Duisburg. Die Gebag übernimmt die Bewirtschaftung der städtischen Kita-Immobilien. Prokuristin Sandra Altmann erläutert die Sanierungs- und Ausbauplanung.

Vom städtischen Immobilienmanagement IMD ist die Bewirtschaftung der städtischen Kita-Immobilien zum Jahreswechsel zur Gebag gewechselt. Die städtische Baugesellschaft verantwortet nun außer Sanierung und Instandhaltung auch den dringend erforderlichen Ausbau der Kita-Landschaft in Duisburg. Wie sie plant, erklärt Gebag-Prokuristin Sandra Altmann, die mit Stadtdirektor Martin Murrack das „Sondervermögen Kita“ (SVK) führt.

Ist die Idee zum Wechsel der Kitas zur Gebag aus der Not des IMD geboren?

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Nein, nein. Es ist Teil einer Gesamtstrategie, an der die Stadt gemeinsam mit ihren Töchtern konsequent arbeitet – sie hat mit der DIG angefangen, geht über die Schulbaugesellschaft und mündet jetzt im Sondervermögen. Und deshalb soll die Bewirtschaftung der Kitas an die Gebag gehen. Es soll sich eine Win-Win-Situation ergeben: Das IMD, es leidet unter Personalmangel, wird entlastet. Die Gebag hat schon 2017 einige Kitas übernommen und Erfahrungen gesammelt, inzwischen haben wir 17 seither von uns gebaute Kitas im Bestand. Es ist deshalb eine sinnvolle Portfolioergänzung. In der Gründung des SVK liegen dabei viele Vorteile. Durch die Doppelspitze mit Martin Murrack und mir haben wir dabei eine perfekte Schnittstelle in die Stadtverwaltung sowie in die Gebag.

Meiste Duisburger Kitas wurden bereits vom IMD ins Sondervermögen übertragen

Wie ist der aktuelle Stand?

Der größte Teil ist mit 65 Kitas in etwa 45 stadteigenen und 20 angemieteten Immobilien bereits ins SVK übertragen. Weitere 15 bis 20, die derzeit vom IMD saniert oder erweitert werden, wechseln nach dem Abschluss der Arbeiten.

Gebag-Prokuristin Sandra Altmann ist als Bereichsleiterin bei der Gebag für die Bewirtschaftung der Kitas zuständig. Vorsitzender der Geschäftsführung des SVK ist Stadtdirektor Martin Murrack.
Gebag-Prokuristin Sandra Altmann ist als Bereichsleiterin bei der Gebag für die Bewirtschaftung der Kitas zuständig. Vorsitzender der Geschäftsführung des SVK ist Stadtdirektor Martin Murrack. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Kennen Sie die Immobilien oder haben Sie die Katze im Sack „gekauft“?

Sowohl als auch. Im Januar haben wir mit einer Begehung aller Kitas begonnen, Mitte März wollen wir fertig sein. Bisher haben wir 30 Einrichtungen gesehen und den technischen Zustand dokumentiert. Wir nutzen die Begehungen auch, um uns bei den Kita-Leitungen vorzustellen und bei den zuständigen Mitarbeitenden des Jugendamtes, die uns begleiten.

Instandhaltungsstau bei den Immobilien ist unterschiedlich hoch

Wie beschreiben Sie den Zustand?

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Wir sehen Kitas, in die investiert wurde und die in gutem Zustand sind. Andere haben erheblichen Investitionsbedarf. Insgesamt stellen wir einen Instandhaltungsstau fest , aber er ist unterschiedlich hoch. Was akut und kostenmäßig überschaubar ist, beauftragen wir aus der Begehung heraus sofort. Größere Maßnahmen dokumentieren wir und planen sie ab dem Wirtschaftsplan 2024 des SVK nach und nach ein. Wir können nicht alle Probleme auf einen Schlag lösen.

Wie viele Kitas wollen Sie neu bauen?

