleichwohl benötige eine Stadt wie Duisburg aber Spielraum, um auch weiterhin mehr Personal und Auszubildende einstellen zu können, so Link weiter. „Es muss einen Abschluss geben, der für beide Seiten tragbar ist und ich bin sicher, dass sie es verantwortungsvoll hinkriegen.“

>> WAS VERDI FORDERT UND DIE ARBEITGEBER BIETEN

  • Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Tabellenentgelte um 10,5 Prozent, mindestens aber um 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
  • Die Entgelte von Auszubildenden, Studierenden und Praktikanten sollen um 200 Euro monatlich steigen. Azubis sollen unbefristet übernommen, Regelungen zur Altersteilzeit verlängert werden.
  • In der zweiten Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeber von Bund und Kommunen eine lineare Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten (3 Prozent zum 1. Oktober 2023 und weitere 2 Prozent zum 1. Juni 2024) angeboten. Das soll auch für Auszubildende gelten.
  • Steuer- und abgabenfrei soll eine Inflationsausgleichszahlung in Höhe von insgesamt 2500 Euro sein (1500 Euro unmittelbar, 1000 Euro im Jahr 2024). Die Jahressonderzahlung für alle Beschäftigten soll angehoben werden.
  • Die Kosten beziffern die Arbeitgeber bei einer Laufzeit bis März 2025 auf 11,6 Milliarden Euro für die Kommunen, auf 1,25 Mrd. für die Tarifbeschäftigten des Bundes (4,55 Mrd. bei vergleichbarer Übertragung auf den Beamtenbereich).