Aktuell sind drei im Bau und eine ist in Planung, zwei stehen an der Oberen Kaiserswerther Straße in Wanheim und In den Peschen in Rheinhausen vor der Übergabe im März. Am Herkenweg, ebenfalls in Rheinhausen, wird ab Sommer gebaut, danach steht dort die Kita Feldrain an. Weitere Prioritäten werden gerade abgestimmt. Wir könnten in den kommenden drei Jahren vier Kitas pro Jahr bauen. Ob es dann so weitergeht, richtet sich nach dem Bedarf und den Rahmenbedingungen.

Verfügbarkeit von Grundstücken für neue Kitas ist kein akutes Problem

Sind genügend Baugrundstücke verfügbar?

An einigen Standorten wird abgerissen und neu gebaut, derzeit in der Modul-Bauweise, die sich bewährt hat. Andere Grundstücke gehören schon uns oder der Stadt. Akut ist es also kein Thema. Aber es wird der Punkt kommen, wo es schwieriger wird.

Die Träger können die Mieten über die Erstattungen aus dem Kinderbildungsgesetz (KiBiz) nicht bestreiten, weil das Geld dafür nicht reicht. Wo sehen Sie eine Lösung?

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Richtig, mit den derzeitigen KiBiz-Erstattungen durch das Land können die Träger eine Kita nicht wirtschaftlich betreiben. Die Diskussion über die Verträge für die beiden fast fertiggestellten Kitas war auch deshalb schwierig, weil sie in die Übergangs- beziehungsweise Gründungszeit des SVK fiel und sich zwischendurch die Rahmenbedingungen änderten. Stadt und Träger beraten derzeit über eine pauschale Erstattung, um die Finanzierungslücke zu schließen. Ich bin zuversichtlich, dass wir im März zu einer guten Lösung kommen.

Die Gebag hat auch Abstriche gemacht bei ihren Forderungen. Warum?

Wenn die Gebag einen Neubau frei finanzieren muss, sind die Mieten höher. Das SVK kann günstigere kommunale Finanzierungsbedingungen nutzen. Bei einer der beiden neuen Kitas reicht deshalb nun statt 14 Euro der KiBiz-Satz in Höhe von 11,37 Euro pro Quadratmeter, bei der anderen sind es statt 18 Euro nun 12,50 Euro. Grundsätzlich sind die Beleihungswerte für Kitas schlecht, das erschwert die klassische Finanzierung. Ich verstehe auch die Forderung an das Land, die Mieterstattung zu erhöhen – das passt so nicht.

Gebag kalkuliert für neue Kita-Projekte mit 15 Prozent Steigerung bei den Baukosten

Auch wegen steigender Bau- und Energiekosten?

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Ja, für die nächsten Projekte kalkulieren wir mit einer Kostensteigerung von 15 Prozent. Mit einer großen Rückwärtsbewegung der Baukosten rechne ich nicht, es wird sich hoffentlich einpendeln. Für die Energie werden wir gute Konzepte finden. Die Neubauten sind sehr energieeffizient mit einem Jahresverbrauch von 40 Kilowattstunden Energie pro Quadratmeter und Jahr. Sie werden über Luft-Wasser-Wärmepumpen versorgt. Hinzu kommt eine Photovoltaik-Dachanlage, die auch die Pumpe antreibt. Ob auch die Dächer der Altbauten dafür geeignet sind, werden wir prüfen.

Mehr Arbeit – bekommen sie dafür zusätzliches Personal?

Nein. Wir haben im Haus zwei Bauleiter, die derzeit nur Kitas machen, und ein Team für die Bewirtschaftung. Das wird künftig die SVK-Kitas bearbeiten. Verstärkung kommt durch die Mitarbeitenden, die bislang in der Hausverwaltung von Fremdimmobilien tätig waren – diesen Bereich hat die Gebag zum Jahreswechsel aufgegeben.

>> STICHWORT: SONDERVERMÖGEN KITA (SVK)

  • Aus steuerlichen und organisatorischen Gründen sind die Kita-Immobilien nicht in den Bestand der Gebag eingebracht, sondern in ein so genanntes „Sondervermögen Kinder- und Jugendbereich Duisburg“ (SVK).
  • Vorsitzender der Geschäftsführung ist Stadtdirektor Martin Murrack, verantwortet wird das SVK bei der Gebag von Bereichsleiterin und Prokuristin Sandra Altmann.